Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Zeit, das ist für Fotojournalisten nicht nur eine Frage der Belichtung. Sie sind in oft in Zeitnot, weil die Vorgaben der Redaktionen immer rigider werden.
Editorial – Manfred Scharnberg
Fotografischer Alltag bewegt sich zwischen einer 60stel und einer 500stel Sekunde. Doch außerhalb dieser Belichtungszeiten existiert ein ganz eigenes Universum. Die extrem kurze oder äußerst lange Belichtung visualisiert Vorgänge, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Michael Wesely erlaubt uns den Zug der Sonne über New Yorks Central Park zu verfolgen. Ein Jahr lang, denn so lange hat er den Film nonstop belichtet. Mit unserem Titelbild gewährt Martin Klimas den ausgiebigen Blick auf ein Ereignis von Millisekunden. Diese Bilder führen uns etwas Neues vor Augen – im ureigensten Sinn der Fotografie. Es gibt also weder gute, noch schlechte Belichtungszeiten.
Schlecht sind allerdings die Vorgaben mancher Redaktionen. Fotoaufträge müssen oft im Schweinsgalopp erledigt werden. Das bedeutet: Motive stellen, statt etwas Neues einzufangen. Würden wir überhaupt merken, wenn sich die Welt außerhalb der Redaktionsstuben ändert?