Welche Social-Media-Kanäle bieten sich für Fotograf*innen an?
TEXT – SUSANNE KRIEG
Die Social-Media-Landschaft wächst und gedeiht. Doch welche Netzwerke und Plattformen machen für Fotografen am meisten Sinn und auf wie vielen sollte man überhaupt präsent sein? Wir haben eine kleine Vorauswahl getroffen und erklären, worauf es ankommt.
Schon mal vom Social-Media-Prisma gehört? Alljährlich wird es von der Marketingagentur Ethority veröffentlicht und zeigt, wie bunt und vielfältig es derzeit allein in der deutschsprachigen Social-Media-Welt zugeht. 261 Netzwerke in 25 Kategorien zählt das Social-Media-Prisma inzwischen.
Dazu gehören u.a.
> klassische soziale Netzwerke wie Facebook, Google+ oder Twitter
> Bewertungsplattformen wie Yelp und Foursquare
> Instant-Messaging-Dienste wie WhatsApp, ICQ oder der Facebook-Messenger
> Berufsnetzwerke wie LinkedIn oder Xing
> Video-Plattformen wie Youtube, Vimeo oder TED
> Foto-Sharing-Dienste wie Flickr, Pinterest und Instagram
> Wissensbörsen, Musik- und Live-Streamingdienste etc.
Ein riesiges, facettenreiches Universum, in dem fast jedes Netzwerk als eigener Planet gesehen werden kann – mit ganz spezifischen Bewohnern, Regeln, Anforderungen…
Wovon man die Auswahl seiner Kanäle abhängig machen sollte
Doch keine Angst. Das Erfolgsrezept für Social-Media-Marketing lautet nicht, auf möglichst vielen Planeten gleichzeitig wohnen zu müssen. Im Gegenteil: Es empfiehlt sich vielmehr, zwei, höchstens drei Netzwerke herauszupicken und diese dafür regelmäßig mit guten Inhalten zu bespielen. Man kann auch erst einmal nur mit einem Kanal anfangen, und ihn, wenn es sich anbietet, später um weitere Plattformen erweitern.
Da ihr die Pflege eurer Social-Media-Kanäle ins Tagesgeschäft integrieren müsst, ist eine wesentliche Rahmenbedingung natürlich Zeit. Und die ist gemeinhin begrenzt. Um möglichst wenig Energie verpuffen zu lassen, sollte man darum vorher unbedingt
> ein Ziel für sein Social-Media-Marketing definieren: Was will ich? Regional bekannter werden? Mit bestehenden Kunden besser kommunizieren? Meine neuen Bildbände verkaufen? Neue Projekte vorstellen? Ohne Ziel agiert man planlos – was am Ende eben nicht nur wertvolle Zeit, sondern auch Geld kostet;
> identifizieren, auf welchen Plattformen die eigene Zielgruppe vorrangig unterwegs ist (auf Snapchat tummeln sich – momentan zumindest – eher die Unter-Zwanzigjährigen, auf Facebook vermehrt die Eltern der Snapchat-Kids, die derzeit auch auf Instagram aufholen…);
> herausfinden, welche Beiträge möglicherweise auf das größte Interesse der Zielgruppe stoßen könnten und gleichzeitig zu einem selbst passen;
> wissen, für welche Kanäle und Beitragsarten man sich am ehesten begeistern kann – denn nur, wenn etwas Spaß macht, bleibt man auch auf Dauer dran!
Im Fokus: Facebook, Instagram, Pinterest und Twitter
Innerhalb unserer FREELENS-Kampagne wollen wir demnächst unter anderem einen mehrteiligen Fokus auf jeweils eine von vier, aus unserer Sicht für Fotografen besonders relevante Plattformen richten: Facebook, Instagram, Twitter und Pinterest. Hierbei werden wir neben den positiven Aspekten auch kritische Themen wie Datenschutz, Urheberrechte und Bilderklau, Filterblasen, etc. beleuchten. An dieser Stelle geben wir aber erst einmal einen kurzen Überblick zu den einzelnen Plattformen und erklären, warum genau wir diese vier ausgewählt haben.
Nutzerfakten
Der blaue Riese hat gut dreizehn Jahre nach seiner Gründung mit einem Imageproblem, mit Hasskommentaren und Fake-News zu kämpfen – trotzdem bleibt er für Social-Media-Experten als Marketing-Plattform unverzichtbar. Schließlich sind hier im ersten Quartal 2017 weltweit 1,94 Milliarden Nutzer registriert, davon Schätzungen zufolge rund 28 Millionen in Deutschland (Stand: Ende 2016). Mehr als die Hälfte der User ist dabei einmal täglich auf Facebook aktiv.
Warum ist Facebook für Fotografen relevant?
> Wegen der hohen Durchdringungsrate der Plattform und somit der großen Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil der eigenen Zielgruppe auf ihr anzutreffen ist.
> Weil Facebook-Nutzer als Kunden durchaus an der direkten Kommunikation mit Euch als Dienstleister interessiert sind, wie Zahlen belegen: So sagen mehr als 10 Millionen User täglich »Gefällt mir« zu einer Facebook-Seite, die entweder einer Marke oder einem Unternehmen gehört.
> Weil die Einrichtung einer professionellen (Unternehmens-)Seite einfach ist und viele Möglichkeiten bietet, die ihr bei eurem Privatprofil auf Facebook nicht habt. Wer etwa ein Fotostudio besitzt, kann sich als lokales Unternehmen eine eigene Seite einrichten. Wer kein eigenes Studio betreibt, trägt sich über das Profil »Künstler, Band oder öffentliche Person« ein (doch hierzu ein andermal noch mehr!).
Nutzerfakten
Seit 2012 gehört auch die 2010 gegründete Foto-Sharing-Plattform Instagram (wie übrigens auch der Instant-Messenger-Dienst WhatsApp) zu Facebook. Die App, die weltweit 600 Millionen Nutzer hat (Tendenz: rasant steigend!) und auf der täglich 4,2 Milliarden Likes vergeben werden, gilt auch in Deutschland als einer der erfolgreichsten Kanäle, dessen Wachstumspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist. Über Instagram, das ursprünglich einmal für Handyfotos gedacht war, kann man als Fotograf natürlich auch mit professionellen Kameras geschossene Fotos problemlos veröffentlichen – und sich dadurch inzwischen wohltuend abheben. Denn die auf Instagram immer noch zu Hauf geposteten Schnappschüsse von Mittagessen, Haustieren und Selfie-Posen im Fitnessstudio öden immer mehr Nutzer an.
Warum ist Instagram für Fotografen relevant?
> Weil nicht wenige Fotografen dort inzwischen ein 6-stelliges Publikum erreichen und professionelle Fotografie bei den Nutzern sehr gut ankommt.
> Weil Instagram eine gute Möglichkeit bietet, seine Arbeit zu präsentieren – wenn auch nur in Teilen.
> Weil Fotografen mit hohen Instagram-Reichweiten bei Marken und Unternehmen sehr gefragt sind.
> Weil vor allem jene Themen, mit denen viele von euch als Fotografen ohnehin zu tun haben, auf Instagram sehr beliebt sind. Besonders gut funktionieren: Mode, Autos, Tourismus, Architektur und Lifestyle.
Nutzerfakten
Twitter ist weder Blog noch echtes soziales Netzwerk, vielmehr ein »Echtzeitmedium«, in dem mit nur 140 Zeichen pro Tweet sehr aktuell Informationen und Nachrichten auf den Punkt gebracht und in Umlauf gebracht werden können. Mitunter erfährt man auf Twitter schneller vom Weltgeschehen als in der Zeitung oder im Fernsehen. Twitter hat weltweit 310 Millionen monatlich aktive Nutzer (Stand: Juli 2016). In Deutschland erreicht Twitter rund 12 Millionen Nutzer – und wird hier weniger intensiv genutzt als etwa in Nordamerika, Großbritannien oder im arabischen Raum. Im Gegensatz zu anderen Plattformen wie Facebook oder Instagram filtert bei Twitter jedoch kein Algorithmus den Feed der Nutzer. Neben Text können z.B. auch bis zu vier Fotos oder Videos getweetet werden.
Warum ist Twitter für Fotografen relevant?
> Weil ihr euch auf dieser Plattform hervorragend mit anderen Fotografen vernetzen und über die eigene Branche austauschen könnt.
> Weil ihr mit Tweets zu eigenem Expertenwissen (z.B. zu Themen, an denen ihr arbeitet oder zu technischem Fachwissen bzw. News aus der Fotografie) nicht nur Kollegen, sondern auch Kunden und Auftraggeber immer wieder auf euch aufmerksam machen könnt.
Nutzerfakten
Pinterest ist ein 2010 gegründetes Netzwerk, welches seinen Nutzern ermöglicht, Interessen und Vorlieben durch das Posten und Weiterleiten von Bildern auf virtuellen Pinnwänden mit anderen zu teilen. Monatlich sind weltweit inzwischen 150 Millionen Menschen auf Pinterest aktiv (Stand: Ende 2016). Und bereits 40 Prozent aller weltweiten Unternehmen sind auf Pinterest vertreten. Tatsächlich erhalten in den USA einige Websites inzwischen mehr Traffic über Pinterest als über Facebook. Auch für Fotografen bieten die virtuellen Pinnwände der Plattform eine gute Möglichkeit, mit eigenen Fotos Bekanntheit aufzubauen.
Warum ist Pinterest für Fotografen relevant?
> Pinterest erlaubt Freiberuflern wie Unternehmen, Seiten zu erstellen, über die man Dienstleistungen und Produkte wie z.B. Bücher bewerben kann.
> Weltweit nutzen 93% der User Pinterest, um Einkäufe zu tätigen oder zu planen. Das Netzwerk wird damit auch für Unternehmen zunehmend wichtiger als Marketing-Plattform – und hierfür werden entsprechende Fotos benötigt.
> Auf verschiedenen »Boards« kann man thematische Sammlungen anlegen, um die eigenen Fotos zu präsentieren und so z.B. Kunden ein paar Ideen für Shootings vorschlagen.
Welches soziale Netzwerk für die eigenen Zwecke am besten geeignet ist, hängt folglich auch davon ab, was man mit seiner virtuellen Präsenz erreichen möchte. Bevor ihr euch also wahllos in jedem sozialen Netzwerk registriert, überlegt euch, welche Plattform eure Zielsetzungen sinnvoll unterstützen kann. Mehr zum Thema Social-Media-Strategie und wie man diese ausarbeitet, folgt im nächsten Teil unserer Artikelserie.
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Susanne Krieg
Journalistin mit einer Leidenschaft für multimediale Inhalte. Nach über zehn Jahren als GEO-Redakteurin arbeitet die inzwischen zertifizierte Social-Media-Managerin als Texterin und Dozentin für crossmediale Themen.
www.susanne-krieg.de