Unzureichende Honorare für freie Fotojournalist:innen
Hamburg 28. März 2025
Die Lage für freiberuflich arbeitende Fotojournalist:innen und Fotograf:innen in Deutschland ist zunehmend besorgniserregend. Honorare stagnieren oder werden sogar gekürzt, während Verlage immer häufiger versuchen, Rechte an den Arbeiten der Freien zu übernehmen, ohne diese angemessen zu honorieren. Dies gefährdet nicht nur die Existenz freier Journalist:innen und Fotograf:innen, sondern auch die Qualität und Vielfalt des Journalismus insgesamt.
FREELENS, der größte Berufsverband für freie Fotograf:innen in Deutschland, setzt sich seit seiner Gründung vor 30 Jahren für die ökonomischen, rechtlichen und sozialen Interessen seiner Mitglieder ein. Ein zentrales Anliegen des Verbandes ist der Schutz des Urheberrechts und die angemessene Vergütung für die Arbeit von Fotograf:innen und Fotojournalist:innen, die maßgeblich zur visuellen Erzählung und zum öffentlichen Diskurs beitragen.
Fotojournalist:innen schaffen visuelle Zeugnisse von Ereignissen. Ihre unterschiedlichen Perspektiven sind für qualitätsorientierte journalistische Medien unerlässlich. Das Foto trägt entscheidend zum glaubwürdigen Informationsfluss und zum Leseverhalten bei. Es prägt neben Layout und Schrift das Gesicht einer Zeitung. Bildjournalist:innen tragen zum wirtschaftlichen Erfolg der Verlagshäuser und Medien bei. Doch während die Medienbranche zunehmend von der Bedeutung des visuellen Journalismus überzeugt ist, bleibt eine faire Honorierung der Freien oft auf der Strecke.
Ein aktuelles Beispiel ist das Scheitern der Honorarverhandlungen zwischen den freien Fotograf:innen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), die diese einseitig beendete.
Trotz jahrzehntelanger Zusammenarbeit und einer nachdrücklichen Forderung nach mehr Fairness und dem Ausgleich für die Kostensteigerungen in Bereichen wie Energie, Mieten und einer hohen Inflation, konnten die Freien lediglich eine minimale Erhöhung ihrer Honorare und eine Verkürzung der Sperrfrist erzielen. Da seit der Euro-Umstellung im Jahr 2002 keine nennenswerte Anpassung der Honorare erfolgte, was einen Reallohnverlust von über 25 Prozent bedeutet, blieb das Ergebnis weit hinter den Erwartungen zurück. Die Herausgeber waren zu keiner Stellungnahme bereit. Auch die Forderung von FREELENS e.V., das Gespräch wieder aufzunehmen und regelmäßig mit den freien Fotograf:innen über eine Anpassung der Honorare zu sprechen, stieß bei der Geschäftsführung und den Herausgebern auf taube Ohren.
Das Ergebnis dieser Verhandlungen verdeutlicht eine traurige Realität: Die wirtschaftlichen Bedingungen für freie Journalist:innen und Fotograf:innen verschlechtern sich zusehends. Wenn Verlage und Medienhäuser weiterhin auf die Ausbeutung der Freien setzen und sie mit unzureichenden Honoraren abspeisen, gefährden sie nicht nur das Fortbestehen einer unabhängigen und vielfältigen Medienlandschaft, sondern auch die ethischen Standards und die Qualität des Journalismus. Am Ende sind die Leserinnen und Leser die Verlierer, und auch der demokratische Konsens unserer Gesellschaft droht auf der Strecke zu bleiben.
FREELENS fordert die Medienbranche auf, Verantwortung zu übernehmen und die Arbeitsbedingungen für freie Fotojournalist:innen und Fotograf:innen grundlegend zu verbessern. Eine faire und angemessene Vergütung ist unerlässlich, um die wirtschaftliche Existenz der Freien zu sichern und die Unabhängigkeit des Journalismus zu wahren.
Die Bestrebungen Einzelner werden oft mit dem Hinweis auf übliche Honorare abgewehrt. Die FAZ ist kein Einzelfall. Auch andere Verlage haben ihre Honorare seit vielen Jahren nicht nennenswert angehoben. Analog zu Tarifverhandlungen sollten Verlage mit ihren freien Mitarbeiter:innen regelmäßig über Honoraranpassungen verhandeln.
Wir rufen daher alle Medien, die über den Zustand des Journalismus berichten, dazu auf, auch das Thema der Honorare für freie Fotojournalist:innen in den Fokus zu rücken und ihren Teil zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beizutragen.
Hier einige Stimmen von freien Fotograf:innen
»Die Verlage drücken sich vor der Verantwortung ihren Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung zu leisten. Wir Freien tragen Risiko und Kosten. Eine Möglichkeit zur Altersvorsorge bildet sich in den Honoraren schon lange nicht mehr ab.«
»Die Reallohnverluste treffen uns Freie doppelt Wir tragen das volle wirtschaftliche Risiko und gleichzeitig wird unsere Arbeit systematisch entwertet.«
»Ich kann keine Rücklagen mehr bilden. Wenn mal etwas mit der Kamera ist oder ich krank werde steht alles still. Die Zeitung nimmt sich einfach den nächsten Freien.«
»Pressefotografie dokumentiert Zeitgeschichte. Wenn sie unterbezahlt und schlecht organisiert ist fehlen uns irgendwann die Bilder die ein kollektives Erinnern möglich machen.«
»Das Vertrauen der Leserinnen in die redaktionelle Sorgfalt schwindet wenn Medienhäuser ihren Redakteur:innen und Fotograf:innen nicht die notwendigen Voraussetzungen zur Erfüllung ihrer Arbeit zur Verfügung stellen.«
Für weitergehende Informationen wenden Sie sich bitte an:
FREELENS – Berufsverband der Fotograf:innen
Heike Ollertz | Geschäftsführerin
Tel.: +49 (0)40 300664-10