5. April - 17. Mai 2018
Ina Schoenenburg

Schmale Pfade | Blickwechsel

5. April - 17. Mai 2018
Die Ausstellung wurde am Donnerstag, den 5. April 2018, in Anwesenheit der Fotografin eröffnet. Es sprach Linn Schröder, Fotografin und Professorin für Fotografie an der HAW Hamburg.

Wild wirkt die Landschaft Brandenburgs in den Fotos von Ina Schoenenburg, dort, wo Deutschland und Polen aneinanderstoßen. Immer wieder taucht die Fotografin tief in diesen Landstrich ein und bringt von ihren Ausflügen bildgewaltige Szenen mit, die voller Brüche sind und gleichzeitig faszinieren und irritieren. Wirken die Landschaften ungezähmt, so sind die Menschen, denen sie begegnet, eigenartig traumverloren. An einem Fluss sitzt ein einsamer Angler. Kinder posieren als Gespenster inmitten einer blühenden Wiese. Eine Frau blickt ungerührt in die Ferne, während Rehe durch ihren riesigen Garten huschen.

Der Mensch in der Landschaft stellt ein romantisches Urmotiv dar, das die Fotografin geschickt für ihre Erzählung nutzt. Eine andere Eigenschaft ihrer Bilder ist, dass diese jegliche Gewissheiten vermeiden wollen. Einmal ragt in der Ferne, eingeklemmt zwischen zwei Gebäuden der Kopf eines steinzeitlichen Mammuts hervor. Das Urtier scheint einfach vergessen worden zu sein, um heute an eine in der Eiszeit geschaffene Landschaft zu erinnern, an die Rückstände von Gletschern, die die Natur vor Ort bis jetzt prägen.

Aus der Serie »Schmale Pfade«. Foto: Ina Schoenenburg

Die aus Berlin stammende Fotografin, die oft hierher kommt, weil sie diese Landschaft liebt und weil ihre Eltern hier wohnen, beweist einen emphatischen Blick. So bleibt ihr auch die Härte, die die Idylle birgt, nicht verborgen. Man sieht Sturmschäden, abgesackte Erde, kleine Versehrtheiten der Landschaften, aber auch eine Einsamkeit und Melancholie, die sich in den Begegnungen mit den Porträtierten ablesen lässt. Brandenburg ist dünn besiedelt, in manchen Landstrichen leben nur 25 Einwohner auf einem Quadratkilometer. Der nächste Nachbar wohnt oft weit weg und es gibt genug Platz, um Eigenheiten zu kultivieren.

Aus der Serie »Blickwechsel«. Foto: Ina Schoenenburg

In »Blickwechsel«, einer zweiten Serie, nimmt die Fotografin ihre eigene Familie in den Fokus – und sich selbst. Sie untersucht die Beziehung zu ihren Eltern und das Aufwachsen ihrer Tochter. Intimität und Vertrauen im Umgang miteinander sind ebenso sichtbar wie Verstimmung und Erschöpfung. Ina Schoenenburg zeigt ihre Familie seit sieben Jahren, so wie sie diese sieht. Ein liebevoller Blick, der auch die Schwächen einschließt. Die Eltern scheinen nie zu posieren, die Mutter zeigt sich in ihren Gefühlen erstaunlich offen. Ina Schoenenburgs Gespür für das besondere Licht und feine Stimmungen macht die Introspektion zu einem besonderen Erlebnis.

Info

Ina Schoenenburg

Ina Schoenenburg, 1979 in Ost-Berlin geboren, hat von 2009 bis 2012 Fotografie an der Ostkreuzschule studiert. Seit 2016 ist sie Mitglied der Fotografenagentur Ostkreuz. Ihre Arbeiten erscheinen in zahlreichen Magazinen wie Zeit Magazin, Geo oder Stern. Für ihr Langzeitprojekt »Blickwechsel« erhielt die Fotografin mehrere Auszeichnungen, darunter 2017 den Otto-Steinert-Preis der DGPh und den Vonovia Award. Ina Schoenenburgs Arbeiten sind in Frankreich, Italien, Luxemburg und der Schweiz ausgestellt worden.
»Schmale Pfade« wird in der FREELENS Galerie erstmals als Ausstellung präsentiert.
www.inaschoenenburg.de