Exodus
Was, wenn die Revolution abgeklungen ist? Welche Folgen ergeben sich für den Einzelnen aus den gesellschaftlichen Umbrüchen? Das sind Leitfragen, die Andy Spyra auf seinen Reisen im Nahen Osten umtreiben. Um den Alltag verfolgter Christen zu dokumentieren, hielt sich der Fotograf 2011 längere Zeit im Irak auf.
Der Sturz des Saddam-Regimes hat keine Verbesserung gebracht, der Druck auf die Gemeinschaft der Christen im Irak ist enorm. Seit 2003 ist diese den Repressalien rivalisierender Glaubensgruppen ausgesetzt. Viele haben ihr Leben lassen müssen, Kirchen wurden zerstört. Tausenden von Christen blieb nur die Flucht. Das bedeutet einen fortschreitenden Exodus für eine der ältesten Religionsgemeinschaften des Landes.
Was, wenn die sinnstiftende Religion zur Gefahr für die Gemeinschaft wird? Spyra richtet sein Augenmerk auf die christliche Minderheit. Er zeigt, wie Gläubige ihre Rituale ausüben und täglich neuen Mut beweisen, sich für ihre Überzeugung einer existenzbedrohenden Situation auszusetzen. Zugleich werden uns Orte und Landschaften zwischen Schönheit und Apokalypse präsentiert, die eine besondere Bedeutung für die dort verbliebenen Menschen besitzen.
Andy Spyra bedient sich der Mittel klassischer Reportagefotografie, um daraus einen sehr eigenen, expressiven Stil zu entwickeln. Die oft grobkörnigen Bilder seiner Langzeitprojekte sind von harten Kontrasten bestimmt. Seine Arbeiten verbinden sich zu einem düsteren und gleichzeitig poetisch melancholischen Bilderbogen. Deutlich verweigern sie sich einer klaren Informationsaussage und lassen dem Betrachter somit ausreichend Raum für freie Assoziation.