In Between
Nie zuvor haben sich Waren so schnell und weltumspannend bewegt wie heute. Ein T-Shirt aus Taiwan, ein Filzpantoffel aus Tirol, eine Kiste Wein aus Australien – heute bestellt und schon morgen vor die Haustür geliefert. Selbst die einzelnen Zutaten für einen Becher Erdbeerjoghurt haben, zusammen genommen, bereits mehrere tausend Kilometer zurückgelegt, ehe sie im Kühlregal des heimischen Supermarkts landen. Wie geht das? Welche Infrastruktur ist dafür nötig?
Henrik Spohlers jüngstes Projekt »In Between« führt in jenes schwer zugängliche Zwischenreich der Logistik, wo Waren immer schneller umgeschlagen werden: die Frachtareale der Flughäfen, die Gleislabyrinthe großer Verschiebebahnhöfe, die Lagerhallen internationaler Speditionen, die Containerterminals der Seehäfen.
Die auf gnadenlose Effizienz getrimmten Sonderzonen entwickeln in den Bildern aus sechs Ländern eine ganz eigene Ästhetik, changierend zwischen klarer Struktur, einer beinahe meditativen Monotonie und einem Gigantismus, dessen Dimension des Menschen Maß und Vorstellungskraft oft genug übersteigen. Alle Individualität ist diesen Orten wegrationalisiert; ob der Schauplatz Europa oder Asien ist, lässt sich kaum noch sagen. Hier hat sich die Konsumgesellschaft ein fiktional anmutendes, namenloses Reich reiner Funktionalität geschaffen (Christof Siemes).
Henrik Spohler (Jahrgang 1965) studierte an der Folkwangschule/Universität Essen und arbeitet seit 1992 als freischaffender Fotograf. Seine vielfach ausgezeichneten Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Seine konzeptuellen Projekte beschäftigen sich mit den Folgen der modernen wirtschaftlichen Globalisierung. Spohler unterrichtet als Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin im Studiengang Kommunikationsdesign.
Henrik Spohler
In Between
Text von Thomas Assheuer, Gestaltung: Nadine Schmidt
Hartmann Books, Oktober 2016
30×22,5 cm, 128 Seiten, 56 Abbildungen in Farbe, Englisch/Deutsch, Hardcover, 35 Euro
ISBN 978-3-96070-004-3