Politik & Medien
Nachruf

Ralf ist nicht mehr da

von Kay Michalak

»Eigentlich habe ich nie etwas gemacht, wozu ich keine Lust hatte«, sagte er bei unserer ersten Begegnung zu mir, und da hatte er mich schon für sich eingenommen, auch durch seine fröhliche Art und sein erfrischendes Lächeln.

Ralf Gantzhorn war Geologe und einer der besten Bergsteiger und Kletterer Deutschlands und hat diese Profession über mehr als zwei Jahrzehnte eindrucksvoll mit der Fotografie verbunden. Er war auch Segler, Kulturvermittler, Autor, Vortragsreisender. In zahlreichen Publikationen und Vorträgen vermittelte er uns Welten und Abenteuer, in die sich nur ganz wenige von uns trauen, aufzubrechen. Wenn er von seinen Reisen erzählte, war eine Begeisterung, eigentlich eine Obsession in der Luft, die ich so selten erlebt habe und die mich wirklich motiviert hat.

»La Reina del Viento«, Patagonien, 2014. Lenticulariswolken über dem Fitz Roy in Patagonien. Auch aus den Alpen kennt man das Phänomen linsenförmiger Wolken – doch in Südamerika haben sie einen schöneren Namen: »Reinas del viento«, die Windprinzessinen. Foto: Ralf Gantzhorn

Schottland, die Alpen, Nepal, Norwegen, Georgien, Pakistan und immer wieder Feuerland und Patagonien, 27 mal bereiste er den südlichen Zipfel von Südamerika, auf sieben Expeditionen zum Monte Sarmiento war er dabei, den Ostgipfel der weißen Diva hat er nie erreicht.

»Gute Bilder sind, neben einer guten Kletterroute, der einzig vernünftige Grund, früh aufzustehen.« Ralf hat seinen Traum gelebt, er war aus Leidenschaft in den Bergen und hat seine Liebe zur Natur in seinen Fotografien so wunderbar festgehalten.

»Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen die einzigartige Schönheit unseres Planeten sehen und vor allen Dingen respektieren lernen. Weniger ist oft mehr. Aber ich fürchte, zukünftige Generationen werden uns fragen, warum wir so verschwenderisch leichtsinnig mit den endlichen Ressourcen unserer Erde umgegangen sind. Sehenden Auges in die Katastrophe.«

Am 24. Juni 2020 verunglückte Ralf oberhalb der Stöckalp in der Zentralschweiz, er wurde 56 Jahre alt. Ralf hinterlässt uns eine Vielzahl von Bilderstrecken, einzigartige Panoramen und Reiseberichte, die uns immer wieder aufs neue die Faszination der unwirklichsten und unzugänglichsten Gebiete unserer Erde zeigen. Ich bin jedes Mal aufs neue überwältigt davon. Danke Ralf!