Schwerpunktthema
Social Media für Fotograf*innen

Die eigene Website als Content-Zentrum im Social-Media-Zeitalter

TEXT – SUSANNE KRIEG

Eine eigene Website zu haben ist heute fast so wichtig wie das reale Dach über dem Kopf. Das gilt nicht nur für Fotografen, sondern für fast alle Selbständigen – ganz besonders für jene, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Weshalb man trotz Social-Media-Profilen nicht auf die eigene digitale Bleibe verzichten sollte? Erklären wir hier.

Für viele scheint die eigene Website immer noch eine unüberwindbare Hürde zu sein. Schließlich kostet es Geld, sie professionell erstellen zu lassen – mindestens aber Zeit und Nerven, nicht nur, wenn man die Sache selbst in die Hand nehmen will. Eine Website selbst zu erstellen, erfordert schon etwas Einsatz. Da mag es verführerisch sein, die Webpräsenz lieber auf ein paar schnell eingerichtete Social-Media-Profile auf Xing, Facebook oder Instagram zu verlagern. Schließlich kostet deren Pflege schon Energie genug.

Wenn die Website so etwas wie ein virtuelles Zuhause ist, dann sind Social-Media-Kanäle vergleichbar mit U-Bahnen, über die man Dienstleistungen und Inhalte zu seiner Zielgruppe transportiert. Auf eine eigene Website zu verzichten, wäre ähnlich fatal, wie sein gesamtes Hab und Gut dauerhaft in öffentlichen Verkehrsmitteln zu deponieren.

Die Datenhoheit behalten

Was zum Beispiel, wenn die U-Bahn-Linie, mit der man tagtäglich unterwegs ist, plötzlich nicht mehr fährt, weil der Betreiber sie nicht mehr für rentabel hält? Immer wieder werden zudem Fälle bekannt, in denen Plattformen wie Facebook Beiträge, Seiten und Profile sperren oder löschen – ohne Ankündigung, manchmal aus den absurdesten Gründen.

So war vor einiger Zeit auch ein Video der schwedischen Krebsgesellschaft Cancerfonden plötzlich verschwunden. Es sollte darüber aufklären, wie Frauen ihre Brüste nach verdächtigen Knoten abtasten können. Für Facebook war das zu viel nackte Haut. Das Schlimme: Facebook darf das, als Nutzer stimmen wir diesem Privileg in den AGB zu. Ein Grund mehr, seine Beiträge nicht nur über soziale Netzwerke, sondern auch auf einer eigenen Website verfügbar zu machen.

Worauf es bei einer Webpräsenz ankommt

Aber wie komme ich zu einer professionellen Website? Und was muss sie beinhalten, damit meine potentiellen Auftraggeber und Kunden – Fotoredakteure, Agenturen, Firmenkunden – wirklich finden, wonach sie suchen? Hier ein paar grundlegende Tipps:

1. Struktur und Inhalte

Eines vorweg: Es ist ratsam, sich mit dem Content-Management-System seiner Website selbst auszukennen, um auch ohne Programmierer und Webdesigner in der Lage zu sein, Änderungen vorzunehmen. WordPress ist dabei heute die meist verbreitete Software für Blogs und Websites. Nirgends sonst werden so viele »Themes«, d.h. Layout-Vorlagen, angeboten, die sich speziell den Bedürfnissen von Fotograf*innen anpassen (ein paar Beispiele gibt es etwa hier).

Eine Alternative zu WordPress ist der relativ neue Anbieter Jimdo. Dieser hat sich auf das sogenannte »On-Page«-Baukastensystem spezialisiert, das wesentlich einfacher zu bedienen ist als das inzwischen sehr mächtige Open-Source Projekt WordPress, bei dem im sogenannten »Backend« gearbeitet wird, was die Sache nicht gerade unkomplizierter macht. Für den Anfänger ist WordPress häufig abstrakt, viele Funktionen erfordern gewisse technische Vorkenntnisse. Ein weiterer Vorteil von Jimdo: Das Hosting ist inbegriffen, die Domain selbst nicht. Die Einrichtung einer eigenen Domain ist aber als angeleiteter Zwischenschritt im Jimdo-Paket integriert – was das Erstellen einer Website für den Anfänger sehr vereinfacht. Was die beiden Content-Management-Systeme noch voneinander unterscheidet, beleuchtet dieses Video: »Jimdo vs. WordPress«.

Die auf der eigenen Website präsentierten Fotos müssen gut ausgewählt sein und die Facetten des eigenen Schaffens auf den Punkt bringen, vor allem aber widerspiegeln, wofür man stehen möchte. So kann es ggf. auch sinnvoll sein, nur diejenigen Arbeitsbereiche auszuwählen und zu zeigen, auf die man in Zukunft den Fokus seiner Arbeit legen möchte. Die Inhalte, seien es Fotos oder auch Veröffentlichungen, Referenzen, etc., sollten in jedem Fall regelmäßig aktualisiert werden.

Was auch nicht fehlen darf: eine sogenannte »Über«-Seite mit Informationen zur Person. Wie ist man zur Fotografie gekommen, welche Themen liegen einem am Herzen? Was treibt einen an? Man kann auch Erlebnisse und Erfahrungen nennen, die prägend waren – das hat nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern interessiert viele Auftraggeber, die sich ein erstes Bild machen möchten von einem Menschen, mit dem sie künftig vielleicht zusammenarbeiten.

Gut sichtbare Kontaktdaten sind außerdem wichtig, dazu ein Impressum (in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben!) sowie eine Datenschutzerklärung, sobald man Teil-Funktionen für Social Media integriert und/oder den Traffic mithilfe von Google-Analytics analysiert. Eine Mustervorlage für eine nach deutschem Recht gültige Datenschutzerklärung findet man etwa hier. Welche Angaben unbedingt in ein Impressum gehören, könnt ihr hier nachlesen.

2. Ein Blog als Ort für Aktuelles

Man muss als Fotograf nicht zwangsläufig einen Blog betreiben, doch eignet er sich gut dazu, über Neuigkeiten wie Termine, Ausstellungen, eigene Workshops oder seine neuesten Veröffentlichungen zu informieren. Dabei kann der Blog natürlich auch »Aktuelles« oder »News« heißen. Eine Blog-Vorlage ist bei den meisten Designs für WordPress und Jimdo standardmäßig integriert.

Bevor man sich jedoch für die Integration eines Blogs entscheidet, sollte man sich bewusst machen, dass dieser auch regelmäßig mit Inhalten gefüllt werden muss. Denn nichts ist für den Seitenbesucher unattraktiver, als nur ein paar uralte Beiträge vorzufinden.

Doch aus was für Inhalten könnte sich ein Blog noch zusammensetzen? Die amerikanische Fotografin Stephanie Sinclair beispielsweise nutzt ihn für Informationen zu Themen, für die sie sich besonders engagiert. So berichtet sie etwa über Menschenrechtsverletzungen wie das weltumspannende Problem der Kinderheiraten, das sie seit über 15 Jahren dokumentiert.

Auch Andreas Herzau bloggt. Er rezensiert z.B. Fotobücher und Ausstellungen. Hin und wieder führt er Interviews mit Kolleg*innen. Ein weiteres Beispiel wäre Paul Ripke. Der lässt in seinem Blog nicht nur sich, sondern auch die Absolventen seiner Workshops zu Wort kommen, die erzählen, welche Fotografen sie beeinflusst haben. Mit solcher Art kuratiertem Content schlägt Ripke zwei Fliegen mit einer Klappe: es entstehen kontinuierlich neue Inhalte zum Thema Fotografie, gleichzeitig rührt er die Werbetrommel für seine Workshops.

Da die mobile Internetnutzung immer weiter zunimmt, ist ein »responsives Design« mittlerweile ein absolutes Muss. Foto: FREELENS unter Verwendung von Vektordateien von Pure Solution/Fotolia
3. Mobile Optimierung

Wir warten beim Arzt oder sitzen in der Mittagspause, fahren in der U-Bahn, langweilen uns vor dem Fernseher. Was machen wir? Meist das Smartphone an. Auch potentielle Auftraggeber tun das. Ständig. Immer häufiger. Bis 2018, so die Prognosen, soll rund 80 Prozent der weltweiten Internetnutzung über Mobilgeräte laufen.

Schon mal überprüft, wie professionell sich die eigene Website mobil verhält? Ist sie ein Smooth Operator oder digitales Mittelalter? Vielleicht klafft sogar das große Nichts? Letzteres könnte daran liegen, dass Adobe Flash verwendet wird. Auf dem iPhone und iPad funktioniert Flash nicht – und immer seltener auch auf Computern. Flash ist Auslaufware, Adobe wird sie bis 2020 komplett vom Markt nehmen.

Zudem sollte man die Ladezeiten überprüfen! Häufig ist die Datenverbindung mobil schlechter als über DSL. Bei ausufernden Datenmengen (z.B. wegen zu großer Fotos) bauen sich Seiten viel zu schwerfällig auf. Die Besucher sind genervt und mit einem Klick wieder weg, noch bevor sie ein einziges Foto gesehen haben. Ein Tool zum Testen der Ladezeiten ist z.B. PageSpeed Insights. Wer WordPress verwendet, kann Bilddateien z.B. mit dem Plugin Optimus automatisch herunterrechnen, ohne dass sie qualitativ leiden.

Weil sich Smartphone-Displays im Vergleich zu Computerbildschirmen verhalten wie Katzenklappen zu Haustüren, sollten sich Websites zudem mobilen Maßstäben anpassen. Heißt grundsätzlich: sie möglichst schlank und überschaubar halten. Auch auf dem Smartphone müssen Texte und Bilder ohne Zoom oder Verkleinerung erkennbar, Links und Buttons problemlos mit dem Finger antippbar sein.

Wer eine vernünftige Website haben möchte, für den ist ein sogenanntes »responsives Design« inzwischen absolutes Muss. Die gute Nachricht: WordPress und Jimdo bieten praktisch kaum noch Layoutvorlagen an, die nicht mobil optimiert sind.

4. Website und Social Media richtig verdrahten

Wer soziale Außenposten betreibt, sollte sie auf seiner Content-Zentrale gut sichtbar verlinken. Es hat sich dabei eingebürgert, entsprechende Social-Media-Icons entweder im Kopf, oben in der Sidebar oder im Fußbereich einer Website aufzuführen. Darüber hinaus kann man über bestimmte WordPress-Plugins aktuelle Instagram-Postings auch direkt in einem Bereich der Website als Vorschau integrieren.

Da lediglich auf Social Media veröffentlichter Content, wie bereits geschrieben, »verloren gehen« kann, ist es ratsam, manche Inhalte lieber auf der eigenen Website zu veröffentlichen und von dort über Social Media zu teilen. Man kann z.B. auf der eigenen Website die Rubrik »Veröffentlichungen« einrichten, die man regelmäßig aktualisiert – und aus dieser bei Gelegenheit etwas über Facebook teilen. Und Fotos, wie z.B. Making-Of-Szenen, die man nicht dauerhaft auf seiner Website zeigen möchte, postet man direkt über Social Media.

Social Media ist keine Einbahnstraße. Deshalb ist es wichtig, dass die Besucher auch eigenständig von den sozialen Außenposten schnell auf meine Website gelangen können, und zwar unabhängig davon, ob ich über Beiträge im Facebook-Feed auf sie verlinke. Deshalb sollte man nicht vergessen, die Website gesondert anzugeben: bei Instagram und Twitter beispielsweise in der sogenannten »Profil-Bio«, bei Facebook-Seiten ist hierfür die Info-Rubrik vorgesehen.

Betreibe ich einen Blog und möchte forcieren, dass Beiträge (etwa über meine letzte Buchveröffentlichung) auch durch andere in sozialen Medien geteilt werden, sollte ich dies durch sogenannte »Sharebuttons« am Anfang oder Ende eines Artikels, den ich z.B. für meinen Blog verfasst habe, ermöglichen. Sharebuttons können übrigens zu besseren Rankings der Website in der Google-Suchmaschine beitragen: Wenn Google merkt, dass User vermehrt Inhalte meiner Seite teilen, gilt sie als besonders relevant und rückt weiter nach oben. Und gefunden zu werden ist doch das Ziel aller Aktivitäten im Internet.

Es lohnt sich also auf jeden Fall, das herbstliche Wetter zu nutzen, um sich eine eigene Online-Präsenz zu schaffen bzw. die alte Website mal wieder auf Vordermann zu bringen…


Susanne Krieg
Journalistin mit einer Leidenschaft für multimediale Inhalte. Nach über zehn Jahren als GEO-Redakteurin arbeitet die inzwischen zertifizierte Social-Media-Managerin als Texterin und Dozentin für crossmediale Themen.
www.susanne-krieg.de