Migration as Avant-Garde

Michael Danner untersucht in seiner fotografischen Arbeit »Migration as Avant-Garde« die neuen Wege, die Migranten in der Hoffnung auf ein besseres Leben beschreiten. Der Avantgarde-Begriff steht für eine »Vorreiterrolle« und die Idee des Fortschritts. Unter dem Einsatz der eigenen Unversehrtheit und angetrieben von der Sehnsucht, ihrem Leben eine Perspektive zu geben, bringen sie neue Sichtweisen und Denkansätze mit in unsere Gesellschaft. Als Ausgangspunkt für seine Arbeit dient der Essay »Wir Flüchtlinge« der politischen Philosophin Hannah Arendt aus dem Jahr 1943.

In »Migration as Avant-Garde« macht Danner die Akteure sichtbar, die Migration konstituieren und in unterschiedlicher Weise erfassend, verhindernd, kanalisierend oder humanisierend beeinflussen. Dazu zählen in erster Linie die Auswanderer selbst, die in die Migration eintretend eine Grenze überschreiten, wir als die Gesellschaften, die das Ziel der Auswanderer sind, die Grenzpolizei und Sachbearbeiter der staatlichen Organe und die Massenmedien. Danners Fotografien sind Zitate der politischen Theoretikerin Hannah Arendt und historische Bilddokumente von Flüchtlingen aus öffentlichen Archiven sowie Satellitenbilder der UNO aus Krisenregionen beigestellt, die das Spektrum von Akteuren abbilden und zu einem Gesamtsystem verschränkt werden.

Michael Danner erlaubt uns in »Migration as Avant-Garde« zu beobachten und zu interpretieren, was wir sehen. Seine Arbeit erzeugt Spannungsfelder zwischen Ängsten und Hoffnungen und stellt dem Betrachter Fragen zu Geschichte und Identität. Sie hinterfragt die Funktion und Konstruktion von Bildern, die Teil der Wahrnehmung unserer Lebenswelt sind. Seine Arbeit stellt keine abschließende Bewertung der Thematik dar, sondern schafft vielmehr Raum für einen Dialog und soll zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung anregen, die über das eigentliche Sujet hinausgeht.