Bilder aus dem Osten
Als einer der ersten westlichen Fotografen berichtete Hans Madej aus Ost- und Mitteleuropa und dokumentierte mit seiner Kamera den politischen Machtwechsel und die Wende im Osten in den Jahren von 1987 bis 1995. Er fotografierte die »samtene Revolution« in Prag, den Umsturz in Bulgarien, die Maueröffnung in Berlin und die Bürgerkriege in Kroatien, Bosnien und Tschetschenien; er bereiste Albanien und Ceaușescus Rumänien. Seine Reportagen wurden in langen Bildstrecken in »Geo« und »Stern« veröffentlicht und beeinflussten in ihrer Ästhetik nachfolgende Generationen von Bildjournalisten. Es war eine Blütezeit der Magazine und der journalistischen Fotografie und Hans Madej einer ihrer wichtigsten Protagonisten.
Madejs Fotografie ist direkt und dicht am Menschen, dabei aber nie distanzlos, denn sie zollt den Porträtierten Respekt. In seinen Aufnahmen vor allem vom Alltagsleben verbinden sich Schönheit und Traurigkeit, scharfer Realismus und eine Übersteigerung hin zum Surrealen. Auch wenn es sich mittlerweile um historische Aufnahmen handelt, haben die meisten nichts an Aktualität verloren, denn noch immer leidet Osteuropa unter vielen Problemen, die Hans Madej damals thematisiert hat. Madejs »Bilder aus dem Osten«, die dieses Jahr das erste Mal nach 20 Jahren wieder ausgestellt werden, haben den Blick auf diese Region entscheidend geprägt. Seine Bildsprache hat bis heute nichts von ihrer Wucht verloren und berührt zutiefst, wie in der Ausstellung zu erleben ist.