Taken
In »Taken« berichtet die Finnin Meeri Koutaniemi von den Stiefschwestern Nasirian und Isima, die in einer Massai-Gemeinschaft leben und sich den traditionellen Bräuchen der Beschneidung beugen müssen. Mit der behutsam erzählten Geschichte hat die Fotografin den auf dem Lumix Festival 2014 in Hannover vergebenen FREELENS Award gewonnen.
Beschneidung ist ein fester Bestandteil der Kultur Kenias, eine Tradition, die trotz eines offiziellen Verbots der dortigen Regierung weiterhin praktiziert wird. Der Vorgang der Genitalbeschneidung wird im Selbstverständnis vieler Familien als feierlicher Initiationsritus begriffen. Nasirian und Isima sind 14 Jahre alt, als sie sich dem schmerzhaften Ritual fügen müssen, welches gravierende körperliche und psychische Folgen für die Frauen nach sich ziehen kann. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind zwischen 100 und 140 Millionen Frauen weltweit davon betroffen. Viele der 6.000 Mädchen, die täglich Opfer von Verstümmelungen werden, sterben daran.
Meeri Koutaniemi hat sich des schwierigen und immer noch tabuisierten Themas angenommen und findet eine fotografische Sprache, die der Radikalität des Stoffs gerecht wird. Sie ist sehr dicht an den Mädchen, zeigt ihre Lebenswelt, erzählt von den sorgfältigen Vorbereitungen innerhalb des Dorfes und spart auch das erschütternde Ritual der Beschneidung nicht aus. Ihre sensibel umgesetzte Schwarzweißserie ist eine Anklage gegen das archaische und grausame Verstümmelungsritual, das sich weiterhin standhaft hält. »Taken« ist der Auftakt zu einer groß angelegten Serie der Fotografin, die am Ende Geschichten aus mindestens 10 Ländern umfassen und zur Aufklärung in Bezug auf diese weltweit praktizierten Menschenrechtsverletzungen beitragen soll.