25. August - 2. November 2022
Andrea Gjestvang

The Atlantic Cowboy

25. August - 2. November 2022
Die Ausstellung wurde am Donnerstag, 25. August 2022, in Anwesenheit von Andrea Gjestvang eröffnet. Es sprach Barbara Stauss, Fotoredakteurin und Chefredakteurin »ReVue. Magazin für Fotografie und Wahrnehmung.«

In ihrem beeindruckenden Langzeitprojekt »The Atlantic Cowboy« führt uns die norwegische Fotografin Andrea Gjestvang an einen unvertrauten Ort, der mit einem besonderen Problem zu kämpfen hat. Die Färöer mit ihren knapp 50.000 Einwohnern erleben seit den 1990er Jahren ein Missverhältnis in der Geschlechterverteilung. Die Frauen zieht es zum Studium ins Ausland, die Männer fahren daheim zur See. Leben auf den Färöern bedeutet: viele Jobs in der Fischerei, wenige andere Berufsfelder. Der Fischfang bestimmt nicht nur das wirtschaftliche, sondern auch das gesellschaftliche Leben, aus dem sich die Frauen aber zunehmend herauslösen und emanzipieren. Nur wenige Frauen, die einst gegangen sind, kehren zurück.

Von 2014 bis 2019 ist Andrea Gjestvang in längeren Aufenthalten auf der nordatlantischen Inselgruppe. Sie untersucht, welche Auswirkungen der Umstand des Männerüberschusses auf die kleinen Inselgemeinden hat. Dabei stellt sie in ihrer fotografischen Arbeit Fragen nach Tradition, obsoleten Rollenbildern, Identität und sozialer Vereinzelung. Die Norwegerin ist viel auf der Insel herumgereist, hat intensiv recherchiert, Betroffene besucht und zahlreiche Gespräche geführt, bevor sie einige der betroffenen Männer schließlich auf bedachtsame Weise fotografiert hat. Deren Porträts kombiniert sie mit überwältigenden Ansichten eines ebenso faszinierenden wie rauen Lebensraums, der die Existenzbedingungen der dort Lebenden bestimmt. Entstanden ist eine poetisch kontemplative Arbeit mit ernstem Hintergrund, die dem Betrachtenden viel Raum für eigene Reflexion lässt.

Info

Andrea Gjestvang

Andrea Gjestvang (geb. 1981) lebt in Oslo, wo sie für verschiedene Magazine arbeitet und langfristige Dokumentarprojekte realisiert. In ihren Arbeiten setzt sie sich mit zeitgenössischen sozialen Themen, die vor allem in Skandinavien angesiedelt sind, auseinander. Sehr bekannt wurde ihre Porträtserie »One Day in History«, in der sie die jungen Überlebenden der Terroranschläge vom 22. Juli 2011 auf der Insel Utøya präsentierte. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Museen und Galerien weltweit ausgestellt worden und werden von internationalen Magazinen wie dem Time Magazine, Le Monde, der Süddeutschen Zeitung oder der New York Times publiziert. Zur erstmals in Deutschland ausgestellten Arbeit »The Atlantic Cowboy« wird ein gleichnamiges Buch erscheinen.
www.andreagjestvang.com