Ins Netz gegangen #03: Linktipps zu Social Media
TEXT – SUSANNE KRIEG
Nun bricht sie wieder an: die besinnliche Zeit. Vielleicht ja eine gute Gelegenheit, sich entspannt zurückzulehnen und zu rekapitulieren, was sich in den letzten Wochen des Jahres im Social-Media-Zirkus zugetragen hat. Manege frei für die Nachrichtenagenturen, die soziale Netzwerke zur Kasse bitten wollen, für Melissa Spitz, die TIMES-Instagram-Fotografin des Jahres geworden ist, für die Netzneutralität, deren Ende naht, für einen Ex-Manager von Facebook, der seinen Kindern »den Scheiß«, für den er früher gearbeitet hat, verbietet und nicht zuletzt ein paar Erklärungen, weshalb Männer so häufig Kommentarspalten dominieren. In diesem Sinne: Frohes Fest und guten Rutsch!
1. Nachrichtenagenturen fordern Geld von Facebook und Google
Zahltag? Neun europäische Nachrichtenagenturen, darunter AFP und DPA, wollen Internetgiganten wie Google, Facebook und Twitter zur Kasse bitten. Denn die verdienten mit der Einbindung journalistischer Inhalte Geld, ohne die Agenturen für ihre Dienstleistung zu entlohnen. »Weder Facebook noch Google haben einen Newsroom. Sie entsenden keine Journalisten nach Syrien, die dort ihr Leben riskieren. Sie betreiben kein Büro in Simbabwe, das Mugabes Flucht recherchiert. Sie haben auch keine Redakteure, die Informationen verifizieren.« Ob Facebook, Google & Co. den Appell aus Europa wirklich erhören, bleibt derweil fraglich.
2. Melissa Spitz: eindrückliches Storytelling auf Instagram
»You have nothing to worry about« nennt die 29-jährige amerikanische Fotografin Melissa Spitz eine Instagram-Galerie, in der sie das Leben ihrer psychisch kranken Mutter Deborah festhält, die zu verschiedenen Zeiten mit paranoider Schizophrenie, Depression und bipolarer Störung diagnostiziert wurde. Durch ihr eindrückliches Storytelling ist es Spitz gelungen, auf ihrem Account, dem inzwischen über 45.000 Menschen folgen, ein Diskussionsforum über psychische Erkrankungen zu schaffen. Auch dafür ist Spitz nun zum TIME Instagram Photographer of the Year ernannt worden. Wohl verdient, wie wir meinen!
3. Netzneutralität: Wegweisende Entscheidung über die Zukunft des Internets in den USA
Und plötzlich war sie futsch! »Netzneutralität« mag als Begriff sperrig klingen, doch sie bildet eines der Grundprinzipien des Internets. Es besagt, dass alle Internet- und Mobilfunkanbieter alle Daten gleichberechtigt transportieren müssen. Um was für einen Datentyp es sich handelt, von wo er kommt und an wen er geht, darf dabei keine Relevanz haben. Ähnlich dürfen Telefonanbieter auch nicht selbst entscheiden, ob sie einen Anruf durchstellen oder nicht. In den USA entschied nun jedoch die zuständige Behörde »FCC« (Federal Communications Commission), dass Daten gegen Bezahlung bevorzugt werden können. Das dürfte gut betuchten Internetgiganten wie Facebook und Google Wettbewerbsvorteile verschaffen, kleinen Firmen jedoch schaden. Und im Zweifel auch den Nutzern. Nun soll Klage erhoben werden.
4. Facebook Chamath Palihapitiya
2005 bis 2011 arbeitete er als »Vice President For User Growth« bei Facebook. Heute fühlt sich der Millionär Chamath Palihapitiya ungeheuer schuldig dafür, im Namen von Facebook »kurzfristige, dopamingetriebene Rückkopplungsschleifen« geschaffen zu haben, die die Funktionsweise der Gesellschaft zerstörten. »Ich kann die Entscheidungen meiner Kinder kontrollieren, was bedeutet, dass sie diesen Scheiß nicht benutzen dürfen«, ließ er unlängst in einer Podiumsdiskussion in Stanford verlauten. »Chamath ist bereits seit sechs Jahren nicht mehr bei uns«, beginnt ein Statement von Facebook. Die Firma habe sich sehr verändert. Man sei nun auch bereit, die eigene Profitabilität zu reduzieren, um die richtigen Investitionen zu tätigen. Auf den Vorwurf, soziale Medien schufen Feedback-Schleifen, ging das Statement dabei allerdings nicht ein. Vor kurzem erst hat Facebook seinen ersten Messenger-Dienst für 6- bis 12-Jährige an den Start gebracht, bei dem Eltern jedem neuen Online-Kontakt ihrer Kinder zustimmen müssen. Ob das wohl tatsächlich eine »bessere« Investition ist?
5. Warum Frauen auf Facebook verstummen
Am Anfang war nur ein vages Gefühl: dass Frauen in den Kommentarspalten von Facebook irgendwie unterrepräsentiert sind. Doch nachdem das NDR-Medienmagazin ZAPP mehr als 700.000 Kommentare von den Facebook-Seiten großer Medienhäuser, darunter Bild, Welt, Spiegel Online, Focus Online, FAZ und taz heruntergeladen und analysiert hat, bestätigte sich: Ohne Ausnahme sind Männer in der Überzahl. ZAPP liefert gleich mehrere Antworten auf das »Warum«.
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Susanne Krieg
Journalistin mit einer Leidenschaft für multimediale Inhalte. Nach über zehn Jahren als GEO-Redakteurin arbeitet die inzwischen zertifizierte Social-Media-Managerin als Texterin und Dozentin für crossmediale Themen.
www.susanne-krieg.de