13. Februar - 20. März 2014
Attenzione

Protest

13. Februar - 20. März 2014
Zur Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag, 13. Februar 2014 mit Roland Geisheimer, Mark Mühlhaus und Janko Woltersmann sprach taz-Redakteur Martin Kaul.

Power to the People! Die einen zeigen Verdrossenheit, die anderen eint die Empörung. Dort, wo soziale Schieflagen und Unrecht entstehen, gehen sie auf die Straße und zeigen Widerstand. Sie treten für bestimmte Ziele ein und stellen öffentliche Aufmerksamkeit her. Der Protest richtet sich gegen Nazis oder Atomkraft, gegen irreparable ökologische Schäden, soziale Verelendung, gegen Überwachungsstaat und Abbau bürgerlicher Rechte. Die Motivationen für Protest sind so mannigfaltig, wie die Formen des Protests unterschiedlich sind.

60 Jahre NATO, Strasbourg, April 2009.
60 Jahre NATO, Strasbourg, April 2009. Foto: Roland Geisheimer/attenzione

Seit Jahren arbeiten Roland Geisheimer, Mark Mühlhaus und Janko Woltersmann von attenzione am gemeinsamen großen Thema »Protest«. Die Fotografen, die alle selbst über direkte Erfahrungen als Aktivisten verfügen, haben dazu immer wieder Demonstrationen, Bürgerinitiativen und soziale Bewegungen fotografisch begleitet. Mit der umfangreichen Serie bieten sie nun eine differenzierte Sichtweise. Es sind Bilder, die übliche Stereotype brechen, weil sie keinem direkten journalistischen Verwertungszweck folgen müssen. So gelingt es, verblüffende Perspektiven auf das Thema zu geben. Dabei bleiben sie immer angenehm unpathetisch. Als Betrachter erhält man eine genaue Vorstellung über unterschiedlichste Protestformen. Konfrontation und harte Auseinandersetzungen sind in derselben Weise festgehalten wie fantasievolle Aktionen und skurrile Momente. Mal befinden sich die Fotografen im Zentrum des Geschehens, mal richten sie den Blick bewusst zur Seite und sammeln das Beiläufige ein.

G8 Gipfel, Heiligendamm, Juni 2007.
G8 Gipfel, Heiligendamm, Juni 2007. Foto: Janko Woltersmann/attenzione

So geben die Fotografen in ihrer ausgearbeiteten Serie dem Protest und seinen Akteuren schließlich ein Gesicht. Es sind keine Chaoten, keine Randalierer, als die jene, die zivilen Ungehorsam zeigen, nur zu gerne diffamiert werden. Es sind couragierte Frauen und Männer, Junge und Alte, die zu Hunderten oder Tausenden auf die Straße gehen und dort für ihre Überzeugungen einstehen. »Protest« ist eine erste Bilanzierung der gemeinsamen Aktivitäten des fotografischen Trios, in dem sehr unterschiedliche Ergebnisse aus dem letzten Jahrzehnt  zusammengefasst sind. Ihre Serie lässt sich auch als eine bundesrepublikanische Geschichte der Protestbewegungen der jüngeren Vergangenheit lesen.