Schwerpunktthema
Social Media für Fotograf*innen

Social Media – eine nicht ganz ernst gemeinte Betrachtung

Text & Fotos – Bertram Solcher

Ich war nicht der Erste auf Facebook und auch nicht bei Instagram. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich social-media-mäßig auch nicht aus dem Quark komme. Zehn rauf, fünf runter, zwei runter, vier hoch, acht hoch, drei runter – so geht es bei Instagram seit Monaten, die Anzahl meiner Follower stagniert letztendlich. Bei Facebook habe ich zwar 4.500 Freunde, aber die liken meine Fotos nicht. Noch nicht mal die, die mich dann auf die Fotos ansprechen, hinterlassen einen »Thumbs up«. Ist es uncool, Kollegen zu liken?

Aber eigentlich bin ich auf euch, »Freunde«, auch gar nicht angewiesen. Ich baue jetzt meine Fangroup auf und ich will Geschäfte generieren. Ich will international mal so richtig auf den Putz hauen. Ich sehe schon die amerikanischen Fotoredakteure um meine Zeit betteln, Werbeagenturen bei meiner Repräsentanz Schlange stehen – ich kann mir aussuchen, für wen ich arbeite. Und dann die Konzerne: sie überhäufen mich mit Kameras und anderen nützlichen Produkten. Okay, dass ich mich jetzt entscheiden soll, nur noch diese eine Jeans zu tragen und dass ich neulich grad gar nicht mehr ins Haus kam, weil da dieser Kosmetikhersteller seine ganze Herrenpflegeserie abgeladen hatte, nervt irgendwie. Aber man kann sich halt nicht alles aussuchen als Influencer…

Aus der Serie »Unknown Beauty«. Foto: Bertram Solcher (Screenshot Instagram)

Okay, genug geträumt. Ich gebe zu, mich haben Kollegen wie Paul Ripke mit seinen nahezu 350.000 Instagram-Followern schon beeindruckt. Und dann auch noch 6.000, 8.000, ja sogar 12.000 Likes pro Bild – mit Kommentar: Herzchen, Herzchen, Bierglas, Fahne, »Alder, Digga, Leica, gell«. Paul wird übrigens trotz seines zurückhaltenden und bescheidenen Auftretens nicht von Leica gesponsert, wie er immer wieder betont.

Ja, ich gebe es zu, ich bin neidisch und Paul macht das richtig gut. Aber ich habe eingesehen, dass ich nicht mehr der große Social-Media-Star werde. Genauso wie ich eigentlich weiß, dass ich niemals den Lotto-Jackpot knacken werde. Trotzdem spiele ich manchmal und die Träumereien, wie ich den Millionengewinn verteile, sind den Obolus wert.

Ich habe für mich beschlossen, die Social-Media-Kanäle trotzdem weiterhin zur Information zu nutzen, mir schöne Bilder und nette Cartoons anzusehen. Und immer mal wieder Bilder zu meinen Serien »Janne« und »Unknown Beauty« zu posten. Wie, kennt ihr noch nicht? Dann mal schnell folgen und liken! Jeder Tausendste bekommt ein Herz mit Bierglas.