Veröffentlichung
Meinrad Schade

Unresolved

2018 feiert Israel das 70-jährige Jubiläum seiner Staatsgründung. Gleichzeitig gedenken die Palästinenser zum 70. Mal der Nakba (arabisch für Katastrophe, Unglück), der Vertreibung aus ihrem angestammten Siedlungsgebiet. Die politische und gesellschaftliche Situation im heutigen Israel, im Westjordanland, im Gazastreifen und auf dem Golan ist seit sieben Jahrzehnten ungelöst.

Unter dem Titel »Unresolved« fotografierte Meinrad Schade in Israel und Palästina. Es ist die Fortsetzung seines Langzeitprojekts »Krieg ohne Krieg«, das seit 2003 mosaikartig Landschaften und Menschen im Klammergriff von Konflikten dokumentiert.

2013 wendete sich der Schweizer Fotograf dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu und verbrachte bis 2017 rund sieben Monate im Kernland Israel und in den besetzten sowie annektierten Territorien.

29. Januar 2014 – Efrat, Westjordanland. Jüdische Siedler aus Efrat bei einer Schießübung auf dem Übungsgelände »Caliber 3« in der Nähe ihrer Siedlung. »Caliber 3« ist eine israelische Ausbildungsstätte für Terrorbekämpfung, etwa für Israelis, die in Sicherheitsberufen arbeiten, oder für Siedler. In den letzten Jahren etablierten sich Einrichtungen dieser Art als Touristenattraktion. Diese Siedler nehmen an einem Sicherheitskurs teil. Auf ihre Motivation angesprochen, sagen die meisten: »Awareness«. Foto: Meinrad Schade

»Im Gegensatz zur klassischen Kriegsfotografie geht es mir um Schauplätze, die sich in unterschiedlicher räumlicher und/oder zeitlicher Distanz zu den Kriegen befinden«, so Meinrad Schade zu seinem Projekt. »Mein Fokus liegt nicht auf dem eigentlichen Kriegsgeschehen, sondern auf der Frage, wie sich ein Konflikt im Alltag zeigt. Gesichter und Körper, Landschaften, Dörfer und Städte, Straßen, Plätze und Wohnzimmer, Arbeitswege und Freizeitparks, Museen, Gedenktage und Theaterbühnen: Kein Bereich des Lebens bleibt von einem Konflikt unberührt – und das für lange Zeit.«

Jetzt erscheint sein sorgfältig editierter Fotoessay »Unresolved« im Zürcher Kunst- und Fotobuchverlag »Scheidegger & Spiess«. Bildlegenden in Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch beleuchten historische und aktuelle Hintergründe. Die unterschiedlichen Leserichtungen von Deutsch beziehungsweise Englisch und von Hebräisch beziehungsweise Arabisch machen das Buch von zwei Seiten lesbar.

Buchpräsentation am Freitag, den 6. April 2018 um 19 Uhr in der Buchhandlung »Never Stop Reading« in Zürich. Mit Meinrad Schade, Shelley Berlowitz und Firas Abdelhadi, Moderation: Nadine Olonetzky, Verlag Scheidegger & Spiess.

22. April 2017 – Jenin, Westjordanland. Wohnzimmer der Familie Abu el-Hija im Flüchtlingslager von Jenin. Auf dem Poster rechts ist der Sohn und Märtyrer Hamza Abu el-Hija (1991–2014) abgebildet. Hamza kam bei einem Feuergefecht mit den Israelischen Verteidigungsstreitkräften im Lager ums Leben. Er soll Mitglied der Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden, des militärischen Flügels der Hamas, gewesen sein. Der Mann mit Brille und weißem Bart auf dem linken Poster ist sein Vater Jamal (*1959), der seit 2002 im Gefängnis sitzt. Foto: Meinrad Schade

Meinrad Schade, geboren 1968 in Kreuzlingen, Schweiz, arbeitet seit 2002 als selbstständiger Fotograf. Nach einem Studium der Biologie an der Universität Zürich 1997/98, Ausbildung zum Fotografen im Rahmen der Gruppe Autodidaktischer FotografInnen (GAF) in Zürich und 1999/2000 am Medienausbildungszentrum (MAZ) in Luzern. Auszeichnung mit dem Swiss Photo Award (2011) und mit dem ewz.selection-Preis in der Kategorie »Redaktionelle Fotografie« (2011) sowie mit dem n-ost Reportagepreis in der Kategorie »Fotoreportage« (2013).

www.meinradschade.ch

 

Meinrad Schade
Unresolved
Scheidegger & Spiess, 2018
Texte in Deutsch, Englisch, Hebräisch & Arabisch
188 Seiten, 152 farbige Abbildungen, 24 x 19,5 cm
ISBN 978-3-85881-808-9