17. Oktober - 8. November 2013
Heike Ollertz

Pik As – 100 Jahre Nachtasyl

17. Oktober - 8. November 2013
Zur Eröffnung der Ausstellung mit Heike Ollertz am Donnerstag, 17. Oktober 2013 sprach Nina Petri, Patin des Pik As.

Sie sind gestrauchelt und haben kein Zuhause mehr. Arbeitslosigkeit, Schulden, Krankheit, Scheidung, Alkohol, – die Spirale des unaufhaltbaren Abstiegs hat immer einen konkreten Auslöser. Eindrucksvoll dokumentiert Heike Ollertz die Lebenssituation derjenigen, die ein aufreibendes Leben auf der Straße führen und im Pik As Quartier beziehen. Das Pik As ist eine seit 100 Jahren bestehende Institution in Hamburg, die Obdachlosen temporär Versorgung bietet.

Wer kein Bett abbekommt, muss auf dem Boden schlafen. Im Winter liegen die Manner in den Gägen und Fluren des Hauses.
Wer kein Bett abbekommt, muss auf dem Boden schlafen. Im Winter liegen die Manner in den Gängen und Fluren des Hauses. Foto: Heike Ollertz

Über viele Monate hat Heike Ollertz diese Übernachtungsstätte immer wieder aufgesucht. Dabei bewegt sie sich in ihrer neuen fotografischen Arbeit abseits gängiger Muster. Trifft sie bei den Anwesenden anfangs auf Skepsis, kann sie diese nach und nach ausräumen. Die Bewohner posieren zumeist schüchtern vor der Kamera, andere wirken erstaunlich selbstbewusst. Aus den Blicken der Porträtierten lassen sich ganze Geschichten herauslesen. Die Fotografin zeigt nicht nur die Akteure, sondern schafft einen Kontext. Dazu hält sie sich zu unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten im Pik As auf, hört die Geschichten der Leute, nimmt an den Hausrundgängen der Mitarbeiter teil und dringt schließlich tief in den Alltag des Hauses ein. So erfährt man viel über die täglichen Abläufe und die Widrigkeiten, mit denen sowohl Bewohner als auch Personal im Pik As zu kämpfen haben: etwa wenn das Winternotprogramm in Kraft tritt und das Haus aus allen Nähten platzt. Heike Ollertz zeigt uns ungeschönt den Alltag einer Übernachtungsstätte, die von den Schicksalen seiner Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch vom extremen Engagement des Personals geprägt ist.

Ihre eindringlichen Bilder erzählen eine komplexe Geschichte, die uns dazu auffordert, aus der Position des distanzierten Beobachters herauszutreten und selbst Stellung zu beziehen.

Pascal S., lebt mit seinem Hund Balu in der vierten Etage.
Pascal S., lebt mit seinem Hund Balu in der vierten Etage. Foto: Heike Ollertz