Traces
Ein Verstorbener hinterlässt Spuren im Leben seiner Angehörigen, in seiner Umgebung, in der Welt. Gegenstände, Fotos, Kleider oder Orte lassen die Erinnerungen an einen geliebten Menschen wieder aufleben. Das bildliche Einfangen eines Momentes spielt hier ebenfalls eine große Rolle. Schon Walter Benjamin, Siegfried Kracauer, Roland Barthes und Susan Sontag stellten den Zusammenhang von Fotografie und Tod ins Zentrum ihrer Betrachtungen.
Als Künstlerin sieht sich Tina Ruisinger einem Thema verpflichtet, das immer noch ein Tabu darstellt. Sie hat zehn Jahre lang all die Dinge fotografiert, die zurückbleiben, wenn ein Mensch stirbt. Es geht ihr dabei sowohl um das Sterben, als auch um das Weiterleben der Hinterbliebenen. Die aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst dargestellten Objekte bilden ein Archiv an Erinnerungen.
»Ich führe Interviews mit den Menschen, es sind Gespräche über Verlust, Leben und Tod. Mein Ansatz ist ein konzeptioneller, die Fotografien der Dinge stehen für sich, geben dem Betrachter eine Möglichkeit der eigenen Interpretation und Reflexion über die Sterblichkeit. Die Betroffenen werden namentlich nicht genannt, einzig deren Bezug zu den Dingen«, so Ruisinger über ihre Arbeit.
Das Buch »Traces« dokumentiert die Spuren von 50 Brüdern, Müttern, Kindern, geliebten Menschen, die nicht mehr sind. Mit Textbeiträgen von Nadine Olonetzky (über die eigenen Spuren) und Dr. Petra Zudrell (über Fotografie und Tod im musealen Kontext).
Buchvernissage am 8. Juni 2017 von 19 bis 21 Uhr in der Buchhandlung Never Stop Reading (Spiegelgasse 18/Untere Zäune, 8001 Zürich).
Tina Ruisinger, 1969 in Stuttgart geboren, hat an der Hamburger Fotoschule, am International Center of Photography in New York und an der Zürcher Hochschule der Künste studiert. Seit 1992 arbeitet sie als freischaffende Fotografin in den Bereichen Reportage, Porträt und Tanz.
Tina Ruisinger
Traces
Kehrer Verlag, Heidelberg, 2017
Festeinband, 21 x 27 cm, 144 Seiten, 77 Farbabbildungen, 35 Euro
Deutsch, Englisch
ISBN 978-3-86828-771-4