13. September - 26. Oktober 2012
Hans Madej

Bilder aus dem Osten

13. September - 26. Oktober 2012
Zur Eröffnung der Ausstellung mit Hans Madej am Donnerstag, 13. September 2012 sprach Ruth Eichhorn (Director of Photography / GEO).

Als einer der ersten westlichen Fotografen berichtete Hans Madej aus Ost- und Mitteleuropa und dokumentierte mit seiner Kamera den politischen Machtwechsel und die Wende im Osten in den Jahren von 1987 bis 1995. Er fotografierte die »samtene Revolution« in Prag, den Umsturz in Bulgarien, die Maueröffnung in Berlin und die Bürgerkriege in Kroatien, Bosnien und Tschetschenien; er bereiste Albanien und Ceaușescus Rumänien. Seine Reportagen wurden in langen Bildstrecken in »Geo« und »Stern« veröffentlicht und beeinflussten in ihrer Ästhetik nachfolgende Generationen von Bildjournalisten. Es war eine Blütezeit der Magazine und der journalistischen Fotografie und Hans Madej einer ihrer wichtigsten Protagonisten.

Vier Jungalbaner warten auf die Befreiung. Im Kosovo werden die Babys nach alter Sitte wie Mumien eingeschnürt. Nirgendwo in Europa ist die Geburtenrate höher als hier. Den Serben ist der Kinderreichtum der albanischen Familien ein Dorn im Auge, weil sie um ihre Vorherrschaft fürchten: »Die haben in einer Familie mehr Kinder als Ziegel auf dem Dach« spotten sie. Kosovo, Ponoshec, April 1990
Vier Jungalbaner warten auf die Befreiung. Im Kosovo werden die Babys nach alter Sitte wie Mumien eingeschnürt. Nirgendwo in Europa ist die Geburtenrate höher als hier. Den Serben ist der Kinderreichtum der albanischen Familien ein Dorn im Auge, weil sie um ihre Vorherrschaft fürchten: »Die haben in einer Familie mehr Kinder als Ziegel auf dem Dach« spotten sie. Kosovo, Ponoshec, April 1990. Foto: Hans Madej

Madejs Fotografie ist direkt und dicht am Menschen, dabei aber nie distanzlos, denn sie zollt den Porträtierten Respekt. In seinen Aufnahmen vor allem vom Alltagsleben verbinden sich Schönheit und Traurigkeit, scharfer Realismus und eine Übersteigerung hin zum Surrealen. Auch wenn es sich mittlerweile um historische Aufnahmen handelt, haben die meisten nichts an Aktualität verloren, denn noch immer leidet Osteuropa unter vielen Problemen, die Hans Madej damals thematisiert hat. Madejs »Bilder aus dem Osten«, die dieses Jahr das erste Mal nach 20 Jahren wieder ausgestellt werden, haben den Blick auf diese Region entscheidend geprägt. Seine Bildsprache hat bis heute nichts von ihrer Wucht verloren und berührt zutiefst, wie in der Ausstellung zu erleben ist.

In der Rußfabrik Copsa Mica arbeiteten unter Ceaușescu hauptsächlich Flüchtlinge, die beim illegalen Grenzübertritt erwischt wurden. Ihr Zwangslohn für Bronchitis, TBC und Asthma: 500 Lei, ein Sechstel des Normallohnes.
In der Rußfabrik Copsa Mica arbeiteten unter Ceaușescu hauptsächlich Flüchtlinge, die beim illegalen Grenzübertritt erwischt wurden. Ihr Zwangslohn für Bronchitis, TBC und Asthma: 500 Lei, ein Sechstel des Normallohnes. Foto: Hans Madej