Politik & Medien
Faire Honorare für Freie

Freie Fotojournalist*innen der dpa stellen sich auf die Hinterbeine!

Es ist kein neues Phänomen, dass Kolleg*innen, die als Freie Newspictures fotografieren, von diesem Job in aller Regel nicht leben können. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, ob sie für Nachrichtenagenturen oder Bildagenturen arbeiten. Auch die meisten Tageszeitungen zahlen hier keine angemessenen Honorare. Über 60 freie Fotograf*innen der dpa fordern jetzt mehr: Mit einer »Aktionswoche« widersprechen sie dem aktuellen Angebot der dpa, die sich in den Verhandlungen nicht mal auf eine Erhöhung des Tagessatzes um fünf Prozent einlassen wollen.

Man kann sich leicht ausrechnen, dass man nach den Kosten für die Ausrüstung, einschließlich langer Brennweiten und leistungsfähiger Laptops, hochgerechnet auf 20 Tage im Monat, Krankheits- und Urlaubstage miteinbezogen, an einer Supermarktkasse auch nicht viel schlechter verdient. Wer in einem Supermarkt arbeitet ist aber wenigstens sozial abgesichert.

Für die dpa ist das anscheinend kein Problem. Man geht dort offenbar davon aus, dass die Kolleg*innen gerne bereit sind, ihre Jobs selbst anderweitig quer zu subventionieren. Was man zum Überleben braucht, steht auf der einen Seite, auf der anderen Seite steht dann die Nutzung der Bilder: Die dpa versorgt über eine Art Flatrate den gesamten deutschen Medienmarkt und vermarktet die Bilder zusätzlich über mehr als 300 Partneragenturen weltweit. Wer kann da behaupten, dass hier, wie in §32 des Urhebergesetzes vorgesehen, angemessen honoriert wird?

Guido Kirchner, einer der Mitinitiatoren der »Aktionswoche« für faire Honorare bei der dpa sagt dazu:

»Wir mussten im letzten Jahrzehnt erleben, dass uns die neuen Verträge mit der dpa immer weniger Sicherheiten boten. Gleichzeitig sind die Anforderungen an uns gestiegen, z.B. weil wir immer öfter Videos mitdrehen sollen. In zehn Jahren haben sich unsere Pauschalen im Schnitt um rund zehn Euro erhöht. Das erste Angebot hinterließ bei uns den Eindruck, dass das von Seiten der dpa so weitergehen soll. Unser Netto-Erlös sinkt bereits seit längerer Zeit. Das kann und darf so nicht weitergehen.«

Genau aus diesen Gründen beteiligt sich auch unser FREELENS-Mitglied und freier dpa-Fotograf Georg Wendt an der Kampagne:

»Als während der Coronazeit alle anderen Kunden wegbrachen, haben mich wenigstens die Pressejobs moralisch aufrecht gehalten. Doch da hat sich auch gezeigt: Es reicht zum Leben hinten und vorne nicht.«

Die freien Fotograf*innen der dpa werden im Rahmen ihrer Aktionswoche ab heute nur eine stark reduzierte Anzahl an Bildern zur Verfügung stellen. Sie hoffen, dass dadurch deutlich wird, wie wichtig ihre Arbeit für das dpa-Netzwerk ist. FREELENS unterstützt die Aktion und steht solidarisch hinter den freien dpa-Kolleg*innen.

Dafür, dass zukünftig eine angemessene Tagespauschale vereinbart wird, könnten sich auch die rund 170 Gesellschafter der dpa, also die deutschen Medienunternehmen, einsetzen. Allerdings zahlen die ihren freien Mitarbeiter*innen ja oft auch kein angemessenes Honorar, worauf die Berufsorganisation der freien Wortjournalist*innen Freischreiber ebenfalls mit der Kampagne »#15Prozent« hinweist.

Wie unter diesen Bedingungen der viel beschworene Qualitätsjournalismus erhalten werden soll, bleibt ein Rätsel. Freie Journalist*innen, egal ob Wort oder Bild, wenden sich vom Journalismus ab. Wenn sich auch immer mehr Leser*innen von den traditionellen Medien abwenden, egal ob auf Papier oder in digitaler Form, dann liegt das ja vielleicht auch daran, dass es kaum noch Innovationen im Journalismus gibt. Stattdessen wird nur noch den sinkenden Erträgen hinterher gespart. Die Zerschlagung von Gruner + Jahr mit der Einstellung vieler hochwertiger und auf dem deutschen Medienmarkt etablierter Titel ist ein trauriges Beispiel dafür. Wo Journalismus nur noch zur Steigerung des Shareholder Value dient, da ist er dem Tode geweiht.

Weitere Informationen zur Kampagne »#FaireHonorare«, die vom DJV und von ver.di unterstützt werden, findet ihr unter: www.fairehonorare.de.