Projekt 1 von 2
Staatenlose Menschen schützt kein Staat und kein Gesetz. Ihnen werden grundlegende Menschenrechte verwehrt. Staatenlosigkeit bedeutet, keinen Pass oder keine offizielle nationale Zugehörigkeit zu haben. Heutzutage wird das Leben einer Person durch die Zugehörigkeit zu einem Staat definiert. Registriert zu sein, ermöglicht die Teilnahme an staatlichen Strukturen und bestimmt grundlegend den Alltag. Aber wie sieht das Leben für Menschen aus, die nicht offiziel existieren? Staatenlosigkeit hat verschiedene Ursachen, darunter Migration und Vertreibung, unvollständige Bevölkerungsstatistiken, Entzug der Staatsbürgerschaft bis hin zu politischer, religiöser oder geschlechterspezifischer Diskriminierung. Staatenlose Menschen können nicht wählen.
Ghofran (18), ein syrischer Flüchtling im Libanon, wuchs mit ihren Geschwistern Amira (4), Ayham (3) und Maya (1) ohne offizielle Papiere auf, da ihr Vater eine Verhaftung durch das Assad-Regime befürchtete. Jetzt, nach dem Sturz von Assad, versucht er, Papiere für seine Kinder zu bekommen. Bekaa-Tal, Libanon, April 2022
Malik (28) lebt in Wadi Khaled in der libanesisch-syrischen Grenzregion im Norden des Landes. Er hat die Staatenlosigkeit seiner staatenlosen Eltern geerbt. Wadi Khaled, Libanon, Januar 2022
Basme (12) und Zeinab (11) sind syrische Flüchtlinge und haben keine Staatsangehörigkeit. Sie besuchen nur unregelmäßig die Schule. Der libanesische Staat bietet nur teilweise Schulplätze für syrische Flüchtlingskinder an. Sie werden von einer NRO unterrichtet. Bekaa-Tal, Libanon, 12.04.2022, © Chiara Wettmann / Agentur Focus
Basma (42), eine Palästinenserin, die im Shatila-Flüchtlingslager im Süden Beiruts lebt, kämpft aufgrund der harten Lebensbedingungen mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen. Flüchtlingslager Shatila, Libanon, Februar 2022
Kinder spielen auf einem Dach im Shatila-Flüchtlingslager. In den Lagern mangelt es an Privatsphäre, Tageslicht und Platz, damit Kinder frei spielen können. Flüchtlingslager Shatila, Libanon, Januar 2022
Sie können ihre Kinder bei der Geburt nicht registrieren. Staatliche Bildungs- und Gesundheitssysteme bleiben ihnen oft verschlossen. Legal arbeiten, Bankkonten eröffnen, Verträge abschließen, reisen - auch das ist fast unmöglich ohne Pass. Dies ist die Realität von 200.000 - 300.000 Menschen im Libanon: nicht registrierte Libanes:innen, die ihre Staatenlosigkeit an ihre Kinder weitergeben, Palästinenser:innen, deren Familien seit Generationen im Libanon leben und dennoch kein Recht auf eine Staatsbürgerschaft haben. Oder Flüchtlinge aus Syrien, die aufgrund des Krieges in ihrer Heimat keine Chance haben sich zu registrieren. Das UNHCR schätzt, dass weltweit etwa 4,2 Millionen Menschen staatenlos sind. Experten gehen von etwa 10 Millionen staatenlosen Personen aus.
Basma (42), eine Palästinenserin, die im Shatila-Flüchtlingslager im Süden Beiruts lebt, kämpft aufgrund der harten Lebensbedingungen mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen. Flüchtlingslager Shatila, Libanon, Februar 2022
Ein Ausweis für „Staatenlose mit libanesischem Hintergrund“ ermöglicht das Passieren von Kontrollpunkten im Libanon, gewährt aber nicht die offizielle Staatsbürgerschaft oder die vollen Rechte eines Staatsbürgers. Wadi Khaled, Libanon, Januar 2022
Nabil (5) und seine Katze in der Wohnung seiner Großeltern. Flüchtlingslager Shatila, Libanon, Januar 2022, Chiara Wettmann / Agentur Focus
Eine Moschee in Wadi Kaled im Norden des Libanon, nahe der syrischen Grenze. Hier leben viele staatenlose Menschen.Wadi Khaled, Libanon, 21.04.2022, © Chiara Wettmann / Agentur Focus
Teeservice mit einer Familie, Wadi Khaled, Libanon, Februar 2022, Chiara Wettmann / Agentur Focus
Hussein (21) mit seinem Hund vor dem Haus seiner Familie. Er versuchte, den Libanon mit dem Boot zu verlassen, wurde aber von der Küstenwache zurückgebracht.Cola, Beirut, Libanon, 28.04.2022, @ Chiara Wettmann / Agentur Focus
Projekt 2 von 2
Am 29. November 2024 übernahm die islamistische Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) erstmals seit Jahren die Kontrolle über Aleppo. Trotz der Unterstützung russischer und syrischer Luftangriffe kollabierten die Regierungstruppen des Assad Regimes und zogen sich innerhalb eines Tages zurück. Über Jahre hinweg war Aleppo einer der zentralen Schauplätze des syrischen Krieges. Die Stadt, die lange umkämpfte Frontlinie zwischen Rebellen und dem Regime war, wurde zum Sinnbild des Konflikts. Über 30.000 Zivilisten kamen ums Leben, viele durch willkürlich abgeworfene Fassbomben des Regimes und seiner Verbündeten. Ganze Stadtviertel wurden zerstört, und Aleppo war tief gespalten – sozial wie wirtschaftlich. 2023 erschütterte ein verheerendes Erdbeben die Region und verschärfte Aleppos Notlage. Ende November 2024 wurde Aleppo schließlich zum Ausgangspunkt für den schnellen Zerfall von Assads jahrzehntelanger Herrschaft. Die ersten Tage nach dem Fall des Regimes waren von Euphorie, Schock und der Ungewissheit über die Zukunft geprägt.
Zwei Kämpfer der Rebellengruppe Hay'at Tahrir al-Sham (HTS) bewachen den Eingang zur Zitadelle, Aleppo, Syrien, 12. Dezember 2024
Eine Straßenszene in Aleppo. Große Teile der Stadt sind durch den jahrelangen Krieg und das Erdbeben von 2023 zerstört. Aleppo, Syrien, 12. Dezember 2024
Studenten der Universität von Aleppo feiern ihren ersten Tag an der Universität nach dem Ende des Assad-Regimes, Aleppo, Syrien, 15. Dezember 2025
Menschen feiern das erste Freitagsgebet nach dem Sturz des ehemaligen Präsidenten Assad, Saadallah-al-Jabiri-Platz, Aleppo, Syrien, 13. Dezember 2024
Die Oberschwester des Universiätskrankenhauses in Aleppo
Basel Kharboutly (42) ist Investor in einem privaten Krankenhaus in al-Shaar, Aleppo. Er verbrachte 2 1/2 Jahre im berüchtigten Sednaya-Gefängnis, Aleppo, Syrien, 15. Dezember 2024
Das erste Freitagsgebet unter der Leitung von Imam Ibrahim Shasho in der Al Rawdah Moschee in Aleppo nach dem Sturz des Assad-Regimes, Aleppo, Syrien, 13. Dezember 2024.
Eine Schule in Daraa. Daraa gilt als Ausgangspunkt der Revolution 2011 und wurde während des Krieges stark beschädigt, Daraa, Syrien, 17. Dezember 2025
Ein junges Mädchen feiert mit ihrer Familie den Sturz des Assad-Regimes in der Zitadelle von Aleppo, Aleppo, Syrien, 12. Dezember 2024
Eine Frau sitzt vor einem zerstörten Haus in der Nähe des Al-Shaar-Platzes, Aleppo, Syrien, 12. Dezember 2024
Auszeichnungen
2024 Walo Kamm Award for Human Rights, winner
2024 Wüstenrot Foundation Grant, nominated
2024 Leica Oskar Barnack Award, nominated
2024 True Picture Grant, winner
2024 Otto Steinert Award, DGPh Award, shortlisted
2024 Belfast Photo Festival, shortlisted
2023 BarTur Photo Award, shortlisted
2023 Hamburg Portfolio Review
2023 Felix Schöller Photo Award, shortlisted
2022 Founding VG Bild Kunst, winner
2022 World Report Award, shortlisted
2022 Athen Photo Festival, nominated
2022 BFF Förderpreis, Finalist
2019 Canon Student Programm
Ausstellungen
2024 „Re:Borders“, Bethanien Kunstquartier, Berlin, GER
2023 Africa Photo Fair, CIV
2023 Paris Photo Fair off, FRA
2023 „HPR Exhibition“, Freelens Gallery, Hamburg, GER
2022 „A burned Diaframe“ sdworx Breedlijn, Antwerp, BEL
2023 „Photosa Festival“ Biennale Photographique Burkina Faso, Ouagadougou, BFA
2023 „Hier+Jetzt“ Regierungspräsidium Kalsruhe, GER
2022 “BFF World Wild”, Haus der Wirtschaft, Stuttgart, GER
2022 “SECHZEHN- Graduation Exhibition”, Urban Spree Galerie, Berlin, GER
2022 “Der Neue BFF Förderpreis” - „Horizonte Zingst“, Zingst, GER
2022 “A9A6A5” - GVBK DelphiSpace - Freiburg, GER
2021 “Invisible Lives” - ArtNumber23 Gallery, Athen, GRC
2021 “Invisible Lives”, ArtNumber23 Gallery, Barcelona, ESP
2021 “HIGH NOON”, Gallery van Zijll Langhout, Amsterdam, NL
2021 “HIGH NOON”, die Wellenmaschine, Berlin, GER
2021 “Berlin, Gott und die Welt”, Guardini Gallery, Berlin, GER