16. Juni - 22. August 2008
Bernard Larsson

Berlin 1961–1968

16. Juni - 22. August 2008
Zur Eröffnung der Ausstellung mit Bernard Larsson am Freitag, 13. Juni 2008 sprach Wilfried Weinke, Historiker und Publizist.

Nach Dirk Reinartz’ Fotografien von New York aus dem Jahr 1974 und Rudi Meisel London-Studien beginnend im Jahr 1968 freuen wir uns, die Serie der Städteporträts mit Bernard Larssons Fotografien aus Berlin 1961–1968 fortführen zu können. Zum 40. Jahrestag sind die Ereignisse von 1968 wieder in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Larssons Beobachtungen des Lebens in der geteilten Stadt beginnen bereits 1961, dem Jahr des Mauerbaus, und enden mit der Dokumentation der Studentenproteste. So markiert das berühmte Foto des toten Benno Ohnesorg, das Larsson am 2. Juni 1967 aufgenommen hat, einen Wendepunkt in der Studentenbewegung der 60er Jahre und des damit verbundenen Widerstands gegen die politische Situation.

Eine Raketenattrappe rollt, auf einen Kleinlaster montiert, durch den Lustgarten, Ostberlin, 1. Mai 1962.
Eine Raketenattrappe rollt, auf einen Kleinlaster montiert, durch den Lustgarten, Ostberlin, 1. Mai 1962. Foto: Bernard Larsson

Bernard Larsson, der als Grenzgänger zwischen den beiden Teilen Deutschlands unterwegs war, macht in seinem fotografischen Porträt Berlins die »ganze Stadt« sichtbar. In dichten Schwarzweiß-Fotografien hält Larsson Szenen fest, die sich an der noch frischen und provisorischen Grenze zwischen den Sektoren abgespielt haben und zeigt verlassene, noch vom Krieg gezeichnete Stadtteile, die vor allem von Alten und Kindern bewohnt zu werden scheinen. Auch die Zeichen des neuen Wohlstands und das Entstehen einer neuen Jugendkultur vor allem im Westteil hält der Fotograf fest, ebenso wie das Entstehen von Neubausiedlungen, wie sie charakteristisch für die Architektur der ehemaligen DDR werden sollten. Fotografien von Demonstrationen und anderen Formen des demokratischen Widerstandes wie die Versammlungen zum 1. Mai ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Arbeit und bilden einen Schwerpunkt der Ausstellung in der Freelens Galerie. So sind Bernard Larssons Fotografien auch politische Fotos, die dem Berlin der 60er Jahre in der Tradition der Straßen-Fotografie ein Denkmal gesetzt haben.

Vor der Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Westberlin, 1964.
Vor der Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Westberlin, 1964. Foto: Bernard Larsson

Die in der FREELENS Galerie gezeigten Fotografien bilden einen Ausschnitt aus der Ausstellung »Berlin Hauptstadt der Republik. Fotografien aus einer geteilten Stadt 1961–1968«, die 1998 im Haus der Kunst München und anschließend in der Nationalgalerie Berlin gezeigt wurde. Zu der Ausstellung im Haus der Kunst ist ein Katalog bei Steidl erschienen.