3. April - 14. Mai 2014
Zed Nelson

Love Me

3. April - 14. Mai 2014
Zur Eröffnung der Ausstellung mit Zed Nelson am Donnerstag, 03. April 2014 sprachen Yvonne Franck und Alena Thiem von AnyBody Deutschland*.

Spieglein an der Wand, wer ist die/der Schönste…?

Ein gutes Körpergefühl bestimmt das Selbstbewusstsein. Der Makel, die Abweichung muss um jeden Preis ausgemerzt werden. Durch den Selbstoptimierungswahn sind immer mehr Frauen und Männer in Angeboten der Diät- und Schönheitsindustrie gefangen. Ästhetische Chirurgie ist zu einer Branche mit enormen Zuwachsraten geworden. In einem durchschnittlichen amerikanischen Haushalt wird heute mehr für Schönheit als für Bildung ausgegeben.

Elham, 19, und ihre Mutter, 55 Jahre, nach einer Nasenkorrektur. Teheran, Iran.
Elham, 19, und ihre Mutter, 55 Jahre, nach einer Nasenkorrektur. Teheran, Iran. Foto: Zed Nelson

Genau dort setzt die so umfangreiche wie eindrucksvolle Bilderserie »Love Me« des englischen Fotografen Zed Nelson an, der in einem Zeitraum von fünf Jahren in 17 Ländern Facetten eines riesigen Themenkomplexes zwischen Beauty-Industrie und individuellem Schönheitswahn aufgespürt hat. Bei ihm wird überdeutlich, dass es sich nicht um ein rein westliches Phänomen handelt. So unternehmen die einen alles, um ihre Haut zu bleichen, die anderen lassen sich ihre Augenlider nach westlichem Schönheitsideal korrigieren.

Katie, 9 Jahre, Gewinnerin des Universal Royalty Schönheitswettbewerbs. Texas, USA.
Katie, 9 Jahre, Gewinnerin des Universal Royalty Schönheitswettbewerbs. Texas, USA. Foto: Zed Nelson

»Love Me« untersucht die soziokulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten, die dafür verantwortlich sind, dass sich Menschen immer obsessiver mit ihrem Aussehen auseinandersetzen. Nelsons Ansatz ist vielgestaltig: er führt uns Kinder vor, die für Wettbewerbe posieren; ältere Menschen, die den biologischen Prozess des Alterns mit allen Mitteln auszuhebeln versuchen. Wir begegnen Schönheitschirurgen, gescheiterten Beautyqueens, Bodybuildern, magersüchtigen Frauen. Er zeigt uns eine junge Frau aus dem Iran nach ihrer Nasenkorrektur; Insassinnen eines südamerikanischen Frauengefängnisses, die sich für einen Beauty-Wettbewerb präparieren. Oder einen Mann, der im OP-Saal auf die bevorstehende Fettabsaugung wartet.

Zed Nelson hat das Thema von »Love Me« weit aufgefächert, um das absurde Jagen nach körperlicher Perfektionierung um jeden Preis vorzuführen. Aber was steckt dahinter – Unsicherheit, Eitelkeit, Angst vorm Altern, obsessiver Körperfetischismus? Nicht zuletzt eine Schönheitsnorm, die in Werbung und Magazinen vorgeführt wird? Als Betrachter seiner Bilder sind wir radikalen Fragen ausgesetzt: Wie weit nehmen wir selbst an diesem Attraktivitätswahn teil? In welcher Weise können wir uns davon lösen, andere Menschen vor allem nach ihrem äußeren Erscheinungsbild zu beurteilen?

*AnyBody Deutschland und das internationale Endangered Bodies-Netzwerk sprechen sich gegen die eindimensionale Repräsentation von Individuen im Hinblick auf Körper, Alter, Ethnie, Gender, etc. aus. Statt des derzeit starren und mächtigen Schönheits- und Schlankheitsideals setzt sich AnyBody Deutschland für mehr individuelle Freiheiten und Vielfalt von Körpern und Erscheinungsbildern in Medien und Gesellschaft ein.