FREELENS

»Viele Steine. Müde Beine. Aussicht keine.«

Heinrich Heine

Wer diesen Eintrag im Gipfelbuch des Brockens dem Dichter Heinrich Heine zuschrieb, bewies zynische Weitsicht. Heute gilt der Harz als strukturschwach, seine Bewohner bisweilen als verschroben und unzugänglich wie die dichten Nadelwälder der Region. Doch der Wald verändert sich. Infolge von Dürresommern verwandelt der Borkenkäfer die geschwächten Fichtenbestände in weite postapokalyptische Landschaften.

Viele Harzer fürchten daher um ihren Lebensunterhalt, manche um ihre lokale, andere sogar um die nationale Identität, der nachgesagt wird, besonders eng mit dem Wald verbunden zu sein. Die Älteren machen sich Gedanken über die vielen kleinen und großen Probleme der Vergangenheit und der Zukunft. Die Jugend steht derweil vor der Entscheidung, zu bleiben oder zu gehen. Nur eines scheint hier sicher: Der Wald wird wieder wachsen. Es wird ein anderer sein.

»Broken Harz?« ist ein laufendes Fotobuchprojekt, das Einblicke in einen Mikrokosmos mitten in Deutschland gibt, der spürbar und sichtbar unter den Auswirkungen des Klimawandels sowie den soziokulturellen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre leidet.

Florian Müller

Hannover, DE

Seit seinem Studium an der Hochschule Hannover widmet sich Florian Müller vor allem seinen rechercheintensiven Langzeitprojekten. Als Fotograf fühlt er sich der Tradition der sozialdokumentarischen Fotografie verpflichtet, versucht aber auch, deren tradierte Grenzen auszuloten, indem er ergänzende mediale Ebenen in seine Arbeiten einbezieht.

Neben seiner eigenen fotografischen Praxis arbeitet er für Magazine, Stiftungen sowie Firmenkunden. Zudem unterrichtet er in Workshops und als Gastdozent an der Hochschule Hannover im Studiengang »Visual Journalism & Documentary Photography« im Bereich der dokumentarfotografischen Erzählpraxis und der Bewegtbildgestaltung.