Crowdfunding
Sibylle Fendt

Holzbachtal, nothing, nothing

1. März - 29. März 2020

Tief im Schwarzwald, im Holzbachtal, liegt die Flüchtlingsunterkunft H8. Die Bewohner haben dort nichts zu tun, außer warten, schlafen, kochen oder sich mit ihren Handys zu beschäftigen. Drei Jahre lang hat Sibylle Fendt die jungen Männer besucht und sie mit ihrer analogen Mittelformat-Kamera porträtiert. Drei Jahre lang hat die Fotografin mit ihnen gewartet und die Zeit verstreichen lassen. Drei Jahre lang saß sie mit ihnen in ihren zugehängten Zimmern, während draußen die schöne Schwarzwaldlandschaft passierte. Davon handelt dieses Buch.

»Bis heute bin ich in gewisser Weise fremd geblieben und stehe noch immer staunend vor einem Rätsel. Ich stelle mir die Frage, was ich machen würde, wenn ich die Heimat verlassen müsste und in der maximalen Fremde neu anfangen müsste. Ich kann es mir nicht vorstellen und die Frage bringt mich keinen Millimeter weiter«, berichtet Sibylle Fendt.  »Ich frage mich, was die Jungs denn machen könnten, anstatt in ihren vernebelten Höhlen zu sitzen. Ich finde die Frage anmaßend und ich stehe weiter vor einem Rätsel. So verbringe ich mit ihnen Zeit und versuche zu lernen, die Zeit einfach so verstreichen zu lassen und in dem Jetzt und in dem Nichts den ganzen Sinn zu finden und ein Bild davon zu machen.«

Aus dem Buch »Holzbachtal, nothing, nothing«. Foto: Sibylle Fendt/Ostkreuz

Rund 80 dieser Fotografien sollen in dem Buch »Holzbachtal, nothing, nothing« vereint werden. Das Buch wird mit einer aufwendigen Schweizer Bindung in Festeinband produziert. Zusätzlich wird es ein im Buch liegendes Heft geben, in dem die Unterhaltung zwischen Hausmeister Roland und einigen Bewohnern in ortsüblichem Dialekt des badisch-schwäbischen Grenzgebietes abgedruckt ist. Titel der Unterhaltung ist »Des ischs Problem«. Thema der Unterhaltung ist das »Butze« und die »Indegration«.

Das Fotobuch soll im Juni 2020 in einer Auflage von 1.000 Exemplaren produziert und deutschland- und weltweit vertrieben werden. Zielgruppe sind Fotografie-Liebhaber*innen und Leser*innen, die sich für die Situation von in Deutschland angekommenen Geflüchteten interessieren – weitab vom reißerischen Sensationsjournalismus.

Ein unterstützenswertes Projekt, um in Zeiten von schnellem Medienkonsum hochqualitativen und gesellschaftlich relevanten Fotojournalismus zu ermöglichen. Auch wenn diese Unterkunft mittlerweile geschlossen wurde, hat das Buch doch kein Verfallsdatum – denn die Situation der Geflüchteten ist überall die Gleiche, und sie wird viel zu oft vom Warten und Nichtstun bestimmt.

Hier geht’s direkt zum Crowdfunding: https://www.startnext.com/holzbachtal

Aus dem Buch »Holzbachtal, nothing, nothing«. Foto: Sibylle Fendt/Ostkreuz

Sibylle Fendt arbeitet seit über 20 Jahren als Fotografin und ist Mitglied bei Ostkreuz, Agentur der Fotografen. Seit einigen Jahren unterrichtet sie vor allem an Hochschulen verfolgt aber immer wieder freie Langzeitprojekte, in denen sie Menschen, die an einem Scheidepunkt in ihrem Leben stehen, fotografisch begleite. Diese freien Arbeiten sind ihr so wichtig, da sie sich in dieser unabhängigen Arbeitsweise am ehrlichsten mit der Sprache der Fotografie auseinandersetzen, Sinn und Zweck immer wieder hinterfragen und Geschichten unabhängig von einem finanzgesteuerten Absatzmarkt produzieren kann. Im Jahr 2012 erschien ihr erstes Fotobuch »Gärtners Reise« im Kehrer-Verlag.