3. Juni - 6. August 2010
Jürgen Schadeberg

Tales from Jozi

3. Juni - 6. August 2010
Zur Eröffnung der Ausstellung mit Jürgen Schadeberg am Mittwoch, 2. Juni 2010 sprach Wilfried Weinke.

Jürgen Schadeberg gibt mit seinen Bildern einen tiefen Einblick in den Alltag und die Realität der Menschen in Südafrika, deren Leben von der Fußball-WM völlig unberührt bleiben wird. In farbigen und schwarzweißen Fotografien, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind, porträtiert der Fotograf die Metropole Johannesburg – Jozi, wie die Einheimischen ihre Stadt liebevoll nennen – und ihre hauptsächlich von Schwarzen bewohnten Stadtteile Soweto und Kliptown.

Alltag in Kliptown.
Alltag in Kliptown. Foto: Jürgen Schadeberg

Der in Berlin geborene und 1950 nach Südafrika ausgewanderte Fotograf ist einer der wichtigsten Chronisten Südafrikas und zählt zu den besten Fotografen weltweit. Seit seiner Zeit als Fotograf und Art-Director des Drum Magazins hat er viele Schlüsselereignisse und zentrale Persönlichkeiten der Anti-Apartheid-Bewegung fotografisch festgehalten. Jürgen Schadebergs Bilder aus dem heutigen Südafrika stehen seinen früheren in nichts nach. Im Gegenteil haben sein Mut und die hohe Reputation, die ihm auch von der schwarzen Bevölkerung entgegen gebracht wird, ihm dabei geholfen, in Bereiche Einblick zu bekommen, die für Weiße normalerweise Tabu sind. Schadeberg fotografierte in den so genannten No-Go-Areas von Johannesburg, die für Weiße gefährlich werden können. Der Fotograf fand Einlass in die Wohnungen, die sich die Armen und Ärmsten in den ehemals modernen Hochhäusern und Siedlungen, die zunächst für Weiße konzipiert waren, eingerichtet haben.

Autobahn-Fußball.
Autobahn-Fußball. Foto: Jürgen Schadeberg

Die schwarzen Bewohner haben die unwohnliche Architektur ihren Bedürfnissen so gut wie möglich angepasst. Das Alltagsleben findet hier ebenso auf der Straße wie in den Treppenhäusern und den Innenräumen statt, die gleichzeitig Wohnraum und Kaufmannsladen sind. Durch die besondere Farbigkeit seiner Aufnahmen gewinnt der Fotograf seinen Motiven bei aller Armut auch eine große Schönheit und Intensität ab. Ergänzt wird die Auswahl durch ein fotografisches Schwarzweiß-Essay über Kliptown, wo 1955 vom »Congress of the People« die Freiheitscharta unterzeichnet wurde, und Aufnahmen von Südafrikas langen Stränden, die ein Gegengewicht zu den Stadtansichten darstellen.

Frau in einem Zimmer.
Frau in einem Zimmer. Foto: Jürgen Schadeberg