FREELENS Foundation
Die HPR vernetzt Fotograf*innen, Bildjournalist*innen und Künstler*innen weltweit mit führenden Medien, Museen und NGOs – für Kunst, Fotografie und Pressefreiheit.
Ziel der Hamburg Portfolio Review (HPR) ist es aufstrebenden Fotograf*innen und zeitgenössischen Geschichtenerzähler*innen, unabhängig von Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter oder finanzieller Situation, Sichtbarkeit und Vernetzung zu ermöglichen. Eine Teilnahme ist unabhängig des Genres, liegt aber im Schwerpunkt auf der erzählerischen Fotografie.
Die Hamburg Portfolio Review vernetzt Talente mit internationalen Experten*innen der Fotobranche und bietet ihnen die Möglichkeit, in exklusiven Einzelterminen ihre Projekte vorzustellen.
100 Fotograf*innen werden von einer Jury ausgewählt. Die Teilnehmenden treffen während der Veranstaltung auf ca. 50 Fotoexpertinnen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Fotoindustrie. Diese kommen aus Verlagen, Medienhäusern, Museen, Festivals, Stiftungen, Universitäten und Institutionen wie der New York Times, der Washington Post, dem Guardian, dem Istanbul Museum of Modern Art, Newsweek Japan, Magnum Photos und den einschlägigen nationalen Verlagshäusern und Agenturen.
Wir wollen Talente entdecken und fördern, indem wir Verbindungen schaffen, ihnen Möglichkeiten aufzeigen, sie in persönlichen Gesprächen beraten und ihre Arbeiten im Rahmen von Ausstellungen zeigen.
Die Teilnahme an der Hamburg Portfolio Review ist kostenlos. Damit unterscheidet sie sich von ähnlichen Veranstaltungen, die oft mit hohen Teilnahmegebühren für die teilnehmenden Fotograf*innen verbunden sind. Wem die finanziellen Mittel fehlen, dem bleibt diese Art von professioneller Beratung und Austausch in der Regel verwehrt. Dies gilt insbesondere für Teilnehmende aus unterrepräsentierten Ländern. Die Hamburg Portfolio Review strebt eine internationale und vielfältige Ausrichtung an.
Seit ihrer Gründung beinhaltet die Hamburg Portfolio Review, neben den Portfolio Reviews, Ausstellungen in der FREELENS Galerie und zusätzlich im öffentlichen Raum, sowie Panels zu politisch und gesellschaftlich relevanten fotografischen Themen und Positionen.
Die Hamburg Portfolio Review möchte der Fotografie als Kulturgut eine Stimme geben und versteht sich als Partner*in im Netzwerk des Deutschen Fotorates als auch in der globalen Fotocommunity.
Heike Ollertz und Andreas Trampe während der Eröffnungsrede in der FREELENS Galerie
Ausstellungsansicht der HPR Ausstellung 2024
Kurator Peter Lindhorst führt durch führt durch die HPR Ausstellung 2024
Besucher der HPR Ausstellung 2024 in der FREELENS Galerie
Das Team der Hamburg Portfolio Review. Fotos: Finn Jahnke
»Their World Through Their Eyes«
12 Kinder und Jugendliche aus dem Kebribeyah-Lager in der äthiopischen Region Jijiga nahmen an dem Workshop im Dezember 2018 teil. Fotos: François Klein
Ein Fotografieprojekt von François Klein & Anna Hellge
»Was wisst ihr über Fotografie?« Mit dieser Frage begann der Workshop von Fotograf François Klein und Anna Hellge vom UNHCR im Dezember 2018. Die Antwort des 12-jährigen Abdifatah: »Wir brauchen Fotos für unsere Flüchtlingsausweise, damit die äthiopische Regierung uns als offiziell registrierte Flüchtlinge anerkennt.« Offensichtlich gab es unter den Workshopteilnehmer:innen kein Verständnis für Fotografie als eine Form des Geschichtenerzählens.
Mehr als zwei Millionen Somalis sind aktuell aufgrund eines Konfliktes, der sich bereits seit zwei Jahrzehnten hinzieht, heimatlos. Knapp 250.000 von ihnen leben zur Zeit in Äthiopien. Heute gibt es dort in der Region Jijiga noch drei Flüchtlingslager: Kebribeyah (seit 1991), Aw Barre (seit 2007) und Sheder (seit 2008). 62,2% der aktuell in der Region lebenden Geflüchteten sind jünger als 18 Jahre und 15.142 von ihnen wurden in einem der drei Lager geboren.
Foto: François Klein
Diese Kinder und Jugendlichen kennen keine andere Heimat als Äthiopien, sind jedoch auf die Lager beschränkt – ohne Bewegungsfreiheit und ohne Hoffnung auf eine Zukunft. Sie können – selbst wenn sie Hochschul- oder Berufsfachschulabsolventen sind – weder arbeiten, noch haben sie Zugang zu grundlegenden Leistungen, auf die gleichaltrige äthiopische Staatsangehörige zugreifen können, wie zum Beispiel den Erwerb eines Führerscheins oder die Eröffnung eines Bankkontos.
Dies führt bei vielen zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und stellt ein großes Risiko für die Jugend in der Region Jijiga dar: Mädchen brechen die Schule früh ab und heiraten, da sie keine Perspektive für ein Leben nach der Ausbildung sehen. Jugendliche verbringen ihre Tage untätig in den Lagern und kauen Chat, eine Droge, die in der somalischen Region angebaut wird. Schließlich nehmen sowohl Jungen als auch Mädchen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft die gefährliche Reise über das Mittelmeer auf sich.
Foto: François Klein
Mit dem Fotoprojekt »Their World Through Their Eyes« wollten Fotograf François Klein und Anna Hellge vom UNHCR die Flüchtlingsjugend im Kebribeyah-Lager darin bestärken, den Verlauf ihrer eigenen Geschichten zu ändern. Ihnen die Möglichkeit geben, der Welt in einer universellen Sprache von ihren Wünschen und Träumen und von ihrem Leben zu erzählen. Denn trotz ihrer langen Präsenz in der Region Jijiga gelten die Geflüchteten immer noch als Nutznießer, die nicht aktiv zur Gesellschaft beitragen. François Klein und Anna Hellge wollten mit ihrem Workshop dazu beitragen, dieses Missverständnis zu ändern.
Sie begannen mit kleinen Aufgaben und versuchten zunächst, den 12 Kindern und Jugendlichen aus dem Kebribeyah-Lager technisches Grundwissen zum Betrieb der von der FREELENS Foundation gespendeten Kameras zu vermitteln. Die jungen Fotografinnen fanden schnell Gefallen daran, zu fotografieren und erhielten Ratschläge in Bezug auf Komposition und Beleuchtung der Bilder, bevor sie sich die Themen und Geschichten überlegten, die sie erzählen wollten.
Foto: Workshop-Teilnehmerin Safyia
Im Laufe der folgenden Tage dokumentierten dann einige das Leben ihrer Familien und Freunde, während andere den Alltag im Camp oder in der Umgebung festhielten. Alle Bilder wurden jeweils am späten Nachmittag bearbeitet und editiert und am nächsten Morgen diskutierten die jungen Teilnehmer über ihre Bilder und erhielten Feedback und Tipps, bevor sie erneut zum Fotografieren aufbrachen. Die Kinder und Jugendlichen erhielten hierdurch die Möglichkeit, ihre Arbeit zu reflektieren und auch das Selbstvertrauen und die Motivation zur Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten wurden gestärkt.
Am letzten Tag wurde eine Auswahl aus etwa 100 Bildern ausgewählt und auf einem Bildschirm gezeigt. »Wir konnten unter allen Teilnehmern ein enormes Gefühl des Stolzes spüren«, so Anna Hellge. »Sie wurden sich ihrer Fähigkeit bewusst, sich nun durch eine neue Sprache ausdrücken zu können.«
Foto: Workshop-Teilnehmer Nimo Moh
Foto: Workshop-Teilnehmerin Rahma Abdi
Die aus Sicherheitsgründen verschobene Ausstellung im Jugendzentrum im Lager Kebribeyah wurde in der letzten Märzwoche 2019 mit einer Preisverleihung und einer kleinen Party für alle Teilnehmer eröffnet. In der UNHCR-Außenstelle Jijiga wurden ebenfalls Bilder ausgestellt.
Die Kameras werden von den Workshop-Teilnehmerinnen weiter genutzt und wir hoffen, dass sie das während des Workshops gewonnene Wissen nicht nur innerhalb, sondern hoffentlich auch außerhalb des Lagers von Kebribeyah an andere Jugendliche weitergeben können.
Foto: Anna Hellge
Foto: Anna Hellge