Die Geschichte hinter dem Bild
Andreas Meichsner

Röstgradermittlung nach DIN EN 60442

TEXT – KAY MICHALAK

Es sind immer wieder diese Bilder, die zum Schmunzeln anregen, gleichzeitig aber nicht sofort alles verraten, was in ihnen steckt. Wenn es dann noch gelingt, dass die abgebildete Person – obgleich Humor im Bild steckt – nicht lächerlich gemacht wird, zeigt sich, dass jemand mit Verstand und Können am Werk war. Das ist der Grund, warum ich mir immer wieder dieses Bild von Andreas Meichsner anschauen muss.

»Ein Freund aus Japan kam zu Besuch und erzählte, dass er letzte Woche eine Barbiepuppe anzünden musste, er arbeite beim dortigen TÜV. Das war der Auslöser. Daraufhin habe ich den deutschen TÜV kontaktiert«, so Andreas Meichsner. »Ich konnte mich einen Tag lang bei den Sicherheits- und Materialprüfern umschauen und für mein Projekt Bildideen sammeln. Bei der fotografischen Arbeit bin ich dann auf volles Risiko gegangen und habe den Mitarbeitern gesagt: Gebt mir das Vertrauen und ihr könnt hinterher ja oder nein zu den Bildern sagen. Ich habe aber auch nicht daran gezweifelt, das die mit meinen Bildern einverstanden sind.«

Und Meichsner bekam die Zustimmung der Menschen beim TÜV, konnte bei Vorbesichtigungen Bildideen sammeln und vorbereiten. Viele Mitarbeiter boten sich sogar selbst für Motive an – es stellte sich nämlich heraus, dass sie sich gerne so sehen, wie von Meichsner abgebildet. Dies liegt wohl auch daran, dass es sich ausschließlich um Ingenieure handelt, die wissen was sie können. Um Profis mit einem gesunden Selbstvertrauen, die auch mal über sich selbst lachen.

»Eigentlich war ich an diesem Tag verabredet für ein anderes Foto, schaute auf dem Weg dorthin zufällig durch ein ovales Türfenster in ein anderes Labor und sah die Szene mit dem Toastbrot – genauso wie ich es später fotografiert habe. Mir war sofort klar, dieser Moment hatte diese gewisse Skurilität, nach der ich suchte. Wir Fotografen sind geschult, das im entscheidenden Moment zu realisieren.«

Meichsner nimmt sich Zeit, arbeitet mit großem Format und leuchtet die Szenerien aufmerksam aus. Die Entstehung eines Bildes dauerte oft mehrere Stunden: »Der dokumentarische Anspruch, das die Arbeit richtig gezeigt wird, spielt immer eine wichtige Rolle bei meiner Fotografie. Seit meiner ersten Berufsausbildung als Zimmermann habe ich eine große Affinität zum Thema Arbeit und Arbeiter.«

Der TÜV ist eine urdeutsche Instition. Alles soll geprüft, genormt und exakt und sicher sein. Das exakte Raster auf den Toastbroten zeigt genau dies. »Dieses Sicherheitsbedürfnis in unserer Gesellschaft zu verdeutlichen und zu hinterfragen, ist ein wichtiges Element bei dieser Fotoserie gewesen, ebenso wie ein Interesse für die technischen Aspekte dieser speziellen Arbeit zu wecken.«


Andreas Meichsner

hat den Beruf des Zimmermanns erlernt und dann Architektur studiert. Im Laufe dieses Studiums kam die Fotografie hinzu. An der FH Hannover bildete er sich bei Professor Rolf Nobel in der journalistischen Fotografie weiter. 2002 bis 2003 absolvierte er ein Studiensemester an der Hiroshima City University in Japan. Andreas Meichsner arbeitet als Architekturfotograf und widmet sich freien Projekten. Seine Arbeit »The Beauty of Serious Work«, aus der auch das besprochene Foto stammt, wurde vielfach ausgezeichnet und international ausgestellt, u.a. auf dem Backlight Photo Festival in Tampere, Finnland. Andreas Meichsner lebt und arbeitet seit 15 Jahren in Berlin.

www.andreasmeichsner.de