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Offener Brief

AGB von RTL NEWS

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am 6. September haben wir euch unsere Einschätzung zu den neuen AGB von RTL NEWS für alle Aufträge ab dem 1. August 2024 in einem Sondernewsletter gesendet.

Heute informieren wir euch über unseren offenen Brief an Katrin Raap, die Bereichsleiterin Produktionsservices und Lizensierung der RTL NEWS GmbH, und an Gregor Peter Schmitz, den Vorsitzenden der Chefredaktion STERN. 

Offener Brief

Betrifft: Bedrohung der Existenzgrundlage freier Fotojournalist*innen durch die AGB der RTL NEWS GmbH

Sehr geehrte Frau Katrin Raap,
sehr geehrter Herr Gregor Peter Schmitz,

in großer Sorge richten wir diesen Appell an Sie, Ihre neuen Geschäftsbedingungen zu verändern, da diese die wirtschaftliche Existenz freier Fotojournalist*innen und Fotoagenturen gefährden.

Mit den seit dem 1. August 2024 in Kraft getretenen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der RTL NEWS GmbH, die seither bei Auftragsproduktionen für Stern, Stern Crime, Capital, Geo und Geo Epoche zur Anwendung kommen, werden die Rechte freier Fotograf*innen massiv beschnitten.

Mit Stern, Geo sowie weiteren Titeln haben Sie großartige Marken mit einer langen Tradition fotojournalistischer Arbeit in das Portfolio der RTL Group übernommen. Damit geht auch eine hohe Verantwortung einher. Doch diese Vermählung von Print und Fernsehen offenbart sich aktuell als eine problematische Allianz.

Es ist nachvollziehbar, dass die Integration dieser Medien, die sich stark von den TV-Marken der RTL Group unterscheiden, eine Herausforderung darstellt. Für den Printmarkt und seine Online-Formate gelten andere Bedingungen und auch andere Formen des Miteinanders. Diese Medien profitieren besonders stark von der Kreativität und dem Engagement ihrer freien Medienschaffenden – insbesondere der Fotojournalist*innen.

Mit Ihren Geschäftsbedingungen sichern Sie sich umfangreiche Rechte an den Arbeiten der Fotograf*innen und beschneiden damit nicht nur deren Einkommensmöglichkeiten, sondern auch die Geschäftsmodelle der Bildagenturen, mit denen sie zusammenarbeiten. Wir werten dies als Versuch, den Sinn und Zweck des Urheberrechts an entscheidenden Stellen auszuhebeln, da Sie sich eine umfassende Nutzung sichern wollen. Sie versetzen sich dadurch in die Lage, über die Verwendung der eingekauften Motive und deren internationale Verwertung eigenständig zu entscheiden – ohne in jedem Einzelfall eine angemessene Honorierung vorzusehen. Den Fotografinnen wird damit das gesetzlich verbriefte Bestimmungsrecht über die Verwendung ihrer Werke entzogen.

Was mit Ihren AGB nun in Kraft getreten ist, entzieht den Fotograf*innen und Bildagenturen die wirtschaftliche Grundlage ihrer Arbeit.

FREELENS, als größter Verband professioneller Fotografinnen und Fotografen in Deutschland, hat in einer ersten Reaktion seine über 2.000 Mitglieder über diese Problematik informiert und empfohlen, sorgfältig zu prüfen, ob man es sich leisten kann – und will –, solche Vertragsbedingungen zu akzeptieren.

Möglicherweise sind einige der besonders problematischen Regelungen gar nicht für die Werkform Fotografie gedacht, sondern stammen aus Gepflogenheiten bei TV-Produktionen. Für die Fotojournalist*innen jedoch stellen sie ein Hindernis für eine faire Zusammenarbeit dar.

Wir fordern Sie auf, mit uns in Verhandlungen über Anpassungen Ihrer AGB zu treten. Dabei müssen individuelle Opt-Out-Möglichkeiten zu Nutzungs- und Haftungsfragen sowie eine angemessene Vergütung berücksichtigt werden.

Solche Verhandlungen haben wir in der Vergangenheit mit großen Magazinen und Verlagen sehr kollegial führen können – und würden gerne zu dieser Form der Zusammenarbeit zurückkehren.

Unsere Kolleg*innen sind an einer Einigung interessiert und möchten weiterhin mit Ihnen zusammenarbeiten. Allerdings zu fairen Bedingungen.

Mit freundlichen Grüßen

Heike Ollertz
FREELENS e.V., Geschäftsführerin

Marco Urban
FREELENS e.V., Vorstandsvorsitzender