Zigeuner – Begegnungen mit einem ungeliebten Volk
Der Journalist, Autor und Fotograf Rolf Bauerdick liest am Mittwoch, den 10. August 2016 um 19 Uhr in der Galerie für Fotografie in Hannover aus seinem provokanten Buch »Zigeuner – Begegnungen mit einem ungeliebten Volk«. Es folgt ein Gespräch mit Prof. Dr. Rolf Hüper und auch das Publikum wird die Gelegenheit haben, mit Bauerdick über dessen Aussagen zu diskutieren. Lesung und Diskussion finden im Rahmen von Jesco Denzels Fotoausstellung »Die Gitans von Perpignan« statt, die in der GAF noch bis zum 4. September zu sehen ist.
Vorbehalte und Berührungsängste, nicht zuletzt ein Erbe des Nationalsozialismus, verstellen in Deutschland den Blick auf das Thema Zigeuner. Rolf Bauerdick hat eigene Erfahrungen gemacht. Über 25 Jahre auf weit mehr als einhundert Reisen in zwölf Länder begegnete er Menschen, die sich mit selbstverständlicher Unbefangenheit als »Zigeuner« bezeichnen.
Mit kritischem Wohlwollen schildert Bauerdick den Alltag der Zigeuner. Weder beschönigt er ihre massive Diskriminierung, noch entbindet er sie von ihrer Eigenverantwortlichkeit. Er geht den Ursachen einer dramatischen Verelendung und der Zunahme ethnischer Konflikte auf den Grund, frei von dem Vorurteil, dass die einen immer Opfer, die anderen immer die Täter sind.
»Rolf Bauerdick tut es doch. Nicht, um zu provozieren, sondern um aufzuklären«, schreibt Regina Mönch in der F.A.Z.. »Wie viele seiner Protagonisten hält er ›Zigeuner‹ für einen ›ehrenwerten Begriff‹, für eine korrekte Bezeichnung eines Volkes, das sich selbst starren Definitionen verweigert. Bauerdick stellt dem politkorrekten Regelwahn der Antiziganismusforscher und Verbandsfunktionäre die Selbstbekenntnisse und das wirkliche Leben der Zigeuner gegenüber, denen er auf seinen Reisen begegnete. Er fordert Respekt für Zigeuner, die keine Roma sein wollen, und umgekehrt, und er greift die Opferverbände an, die ihre Klientel entmündigen und jede Analyse der Misere ersticken mit Verweis auf Rassismus und Armut.«
Der Politikwissenschaftler Michael Lausberg, der das Buch in einem Beitrag auf dem Watchblog »Netz gegen Nazis« und in der Jungen Welt rezensierte, kam zu einem ganz anderen Schluss. Bauerdick bekräftige tradierte antiziganistische Stereotypen in der deutschen Bevölkerung, so etwa, dass Roma durch »Eigenarten zigeunerischer Identität«, wie Faulheit, mangelnde Willenskraft, Selbstmitleid und Fatalismus, »selbst schuld« an ihrer Situation seien. Er hält Rolf Bauerdicks Beschreibung der Roma für rassistisch, essentialistisch, exotisierend und romantisierend.
So zahlreich die Rezensionen, so unterschiedlich die Meinungen. Sie zeugen von der äußerst kontroversen Diskussion, die das Buch provoziert hat und die eine interessante Diskussion in der GAF versprechen.
Rolf Bauerdick, geboren 1957, lebt im Münsterland. Nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Theologie wurde er Journalist. Seine Text- und Bildreportagen erscheinen in europäischen Tageszeitungen und Magazinen und wurden vielfach ausgezeichnet; für seinen Debütroman »Wie die Madonna auf den Mond kam« erhielt er 2012 den Europäischen Buchpreis.
Galerie für Fotografie
Seilerstraße 15d, 30171 Hannover
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