Schwerpunktthema
A bis Z

Das FREELENS Social-Media-Lexikon für Fotograf*innen

Mehr als ein Jahr ist vergangen, in dem wir für unseren Themenschwerpunkt »Social Media für Fotograf*innen« die Welt sozialer Netzwerke wie Facebook und Instagram beleuchtet und Möglichkeiten der Selbstvermarktung ausgelotet haben. Hier erklären wir noch einmal wesentliche Begriffe und nutzen dieses Lexikon darüber hinaus, um auf vertiefende Informationen sowie auf einige von uns veröffentlichte Inhalte zu verlinken. Hier findet ihr außerdem alle unsere zum Thema erschienenen Beiträge.

TEXTE – SUSANNE KRIEG

»A« wie Algorithmus, der

Algorithmen sind die Herren des digitalen Zeitalters. Ihre Formeln und Codes entscheiden nicht nur, welche Ergebnisse Google ausspuckt, wenn wir nach bestimmten Wörtern suchen. Sie sind auch für die Songs, Bücher und Filme verantwortlich, die uns Spotify, Amazon und Netflix vorschlagen. Aufgrund der über uns gesammelten Informationen haben die Algorithmen analysiert, dass sie uns gefallen könnten.

Natürlich sind auch soziale Kanäle auf diese stillen, aber mächtigen Helfer angewiesen. So bestimmt etwa auch auf Facebook ein komplizierter Algorithmus, welche Bilder, Videos und Nachrichten man angezeigt bekommt. Denn längst kriegen wir nicht mehr automatisch alle Posts zu sehen, die in unserem Facebook-Umfeld geteilt werden. Was genau sich in unserer Chronik abspielt, hängt dabei von unzähligen, wechselnden Parametern ab: so analysiert der Algorithmus unter anderem Beziehungen, wertet Likes und Klicks aus oder die Verweildauer auf Beiträgen. Die genauen Details des Gesamtpakets bleiben am Ende jedoch Facebooks Betriebsgeheimnis.

Auch das Bildernetzwerk Instagram hat seit Mitte 2016 einen Algorithmus eingeführt, der eine Vorauswahl darüber trifft, was ein User in seinem Nutzerfeed zu sehen bekommt. Auch hier bleiben die Nutzer über wesentliche Bestimmungsfaktoren im Dunkeln. Derweil kämpft die Beobachtungsplattform AlgorithmWatch darum, dass die Funktionsweisen von Algorithmen vollständig transparent gemacht werden. Hier geht es zu einem lesenswerten Interview mit der AlgorithmWatch-Mitbegründerin Lorena Jaume-Palasi. Darin erklärt sie u.a. auch, weshalb Algorithmen niemals vorurteilsfrei entscheiden, sondern bestimmte Gruppen diskriminieren und noch dazu rassistisch und homophob sein können.

»B« wie Blog, der oder das

Wer die sozialen Medien als Freiberufler*in zum »digitalen Klinkenputzen« nutzt, hat sich meist auch eine eigene Website zugelegt – und koppelt diese idealerweise mit einem Blog, der sich vor allem dafür anbietet, potentielle Kundschaft über Aktuelles aus dem Arbeitsleben (z.B. neue Projekte, Ausstellungen, Veröffentlichungen, Bildbände etc.) auf dem Laufenden zu halten. Dabei sollte man darauf achten, dass die eigene Webpräsenz mobil optimiert ist – und natürlich, dass man auch regelmäßig Neuigkeiten mitzuteilen hat. Durch die Verknüpfung seiner Social-Media-Kanäle mit der Website kann man einfach und effektiv auf seine neusten Beiträge aufmerksam machen.

Zwar fällt immer wieder der Satz »Blogs sind tot«, doch nur über die Inhalte, die man auf einem Blog oder einer Website veröffentlicht, behält man tatsächlich auch die Oberhoheit. Wer lediglich soziale Plattformen wie Instagram als Mitteilungsforum und zur Portfolio-Präsentation nutzt, sollte sich deren Vergänglichkeit bewusst machen: So schnell wie Social Networks auftauchen, so schnell können sie auch wieder verschwinden – und mit ihnen auch alle Inhalte, die man jemals auf ihnen publiziert hat. Um unabhängig zu bleiben, ist ein Blog bzw. eine Website als zentrale Kommunikationsplattform also nach wie vor auch für Fotograf*innen unumgänglich.

Über die Geburtsstunde des Blogs gibt es übrigens verschiedene Theorien. Eine lautet, dass die erste Website des Internets aus dem Jahr 1989 zugleich auch ein Weblog war, geschaffen vom Briten Tim Berners-Lee, einer der Begründer des World Wide Webs. Damals arbeitete Berners-Lee am Kernforschungsinstitut CERN und schuf mit dieser bis heute zugänglichen Seite einen blogartig aufgebauten Informationsdienst, auf dem sich die weltweit verstreuten CERN-Mitarbeiter vernetzen konnten. Mehr zum Thema eigene Website/eigener Blog im Social Media Zeitalter findet ihr hier auf der FREELENS Website.

»B« wie Bot, der

Roboter tauchen in den sozialen Medien in unterschiedlicher Form auf: als Chatbots liefern sie Nachrichten bei WhatsApp, liken und kommentieren auf Instagram oder twittern automatisch Ankündigungen zu den neuesten Artikeln eines Nachrichtenportals. Zum Problem werden sie meist erst, wenn sie eine menschliche Identität vortäuschen. Dann spricht man von Social Bots. Laut des Projekts Botswatch erkennt man einen Social Bot etwa daran, dass er mehr als 50 Mal am Tag twittert.

Dabei kommt ein Social Bot selten allein und kann in der Masse tatsächlich politischen Einfluss nehmen – so geschehen bei den US-Wahlen 2016 oder beim Brexit. In der Ukraine sollen Wissenschaftler dabei ein Netzwerk gefunden haben, das aus 1740 Bots bestand. Tweeten diese Bots 50 Mal am Tag, wären das täglich 87.000 Tweets, die durchaus für Aufmerksamkeit sorgen können. Erst im Februar 2018 hat Twitter deshalb tausende Accounts gesperrt und überprüft, ob es sich um Konten handelt, die auf Kopien echter Konten basieren und automatisiert wurden.

Dabei stecken hinter Bots keine ausgefuchste künstliche Intelligenz und selten komplexe Algorithmen. Sie scannen lediglich Twitter-Timelines oder Facebook-Posts nach bestimmten Keywords und Hashtags. Findet ein Bot die richtigen Wörter, fängt er an zu arbeiten, kommentiert Beiträge mit zusammengebauten Versatzstücken oder versucht sich gar (mehr schlecht als recht) in Gesprächen. Um zu überprüfen, ob ein Twitter-Nutzer in Wirklichkeit ein Bot ist, kann etwa die Seite Botometer nützlich sein – eine eindeutige Antwort gibt sie am Ende jedoch auch nicht.

»C« wie Cat-Content, der (oder: Eskapismus)

Ihren digitalen Siegeszug hat die Katze vor allem den sozialen Medien zu verdanken. Lustige Fotos und Videos von ihr, wie sie Klavier spielt, Staubsauger fährt, in Klos sitzt oder durch die Gegend stolpert gehören seit Jahren zu den Inhalten, die dort am liebsten geteilt werden.

Kaum verwunderlich also, dass 80 Prozent jener Nutzer, die von sich behaupten, gelegentlich Katzenvideos zu schauen, auf Facebook samtpfotigen Stars folgen wie »The Official Grumpy Cat«. Diese aufgrund ihrer grummeligen Gesichtszüge wohl berühmteste Internet-Katze bringt es auf Facebook heute auf 8,7 Millionen Fans, auf Instagram auf 2,5 Millionen Follower. Die Zeit sieht in ihr eine Symbolträgerin für Eskapismus. Klar, bei all den Schlechtwetter-Berichten, mit denen wir täglich konfrontiert werden, mögen wir es eben einfach auch mal unkompliziert.

Zum Problem werden die Grumpy Cats dieser Welt allerdings, wenn sie den größten Teil dessen ausmachen, was wir auf sozialen Medien konsumieren und sie uns zunehmend von den wichtigen Dingen des Lebens abhalten – womit wir bei »Time well spent« angelangt wären, einer Phrase, mit der sich vor allem ehemalige Mitarbeiter digitaler Großkonzerne wie Facebook heute von ihren früheren Arbeitgebern distanzieren. Vor allem prangern sie das Suchtpotenzial an, auf dem das Geschäftsmodell vieler sozialer Netzwerke aufbaut. Und das sieht vor, dass die Algorithmen süßen Katzen und anderen Belanglosigkeiten mit Suchtfaktor den Vorrang im Newsfeed gewähren. Mit welchen weiteren (psychologischen) Tricks Facebook & Co. unser digitales Leben zu manipulieren versuchen, erklärt der ehemalige Google-Angestellte Tristan Harris übrigens in diesem interessanten TED-Talk.

»D« wie Datenschutz, der

Wie Google finanziert sich bekanntlich auch Facebook größtenteils darüber, die Daten seiner Nutzer zu verwerten und zu Geld zu machen; so geben wir unsere Präferenzen preis, indem wir das System beständig u.a. über Like- und Share-Buttons füttern. Das Prekäre daran: Obwohl eine Mehrheit der Bürger laut Umfragen in Deutschland und den USA ihre persönlichen Daten bei Facebook für ungenügend geschützt hält, verändert kaum ein Nutzer sein Verhalten auf sozialen Netzwerken. Sie zu verlassen, kommt für die wenigsten in Frage, nicht zuletzt, weil viele glauben, im digitalen Zeitalter auf Social Media angewiesen zu sein, um berufliche und geschäftliche Beziehungen aufrechtzuerhalten.

Spätestens durch den Cambridge-Analytica-Skandal ist dabei ins Bewusstsein gerückt, dass Facebook die erhobenen Daten eines Nutzers von Drittanbietern anzapfen lässt. Handelt es sich dabei um externe Apps, geschieht dies beispielsweise immer dann, wenn ein Nutzer sich über den Facebook-Login anmeldet: so erhält der App-Anbieter Zugriff auf Profile, Inhalte, Freundeslisten, Fotos etc. Die etwas sicherere Variante wäre dabei der meist umständlichere Login über eine E-Mail-Adresse. Weitere Tipps, wie man sein Facebook-Konto weiterhin beruflich nutzen kann, ohne dabei zu viel von sich preiszugeben, findet ihr hier.

»D« wie 360°-Video, das

Es heißt, 2017 sei das Jahr eins nach Ausbruch des 360°-Hypes gewesen. Nur: Was genau ist dieses »360°« eigentlich? Und wo ist der Unterschied zur »Virtual Reality«? Tatsächlich werden 360°-Videos und -Fotos oft mit Virtual Reality (VR) gleichgesetzt. Gemein ist beiden Bezeichnungen dabei nur die sphärische Betrachtungsweise. Während man in der Virtual Reality mit Objekten und seiner Umgebung interagieren kann, ermöglichen 360°-Videos und -Fotos dem Betrachter lediglich, sich zu allen Seiten umzublicken. Setzt man noch dazu eine spezielle Brille (zum Beispiel das für das Smartphone entwickelte Google Cardboard) auf, entsteht ein dreidimensionaler Effekt. Es genügt dabei, den Kopf in die entsprechende Richtung zu drehen, schon bewegt sich das Video oder Foto vor Augen mit.

Bei herkömmlichen Bildschirmen am Smartphone oder Computer fehlt hingegen diese Dreidimensionalität, hier bewegt man sich stattdessen per Maus oder Fingerwisch durch ein Video oder Bild. Was aber hat das Ganze nun mit Social Media zu tun? Bereits seit 2015 gibt es auf der Video-Plattform Youtube einen eigenen Kanal speziell für 360°-Videos. Doch den Trend so richtig losgetreten hat erst Facebook ein halbes Jahr später, als die Plattform ihren Nutzern zu ermöglichen begann, selbst 360°-Beiträge zu produzieren und hochzuladen.

Inzwischen sind verhältnismäßig günstige 360°-Consumer-Kameras auf dem Markt erhältlich. Doch noch lässt die Qualität im Gegensatz zu sehr teuren und technisch aufwändigen Profivarianten zu wünschen übrig. Mittlerweile haben Medienunternehmen wie der britische Guardian damit begonnen, die 360°-Grad Technik in multimedial erzählte Reportagen zu integrieren (auch wenn der Medienkonzern sie interessanterweise unter dem Begriff VR handelt…). Mehr dazu hier.

»E« wie Emoji, das

»Emoji« sei die am schnellsten wachsende Sprache der Welt, behauptete unlängst die Chefin der Londoner Übersetzungsfirma Translation Today – und hat darum den weltersten Spezialisten eingestellt, der Texte nur mit Emojis übersetzt. Gemeint ist die Sprache der kleinen Gesichter und Bildchen, zu finden auf nahezu jeder Smartphone-Tastatur.

In der Textnachricht oder dem Twitter- und Instagram-Post sparen diese Symbole Zeit und Platz, weil sie vermeintlich komplexe Dinge wie Gefühle mit einem einzigen Zeichen ausdrücken. Ein Trick, den die Japaner als erste anwendeten: Bereits Ende der 1990er Jahre begannen sie damit, Emojis auf Telefonen vorzuinstallieren. Über das iPhone kamen diese 2011 dann auch in der restlichen Welt an.

Als Vorstufe der Emojis gelten die Emoticons der sogenannten »Telegrafischen Zeichenkunst«, Kombinationen aus Satzzeichen, die bereits im 19. Jahrhundert auf Schreibmaschinen und Telegrafen eingetippt wurden und ebenfalls Gesichter oder Symbole ergaben. Die wohl bekanntesten darunter: das Lächeln 🙂 und die Schmolllippe 🙁

»F« wie Fake News, die

Waaas? Stefan Raab ist tot? Obama auch? Nichts scheint heute einfacher als eine falsche Nachricht im Internet in Umlauf zu bringen. Die sogenannte »Fake News«, bereits 2016 zum Anglizismus des Jahres gewählt, kann dabei in Form komplett ausgedachter Berichte, manipulierter Schlagzeilen oder aus dem Kontext gerissener Bilder auftauchen. Sie soll Aufmerksamkeit erheischen und beispielsweise möglichst viele Klicks auf einer oftmals eigens eingerichteten Web- oder Facebook-Seite erzeugen. So wollen die Urheber etwa Werbegelder verdienen und/oder Nutzerdaten abgreifen.

Häufig wird die Fake News aber auch zur Manipulation von Meinungen instrumentalisiert und ist im Zuge dessen unter Trumps Präsidentschaft zum politischen Kampfbegriff geworden – ähnlich dem deutschen Schlagwort »Lügenpresse«. Das größte Problem der Fake News ist jedoch die durch Algorithmen vorangetriebene Verbreitung von Posts in sozialen Medien, die etwa auch zur Folge haben, das etwaige Richtigstellungen retrospektiv die wenigsten Empfänger einer Fake News erreichen. Was einmal im Raum steht, ist nur schwer wieder herauszukriegen. Hinzu kommt, dass wir als Nutzer ohnehin dazu neigen, nur jene Nachrichten und Botschaften herauszufiltern, für die wir uns auch interessieren (siehe hierzu ebenso Begriff »Filterblase«). Den Rest ignorieren wir geflissentlich.

Zunehmend helfen sogenannte »Social Bots« Interessensgruppen dabei, Falschmeldungen bei Twitter oder Facebook automatisch zu streuen und somit lawinenartig in Umlauf zu bringen. Websites wie www.mimikama.at haben es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, Fake News aufzudecken. Und auch Facebook will gegen das Phänomen vorgehen: Im März 2017 führte es ein kleines Warndreieck ein. Es sollte verdächtige Inhalte markieren, die zur Überprüfung gemeldet worden waren. Wie sich jedoch herausstellen sollte, hatte das Warndreieck den gegenteiligen Effekt. Nachrichten, die so gekennzeichnet worden waren, wurden von den Nutzern sogar noch häufiger geteilt. Nun werden Beiträge, die im Verdacht stehen, falsch zu sein, verkleinert dargestellt. Facebook behauptet, die Verbreitung von Falschnachrichten künftig um 80 Prozent reduzieren zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, will das Unternehmen ausreichend Programmierer und Moderatoren einstellen.

»F« wie Facebook

Facebook ist der Platzhirsch unter den sozialen Plattformen. Als Begriff ist Facebook fast so gleichbedeutend mit Social Media wie Tempo mit Taschentuch oder Tesa mit Klebeband. Auch wenn es die Idee des sozialen Netzwerkens schon früher in Form von Portalen wie Friendster oder Myspace gegeben hat, beginnt das Social-Media-Zeitalter für viele Menschen erst 2004 mit dem Auftauchen von Mark Zuckerbergs für Harvard-Studenten entwickelter Plattform.

Über die Hälfte der weltweiten Internetnutzer und ergo 27 Prozent der Erdbevölkerung, also mehr als 2 Milliarden Menschen, sind inzwischen monatlich auf Facebook aktiv, weit über die Hälfte davon über Mobiltelefon. Der 2017 erzielte Gewinn des Unternehmens lag bei knapp 16 Milliarden US-Dollar. Dieses Geld holt Facebook dabei hauptsächlich über in den Nutzerfeeds ausgespielte Werbung herein. Denn für Werbung ist die Plattform inzwischen attraktiver als jede Plakatwand und Anzeigenseite in einem Printmagazin. Nicht zuletzt, weil man aufgrund der zur Verfügung gestellten Userdaten Kampagnen zielgruppengenau ausspielen und ihren Erfolg zudem exakt analysieren kann.

Was Facebook jedoch zunehmend Kopfzerbrechen bereitet, ist der fehlende Nachschub jüngerer User. Einer Befragung unter Jugendlichen zufolge nutzten 2016 nur noch 32 Prozent von ihnen Facebook. Der Gewinner in der Zielgruppe der unter 19-Jährigen heißt hingegen Snapchat. Und nicht zuletzt darum lechzt Zuckerberg seit Jahren nach dem vermeintlich hipperen Instant-Messaging-Dienst. Doch weil ihm die Übernahme anders als bei Instagram (im April 2012) und bei WhatsApp (im Februar 2012) nicht zu gelingen scheint, begnügt er sich vorerst damit, diverse Features (wie etwa »Stories«) von Snapchat zu kopieren, um sie bei Facebook und Instagram zu integrieren. Ein sehr zu empfehlender (sehr langer) Artikel über »Zuckerbergs Monster« und wie sich das Netzwerk in eine Manipulationsmaschine verwandelt hat, ist übrigens auf dem Schweizer Portal »Die Republik« erschienen. Auf welche Arten man Facebook als Fotograf trotz allem professionell einsetzen könnte, erklären wir hier.

»F« wie Filterblase, die

Wer lässt schon gern eine andere Meinung als die eigene gelten? Gelegen kommt einem da, dass in Social-Media-Kanälen fast nur Meldungen auftauchen, die das eigene Weltbild bestätigen – also dem entsprechen, was man längst zu wissen meint. Meinungen, die nicht in das eigene Mindset passen, werden weniger wahrgenommen und Personen, die einem unangenehm sind und mit denen man nicht interagiert, fliegen auf Facebook durch den Algorithmus schnell unter dem Radar und man bekommt nichts mehr von ihnen mit.

Auch bei Twitter folgt man meist nur Personen, die ähnliche Interessen haben wie man selbst. Die Folge: man fühlt sich heimelig, das Ego freut sich, über den eigenen Tellerrand schaut man immer seltener – ein typisches Zeichen der sogenannten Filterblase. Wenn man also glaubt, die Erde sei eine Scheibe, wird man in seinen sozialen Netzwerken eher darin bestätigt statt über seinen Irrtum aufgeklärt. Ganz ähnlich verhält es sich mit der personalisierten Werbung auf Google und Facebook. Wer einmal »Städtereise nach Paris« anklickt, bekommt aufgrund des Algorithmus plötzlich nur noch Angebote für Flüge nach Paris angezeigt. Das Wellness-Wochenende an der Ostsee taucht nicht auf, weil man sich ja gerade in seiner Paris-Blase befindet.

Was man tun kann? Zum Beispiel weniger harmoniesüchtig sein und diesen algorithmischen Teufelskreis durchbrechen – etwa bei Facebook auch mal die Freunde, die nerven, aber gut Kontra geben, mit der Funktion »als Erstes darstellen« prominent im Newsfeed behalten. Oder bei Twitter ruhig auch mal Leuten folgen, die etwas komplett anderes machen als man selbst. Das erweitert nicht nur den Horizont sondern – plopp – bringt auch die Filterblase zum Platzen! Einen empfehlenswerten Podcast aus der Reihe »Elementarfragen« (produziert von Viertausendhertz) mit Sascha Lobo über den Zusammenhang von Filterblasen, Fake News und autoritären Strömungen innerhalb der sozialen Medien findet ihr hier.

»F« wie Follower, der

Was beim Facebook-Profil die Freunde oder im Falle einer Facebook-Seite die Fans sind, nennt sich auf Twitter und Instagram Follower. Unter Followern oder Fans versteht man Nutzer, die Beiträge einer bestimmten Person, eines Unternehmens oder einer Gruppe abonniert haben und diese darum mehr oder weniger regelmäßig verfolgen. Die Anzahl der Follower und Fans eines Profils oder Accounts beeinflusst dessen Reichweite maßgeblich. Wer viele hat, bei dem steigt logischerweise auch die Chance, dass seine Beiträge viel Aufmerksamkeit erhalten und – viel wichtiger noch – mit Anderen geteilt werden, also einen sogenannten viralen, d.h. Schneeballeffekt auslösen können.

Je mehr Follower oder Fans ein Twitter-Nutzer, Facebook-User oder Instagrammer hat, desto mehr Einfluss wird ihm nachgesagt – was ihn als sogenannten »Influencer« umso attraktiver für Werbetreibende macht. Auch deshalb lässt sich so manch ein Social-Media-Nutzer mit großen Ambitionen dazu verleiten, seine Follower einfach zu kaufen (»2.500 Instagram-Follower für 24,99 Euro!«). Das ist zwar legal, doch Social-Media-Experten raten von derlei Praktiken ab. Der Grund: Gekaufte Fans oder Follower werden sich niemals für die Informationen interessieren, die man postet. Sie interagieren nicht und empfehlen auch nichts weiter, schreiben keine Kommentare und vergeben keine Likes – selbst wenn es sich um echte Menschen handeln sollte.

Die Person mit den meisten, sicherlich auch waschechten Followern auf Twitter (nämlich 107 Millionen) heißt übrigens Katy Perry, auf Instagram ist es Selena Gomez (139 Millionen). Auf Facebook hingegen hat Cristiano Ronaldo mit über 120 Millionen Fans die Nase vorn, dem auf Instagram 137 Millionen und auf Twitter 73,7 Millionen Menschen folgen. Warum es nicht immer ein Segen ist, als Fotograf*in hunderttausende Follower zu haben, erklärt die österreichische Influencerin Marion Payr in diesem Beitrag auf der FREELENS Website.

»G« wie Google+

Macht es Sinn, sich ein Profil auf Google+ zuzulegen? Eigentlich hat man kaum eine andere Wahl. Denn wenn man andere Google-Dienste wie Google Maps, Google Earth oder den Google-Kalender nutzen möchte, führt kein Weg am Google+-Profil vorbei. Auch wer YouTube in vollem Umfang nutzen möchte, muss sich bei Google+ registrieren. Weil also kaum jemand freiwillig auf die Idee gekommen sein wird, sich bei Googles sozialem Netzwerk ein Profil einzurichten, herrscht dort – wie kaum anders zu erwarten – alles andere als lebhafter Austausch.

Zwar gilt Google+ weltweit als zweitgrößte soziale Plattform, doch Analysen zeigen, dass nur jeder zehnte Nutzer überhaupt jemals dort gepostet hat. So eilt dem 2011 gegründeten Netzwerk unweigerlich der Ruf einer Geisterstadt innerhalb der Social-Media-Landschaft voraus. Dennoch betont Google, dass man noch lange nicht am Ende sei und verändert immer wieder Funktionen und Design.

»H« wie Hashtag, das

Warum sich der Duden ausgerechnet aufs Neutrum festgelegt hat, ist etwas seltsam, denn im Alltag verwenden die meisten Nutzer den Maskulin, wenn es um das Wort Hashtag geht. Die Raute (»hash«) mit einem angehängten Schlagwort sortiert als Markierung (»tag«) die sozialen Medien und macht Inhalte auffindbar. Ein Hashtag kann aus Zahlen und Buchstaben, aber nicht aus Leerzeichen, Satz- oder Sonderzeichen bestehen.

Erfunden hat dieses Konstrukt der Rechtsanwalt und Internet-Aktivist Chris Messina, der am 23. August 2007 auf Twitter fragte: »Was haltet ihr von der Nutzung eines # (Doppelkreuzes) für Gruppen. Zum Beispiel #barcamp [Nachricht]?« Ab Juni 2009 verlinkte Twitter schließlich alle Hashtags, die seither blau erscheinen. Die fünf in Deutschland meistgenutzten Twitter-Hashtags des Jahres 2017 waren übrigens:

01 – #AfD – 3.799 Tweets
02 – #BTW17 – 1.870 Tweets (Abk. für Bundestagswahl 2017)
03 – #MiaSanMia – 1.685 Tweets
04 – #DieMannschaft – 1.217 Tweets
05 – #FCBayern – 1.058 Tweets

Während Hashtags auf Facebook eher unüblich sind, spielen sie auch auf Pinterest und vor allem Instagram eine große Rolle. Und weil Hashtags gerade auf Instagram eine Wissenschaft für sich geworden sind, haben wir ihnen einen eigenen Beitrag auf unserer Website gegönnt.

»I« wie Influencer, der

Sie gelten als Experten für Duckface-, Avocado- oder Cappuccino-Fotos und Marken sowie Unternehmen reißen sich darum, mit ihnen zu kooperieren. Denn das Transportieren von Botschaften gelingt mit sogenannten »Influencern« heutzutage angeblich besser als auf irgendeinem anderen Weg, den die Werbung bisher beschritten hat. Bei Influencern handelt es sich in der Regel um reichweitenstarke YouTuber oder Instagrammer, die sich innerhalb einer bestimmten Community einen Namen gemacht haben und für eine gewisse Kompetenz und Glaubwürdigkeit stehen.

Studien haben dabei gezeigt, dass werbliche Influencer-Postings von Nutzern erstaunlich gut akzeptiert werden, solange sie nicht beliebig wirken und zur jeweiligen Nische bzw. zum Thema passen. Die bekanntesten Influencer kommen dabei aus den Bereichen Mode, Kosmetik, Reise, Fitness oder Games und heißen hierzulande Bibi, Dagi Bee, Julien Bam oder Caro Daur. Ein Lippenstift-Testimonial einer Kosmetik-Bloggerin wie Bibi ist für einen Hersteller dabei so viel wert, weil dieses ähnlich funktioniert wie die Empfehlung einer guten Bekannten. Allerdings geraten immer mehr Influencer in die Kritik, denn obwohl sie der Kennzeichnungspflicht von Werbung unterliegen, halten sich nicht alle daran – teils bewusst, teils aus Unwissenheit.

Um unlauterem Wettbewerb in Postings auf die Schliche zu kommen, durchforstet der »Verband sozialer Wettbewerb« deshalb seit längerem Plattformen und Blogs. So mahnte die als »Influencer-Jägerin« verschriene Organisation unlängst auch die Bloggerin Caro Daur (1,6 Millionen Instagram-Follower) ab, weil sie ein Produkt zwar getaggt, aber nicht als Werbung gekennzeichnet hatte. Um die noch junge Disziplin des Influencer-Marketings zu professionalisieren, hat in Berlin nun die erste Influencer Akademie ihre Türen geöffnet: Auf dem Stundenplan stehen neben Verhandlungs- und Fotografie-Tipps auch die nötige Aufklärung darüber, was rechtlich erlaubt bzw. nicht erlaubt ist. Auch an dieser Stelle sei noch einmal auf den lesenswerten Artikel der österreichischen Reisefotografin Marion Payr hingewiesen, die auf unserer Website erklärt hat, weshalb 270.000 Follower mitunter auch zum Fluch werden können.

»I« wie Instagram

Welchen Einfluss soziale Medien auf unseren Alltag haben, ist unschwer daran zu erkennen, wie stark sie Einzug in unseren Wortschatz gehalten haben: »liken«, »Selfie« und »facebooken« etwa haben längst eigene Einträge im Duden. Ein weiterer Anwärter könnte nun wohl auch das Wort »instagrammable« sein. Es bezeichnet Dinge und Orte, die es wert sind, auf der Foto-Sharing-Plattform geteilt zu werden – vor allem, weil sie gute Aussichten auf Likes haben. Wichtige Entscheidungen hängen inzwischen davon ab, ob etwas »instagrammable« ist oder nicht. So hat eine britische Versicherungsfirma bei einer Umfrage unter sogenannten Millennials herausgefunden, dass 40 Prozent der Befragten auch die Wahl eines Urlaubsziels größtenteils davon abhängig macht, ob es »instagrammable« ist.

Auf Instagram, der Plattform, auf die sich das Adjektiv beruft, herrscht dabei im Gegensatz zum Netzwerk Twitter immer noch schier unaufhaltsames Wachstum: 1 Milliarde Menschen (Stand: Juni 2018) teilen inzwischen über die von Facebook 2014 einverleibte Foto-Sharing-App ihre Bilder, allein in Deutschland sind inzwischen mehr als 15 Millionen Menschen jeden Monat aktiv. Das hat die App auch zum absoluten Lieblingsort für Influencer gemacht, deren prominenteste Vertreterin mit 139 Millionen Followern Selena Gomez ist. Welche Chancen der Bilderkanal für Fotograf*innen bietet, erklärt Kristina Kobilke übrigens in unserem Podcastgespräch. Außerdem hat sich die Fotografie-Professorin Wiebke Loeper in einem Artikel auf unserer Website mit der Bildsprache der Fotoplattform beschäftigt.

»K« wie Kommunikation, die

Wenn sich Herr Müller in den 1980ern über einen Artikel in der Tageszeitung seines Vertrauens besonders freute oder ärgerte, spannte er zuweilen einen Bogen Papier in die Schreibmaschine, haute in die Tasten, lobte dabei oder schimpfte, frankierte einen Briefumschlag, brachte seine Zeilen zur Post und wartete ab… Wenn er Glück hatte, wurde sein Brief einige Tage später in der Redaktion geöffnet, vielleicht sogar ernst genommen und manchmal auch gedruckt.

Dreißig Jahre später liest Herr Müllers Sohn auf seinem Smartphone in der Facebook-Timeline, was das Medienportal seines Vertrauens (Buzzfeed? Vice?) postet, er klickt auf den Like-Button, das Herz oder das Wut-Emoticon, vielleicht schreibt er sogar einen Kommentar. Den hundertsten, wenn das Thema brisant ist. Kann sein, dass der Sohn längst auch einen eigenen YouTube-Kanal betreibt, er könnte z.B. Experte für Solarenergie sein, sein Wissen über YouTube unter die Menschheit bringen und so regelmäßig selbst für Diskussionen sorgen.

So unspektakulär und normal das inzwischen klingen mag, so sehr haben wir die Revolution, die dahintersteckt, heute verinnerlicht. Die größte Errungenschaft und – je nach Betrachtungsweise – wohl auch der größte Fluch sozialer Medien besteht darin, wie sie die Kommunikation verändert haben. Während im Zeitalter klassischer Medien ein paar Wenige ihre Botschaften ins Volk sandten, ohne genau zu wissen, was die Empfänger davon hielten, können sich dank der technischen Infrastruktur von Internet und Social Media heute theoretisch alle mit allen, über jede Grenze hinweg und zu jeder Tageszeitung untereinander austauschen – weshalb man auch von der »Many-to-Many-Kommunikation« spricht, die die früher vorherrschende Einbahnstraße, das sogenannte »One-to-Many«, abgelöst hat.

»L« wie Likes, die

Es gehört zum Grundbedürfnis des Menschen, gemocht und akzeptiert zu werden. In sozialen Medien erfolgt diese Zustimmung in Form von erhobenen Daumen (Facebook) oder Herzen (Twitter und Instagram). In der Aussicht auf ein »Like« beziehungsweise »Gefällt mir« mag dann wohl auch der größte Suchtfaktor liegen, der uns immer wieder in die Arme der sozialen Medien treibt. Denn der erhobene Daumen ist durchaus so etwas wie die neue Pausen-Zigarette.

Das Like erzeugt dabei die nötige User-Bindung, auf die soziale Netzwerke angewiesen sind. Wie eine Droge sorgt es beständig für kurzfristigen Auftrieb in Form eines Dopaminschubs. Facebook nutzt diesen Daumen außerdem wie einen Geheimagenten, der die Nutzer, ihre Vorlieben und Interessen ausspioniert. So sollen bereits 70 Likes, die ein Nutzer vergibt, genügen, um ein Persönlichkeitsprofil erstellen zu können, das mehr über ihn aussagt, als sein Freundeskreis je über ihn wissen wird. 150 Likes reichten sogar aus, um mehr Informationen zu sammeln, als die eigene Familie über ihn hat – zumindest behauptet das eine Studie mit mehr als 86.000 Facebook-Nutzern. Die Daten über die Vorlieben der Nutzer werden von Plattformen wie Facebook gewinnbringend an Werbekunden verkauft. Aus einer vermeintlich harmlosen Sympathiebekundung ist somit ein Symbol der Macht geworden: die wirtschaftlich wichtigste Grundlage sozialer Netzwerke.

Seit 2016 können Nutzer zudem Emotionen wie Wut, Trauer oder Erstaunen ausdrücken, wenn ihnen ein einfaches Like unpassend erscheint. Dafür stehen inzwischen weitere Symbole zur Verfügung: ein Herz (wie bei Twitter und Instagram), ein herzhaft lachender Smiley, ein offenmundig staunender, ein weinender sowie ein rot angelaufener Wut-Smiley. Offiziell begründet Facebook die Einführung mit der Schreibfaulheit der Mobilnutzer. Doch ist zu vermuten, dass diese Abstufungen vor allem auch das Erstellen noch differenzierterer Persönlichkeitsprofile zum Ziel haben dürften.

»M« wie Marketing, das (Social Media)

In der heutigen Zeit erwarten Kunden und Auftraggeber von Fotograf*innen zunehmend die Präsenz auf sozialen Kanälen – das bestätigt auch eine Umfrage, die FREELENS unter Bildredakteuren durchgeführt hat. Besonders visuell ausgerichtete Netzwerke, allen voran Instagram, bieten sich dabei für Fotografen als Verlängerungsarme der eigenen Website an.

Der Berliner Fotograf und Instagrammer der ersten Stunde, Michael Schulz, hält Instagram derzeit sogar für den relevantesten Kanal, mit denen Kreative und Fotografen digitales Klinkenputzen betreiben können. Zudem sieht er die Plattform als direkten Draht in die Chefetagen: »In den letzten Jahren habe ich viele Entscheider aus Marketingabteilungen bzw. Agenturen kennengelernt, die privat schon lange meinem Kanal gefolgt sind«, sagt er, »so kam es dann auch zu geschäftlichen Kontakten.«

Unternehmen und Marken verlagern Werbung und PR dabei zunehmend auf ihre Social-Media-Kanäle. Während Print- und Fernsehwerbung zum Auslaufmodell geworden ist, wird in Kampagnen auf Social Media immer mehr Geld investiert. Zudem professionalisiert sich die Branche und das visuelle Material, das Unternehmen für ihre Social-Media-Kanäle benötigen, muss immer hochwertiger produziert sein, um aus der Masse herausstechen zu können. Hierfür werden professionelle Fotografen mit Social-Media-Kenntnissen (und immer häufiger auch mit eigener Reichweite) bevorzugt. Worauf es ankommt, wenn Kunden Fotos und Videos für ihre sozialen Präsenzen in Auftrag geben, erklären wir in diesem Beitrag.

»N« wie Nutzungsrechte, die

Soziale Netzwerke schaffen eigene Welten mit eigenen Regeln. Twitter etwa behält sich vor, selbst zu beurteilen, wann eine Meinungsäußerung gegen geltendes Recht verstößt und gelöscht wird. Sowohl Facebook als auch der zum Facebook-Universum gehörige Foto-Sharing-Dienst Instagram räumen sich zudem weitreichende Nutzungsrechte an den von Nutzern geposteten Inhalten ein. Sie sind »nicht-exklusiv«, »übertragbar« und »unterlizensierbar«, »gebührenfrei« und gelten weltweit. Die meisten Plattformen wären ohne die Einräumung gewisser Rechte auch nicht funktionsfähig, da dadurch erst das »Teilen« von Inhalten ermöglicht wird. Dass unterlizenzierbare und übertragbare Nutzungsrechte übertragen werden, erlaubt Facebook allerdings theoretisch auch, Bilder anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen – sofern sich dies auf den Vertragszweck (§ 31 Absatz 5 UrhG) erstreckt. Ob eine Unterlizenzierung an andere Unternehmen diesem Vertragszweck entspricht, ist unter Juristen allerdings strittig.

Letztlich werden in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Facebook und Instagram jedoch keine klaren Aussagen darüber gemacht, zu welchem Zweck genau die Nutzer Facebook Rechte einräumen, wie Medienanwalt Stephan Zimprich in unserem Podcastgespräch zum Thema Urheber- und Nutzungsrechte auf Social Media erklärt. Beschränkt werden könne die Verwendung allerdings durch die gesetzlichen Vorgaben für unwirksame Klauseln. Die Nutzungsbedingungen von Pinterest hingegen bewertet Zimprich als »sehr klar und transparent«. Hier werde deutlich, dass Pinterest nicht mehr Rechte beanspruche, als zum technischen Betrieb der Plattform nötig seien.

Fotograf*innen, die Auftraggebern die Lizenz erteilen, ihre Bilder auch auf sozialen Kanälen zu posten, sollten sich zum einen grundsätzlich im Klaren darüber sein, dass ihre Bilder durch Teilen schnell die Runde im weltweiten Netz machen können. Zum anderen sollten sie diese Form der Nutzung vertraglich immer festhalten und den Rahmen vorher genau absprechen. Viele Unternehmen lassen sich dabei heute die Nutzungsrechte sogar ganzheitlich für alle Kanäle übertragen, wie die Reisefotografin und Social-Media-Expertin Marion Payr in einem FREELENS Beitrag schreibt. Richtwerte für die Vergütung von Social-Media-Nutzungsrechten finden sich beispielsweise in der Broschüre der Mittelstandsgesellschaft Foto-Marketing (MfM).

»P« wie Pinterest

Momentan dreht sich zwar gefühlt alles um Instagram, wenn es um visuell ausgerichtete Social-Media-Plattformen geht. Doch inzwischen hat sich auch die virtuelle »Korkwand« Pinterest zu einem Nutzer-Magneten entwickelt: weltweit über 200 Millionen Menschen (Stand Ende 2017) gehen auf Pinterest einem Trieb nach, der so alt ist wie die Menschheit selbst: dem Jagen und Sammeln. Auf der Plattform lassen sich mit Hilfe einer im Browser installierten, digitalen Stecknadel Fotos, Illustrationen und Grafiken auf sogenannten »Pinnwänden« thematisch archivieren. Auf dem Desktop oder mittels einer App können die User ihre Beute jederzeit wieder aufrufen.

Der Unterschied zu anderen Sozialen Netzwerken ist dabei, dass man sich auf Pinterest nicht einloggt, um zu sehen, was die Freunde gerade so machen. Vielmehr handelt es sich um eine Art Ideenkatalog. Die typischen »Pinnerinnen« und »Pinner« können dabei mit einem angeblich durchschnittlichen Haushaltseinkommen von 100.000 Dollar pro Jahr als »High End-User« bezeichnet werden. Mehr als zwei Milliarden Pins werden monatlich auf Pinterest gespeichert.

Zu den Stars der Plattform gehören sogenannte »Heavy-Pinner« wie die Amerikanerin Joy Cho. Ihrer Sammelleidenschaft (Fokus: Mode, Frisuren und Rezepte) folgen fast 13 Millionen Menschen, weshalb sie das Time Magazine auch zu den dreißig einflussreichsten Personen des Internets zählt. Da das Erstellen eigenen Contents auf dieser Plattform jedoch eher in den Hintergrund gerät, ist Pinterest als Präsenz für Fotograf*innen weniger relevant.

»R« wie Reichweite, die

Die digitale Reichweite von Fotograf*innen ist nicht alles, doch sie wird zunehmend wichtig bei der Auftragsvergabe. Immer noch nebensächlich ist sie etwa für viele klassische Bildredakteur*innen, wie unsere Umfrage ergab. Zwar sucht man in diesem Bereich oft nach neuen Fotograf*innen, die sich neben klassischer Reportage- und News-Fotografie auch mit der Bildsprache auf sozialen Kanälen auskennen und selbst auf Social Media präsent sind. Doch dabei scheinen Followerzahlen kein Kriterium.

Für eine andere Gruppe von Kunden hingegen spielt die Reichweite eines Fotografen inzwischen eine entscheidende Rolle. Dies ist vor allem bei Marken und Unternehmen der Fall, die Fotografen mit vielen Followern als Multiplikatoren sehen, um zusätzlich Aufmerksamkeit innerhalb einer Zielgruppe zu erlangen, die sich idealerweise mit der Zielgruppe des beauftragten Fotografen (z.B. aus der Fashion-, Food- oder Reisebranche) überschneidet. Mitunter kann es dann nämlich von Vorteil für den Auftraggeber sein, wenn der Fotograf die Fotos auch auf seinem eigenen Account postet, wie die österreichische Reisefotografin Marion Payr in einem FREELENS Beitrag erklärt. Im Gegenzug sollte man für diese Zusatzleistung allerdings auch ein entsprechend höheres Honorar aushandeln.

»S« wie Smartphone, das

Laut einer Umfrage eines britischen Mobilfunkanbieters ist Apples iPhone die achtgrößte Erfindung der Geschichte – wichtiger als Kühlschrank, Brille, Auto oder Zentralheizung. In der Tat ist der Revolutionär unter den Telefonen zehn Jahre nach seiner Markteinführung 2017 zu einer Mini-Wundermaschine mutiert, mit der kaum noch telefoniert, dafür nahezu alles andere gemacht wird – vorausgesetzt, natürlich, man hat Netzempfang.

Mit dem Apple-Gerät, das sich bis heute über eine Milliarde Mal verkauft hat, ist auch die mobil aufrufbare Software neu erfunden worden: die »App« (Abkürzung für »Applikationen«), ein kleines praktisches, manchmal auch sinnloses Programm, das dafür sorgt, dass wir auf dem iPhone – und natürlich inzwischen auch auf entsprechenden Android-Geräten – Fotos schießen, spielen, chatten, Videos streamen können… Und so haben auch soziale Medien längst Einzug gehalten auf unseren digitalen Alleskönnern: Sogar im Schnitt rund 80 Prozent unserer Smartphone-Zeit verbringen wir allein auf sozialen Plattformen – Tendenz steigend! Weshalb die Userfeeds von Facebook & Co. auch zur Hauptinformationsquelle vieler Menschen geworden sind, da viele Medienunternehmen dazu übergegangen sind, ihre Nachrichten primär über soziale Medien in Umlauf zu bringen. Welche Konsequenzen das für den Journalismus hat, hat Martin Giesler hier für FREELENS aufgeschrieben.

»T« wie Troll, der

Die Kommentarspalten sozialer Medien waren noch nie Orte für sonderlich gutes Benehmen. Was viele Menschen im realen Leben nicht täten, tun sie auf Facebook, Twitter & Co. unter dem Deckmantel digitaler Anonymität: hemmungslos pöbeln und hetzen. Der perfekte Nährboden also für den Troll. Dieser will in erster Linie provozieren und manipulieren. »Don’t feed the troll« lautet eine weitverbreitete Überzeugung: Trolle solle man nicht füttern, sondern ignorieren.

Doch ob das wirklich die beste Lösung ist, bleibt zweifelhaft. Denn die Wut der Trolle scheint sich zunehmend zu organisieren. In rechten Kreisen etwa hat sich neuerdings eine Trollarmee namens »Reconquista Germanica« zum Ziel gesetzt, die öffentliche Meinung auf sozialen Netzwerken durch gezielte Sammelattacken zu beeinflussen.

Vor allem aber in Russland betreiben Trollfabriken bzw. sogenannte Putinbots im Auftrag des Staates und mithilfe von Fake News schon seit Jahren Manipulation im großen Maßstab. Auch die US-Wahlen und der Brexit sollen so mithilfe fingierter (Troll-)Identitäten erfolgreich beeinflusst worden sein. Immer mehr zivilgesellschaftlich organisierte Gegenbewegungen stellen sich den Trollarmeen jedoch entgegen und versuchen, deren Propaganda offenzulegen. Eine Factchecking-Plattform, die Desinformationen im Zusammenhang mit der Ukraine aufklärt, ist zum Beispiel das über Crowdfunding und Stiftungen finanzierte Portal Stopfake.org.

»T« wie Twitter

Spätestens seit dem Arabischen Frühling ist der blaue Twitter-Vogel zur Berühmtheit geworden. Damals organisierten sich Demonstranten in Ländern wie Ägypten, Algerien oder Marokko über das 2006 gegründete soziale Netzwerk. Bis heute steht Twitter für den zeitnahen Austausch von Informationen und Nachrichten. Mit 60 Prozent ist Twitter dabei das Netzwerk mit dem höchsten Männeranteil. Eine weitere Besonderheit: nach maximal 280 Zeichen Text in einem Post ist Schluss (bis November 2017 durfte man sogar nur 140 verwenden).

Anders als bei Instagram, wo man bis zu 30 Hashtags vergeben kann, um gefunden zu werden, zählt bei Twitter nicht Masse. Maximal drei bis vier der relevantesten Hashtags sollten hier zum Einsatz kommen, so lautet zumindest die Experten-Empfehlung. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Bisher verwendet Twitter keine Algorithmen wie Facebook oder Instagram, mit denen Beiträge im Nutzerfeed vorsortiert werden. Vielmehr werden alle Tweets ungefiltert und chronologisch ausgespielt.

Klingt verlockend? Leider hat Twitter nicht unbedingt den Ruf, DAS perfekte Medium für Fotograf*innen zu sein. Das von weltweit 336 Millionen Menschen genutzte Netzwerk ist weit weniger visuell ausgerichtet als beispielsweise Instagram. Dafür bietet es eine gute Möglichkeit zur Recherche – einer der Gründe, weshalb Twitter vor allem bei Journalisten und Experten sehr beliebt ist. Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder Microsoft nutzen ihre Accounts zudem sehr erfolgreich als Support-Kanäle, auf dem Kunden Fragen oder Probleme posten können und zeitnah Antworten bzw. Hilfe erhalten.

»V« wie Vertical Video, das

Geht die Breitbild-Ära ihrem Ende entgegen? Eine nicht ganz unberechtigte Frage. Während im Kino und Fernsehen nach wie vor der »Landscape-Modus« vorherrscht, spielt dessen umgekehrtes Verhältnis, das 9:16 Format, im Internet und den sozialen Medien eine immer größere Rolle. Grund ist nicht zuletzt auch hier das Smartphone, über das wir inzwischen häufiger online sind als über den Computer. Dementsprechend sollen 2017 auch 57 Prozent aller Videos weltweit mobil abgerufen worden sein.

Dabei haben sich immer mehr Content-Formate in den sozialen Medien speziell das 9:16 Verhältnis zu eigen gemacht. So hat Instagram erst im Juni 2018 seinen neuen Dienst IGTV gestartet, eine Art Plattform-interner Fernsehkanal, in dem ausschließlich Hochkant-Videos gepostet und konsumiert werden können. Zuvor hatten auch Instagram-Stories und die App Snapchat das Hochformat übernommen. Viele Fotografen und Videofilmer sollten aufgrund dieser Entwicklung ihr Auge neu schulen und häufiger auch im Hochformat denken, empfiehlt die Reisefotografin und Social-Media-Expertin Marion Payr in diesem Beitrag auf der FREELENS Website. Denn auch Kunden werden vertikale Videos (und Fotos) künftig verstärkt für ihre sozialen Kanäle benötigen. Für weitere gängige Foto- und Bewegtbild-Formate in den sozialen Medien verlinken wir hier einen Spickzettel.

»W« wie Werbung, die

Soziale Medien sind für Unternehmen ein wichtiger Marketingkanal geworden. Laut dem Bericht »State of Inbound 2018« ziehen sogar 55 Prozent der Befragten soziale Medien klassischen Werbestrategien in Printprodukten und/oder Fernsehen vor. Nicht zuletzt, weil sie viel genauer an bestimmte Zielgruppen ausgespielt und die Ergebnisse nachträglich besser gemessen werden können. Zudem fallen die Investitionen hier im Unterschied zu traditionellen Marketingmethoden häufig deutlich günstiger aus.

Viele Werbekampagnen werden darum nur noch für den Social-Media-Bereich entwickelt. Hier sind professionelle Fotograf*innen mit entsprechenden Kenntnissen gefragter denn je. Hierzu auch mehr in unserem Beitrag »Einmal Social Media, bitte! Wenn der Kunde Bilder für Instagram & Co. bestellt«. Wie sich Marken aus der Medienbranche Social Media zunutze machen, um dort auf sich aufmerksam zu machen und wie sie speziell für Instagram & Co. journalistische Inhalte entwickeln, zeigen wir übrigens in diesem Beitrag auf unserer Website.

»Z« wie Zeitmanagement, das

Immer wieder taucht die Frage auf, wieviel Zeit die effektive Selbstvermarktung auf sozialen Medien in Anspruch nimmt. Wie häufig sollte man wann genau posten, wie oft die Beiträge anderer liken und kommentieren? Ganz ehrlich, eine allgemeingültige Antwort gibt es darauf nicht, denn es hängt von vielen Faktoren ab – vor allem davon, was die Vorlieben und Gewohnheiten der jeweiligen Zielgruppe sind, die man für sich anpeilt.

Nichtsdestotrotz steht fest, dass zum erfolgreichen Betreiben eines oder gar zweier sozialer Kanäle eine gehörige Portion Disziplin und Durchhaltevermögen gehört. Echte Reichweite kommt nicht über Nacht, sondern ist ein oftmals langwieriger Prozess, der sich über Jahre hinziehen kann, bis er wirklich Früchte trägt. Wie man diesen Prozess möglichst effektiv in den beruflichen Alltag einbinden kann und welche Tools ihn erleichtern, haben wir in diesem Artikel auf unserer Website zusammengefasst.


Susanne Krieg
Journalistin mit einer Leidenschaft für multimediale Inhalte. Nach über zehn Jahren als GEO-Redakteurin arbeitet die inzwischen zertifizierte Social-Media-Managerin als Texterin und Dozentin für crossmediale Themen.
www.susanne-krieg.de