Auszeichnung
Freundeskreis des Hauses der Photographie

»follow up 2020 Gewinner*innen stehen fest

Mit dem neuen Förderangebot »follow up will der Freundeskreis des Hauses der Photographie e.V. Fotograf*innen zum Berufsstart eine attraktive Plattform bieten und den Sprung in die Berufswelt erleichtern. Dazu lobte der Verein im Winter 2019 anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums deutschlandweit die neue Projektförderung für Absolvent*innen des Fotografiestudiums aus.

Gesucht wurden in der Ausschreibung Fotokonzepte, die das Charakteristische der eigenen Fotografie zum Ausdruck bringen und eine Art Visitenkarte für den Berufseinstieg darstellen. Das Thema und die Fragestellung waren frei wählbar. Bewerben konnten sich Absolvent*innen der Fotografie und ähnlicher Studiengänge deutschlandweit.

Jetzt stehen die ersten fünf geförderte Talente fest, die eine Fachjury aus  über 90 Bewerber*innen auswählte. Die Jury war begeistert von der hohen fotografischen Qualität und der thematischen Vielfalt der ausgewählten Fotograf*innen. Alle haben für ihre Projekte Themen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz ausgewählt, wie den Klimawandel, das Artensterben und die Massentierhaltung, die Suche nach einer deutschen Identität und die Liebe in Zeiten der Globalisierung. Ihre individuelle Ästhetik und konzeptuelle Vorgehensweise unterscheiden sich dabei auf spannende Weise und wurden von der Jury besonders gewürdigt.

Manuela Braunmüller beschäftigt sich in ihrem Projekt »58 Milliarden Hühne« mit der Massentierhaltung am Beispiel des Huhns. Foto: Manuela Braunmüller

Manuela Braunmüller (*1993, Ostkreuzschule für Fotografie) beschäftigt sich in ihrem Projekt »58 Milliarden Hühner“ mit der Massentierhaltung am Beispiel des Huhns. Sie präsentiert die Wertigkeit »Tier« auf eine stille poetische Weise. In der heutigen Zeit, in der Tierreportagen entweder grausam direkt dokumentiert oder artifiziell überstilisiert werden, findet die Jury Braunmüllers Focus auf Details und Haptik bemerkenswert. Die jeweilige Struktur und Materialität jedes Teils des Tieres wird spürbar, fassbar und dennoch erahnen wir die »grausame« Geschichte dahinter.

Für sein Projekt »Die Letzten ihrer Art« will Lukas Kreibig in Grönland am Beispiel des vom Aussterben bedrohten Grönlandhundes den Zerfall der traditionelle Lebensweise untersuchen und visualisieren. Foto: Lukas Kreibig

Auch Lukas Kreibig (*1987, Hochschule Hannover) beschäftigt sich mit einem Tier, dem Grönlandhund, der vom Aussterben bedroht ist und mit ihm auch die traditionelle Lebensweise der Inuit. Für sein Projekt »Die Letzten ihrer Art« will er in Grönland den Zerfall dieser Lebensweise untersuchen und visualisieren. Die Jury würdigte besonders seine Suche nach neuen fotografischen Erzählweisen durch Teilhabe an der Gemeinschaft, die er in seinen Langzeitprojekten intensiv verfolgt. Seine Fotografie zeichnet sich durch ihre Poesie und sein Gefühl für den richtigen Moment aus.

Maximilian Mann beschreibt in seinem Projekt »Jurtenviertel« die neue Situation an den Rändern von Ulaanbaatar, der größten Stadt der Mongolei, die durch die zunehmende Landflucht der nomadischen Bevölkerung entsteht. Foto: Maximilian Mann

Maximilian Mann (*1992, Fachhochschule Dortmund) beschreibt in seinem Projekt »Jurtenviertel« die neue Situation an den Rändern von Ulaanbaatar, der größten Stadt der Mongolei, die durch die zunehmende Landflucht der nomadischen Bevölkerung entsteht. Mann gelingt es, das Besondere in der Fortführung nomadischer Traditionen bei gleichzeitiger Annäherung an das Stadtleben und der damit verbundenen Widersprüche dokumentarisch festzuhalten. In seiner Bildsprache entscheidet er sich stets für berührende emotionale Motive, die nachdenklich stimmen.

Mit »The many Wives of Mr. Lippka« setzt sich Sina Niemeyer multimedial mit dem profitablen Geschäft der Internetsuche nach der »richtigen« Frau auseinander. Foto: Sina Niemeyer

Mit ihren bisherigen Projekten ist es Sina Niemeyer (*1991, Hochschule Hannover) gelungen, hoch emotionale Themen und ihr ganz persönliches Betroffensein in künstlerische Konzepte zu integrieren, die die Tragweite dieser Themen spür- und erfahrbar werden lassen. Die Jury interessierte besonders, wie sie ihre multimediale Herangehensweise auf ihr neues Projekt »The many Wives of Mr. Lippka«, zu dem sie ein Gartenhausfund inspirierte, anwendet. Für dieses Projekt beschäftigt sich Sina Niemeyer mit der Internetsuche nach der »richtigen« Frau, die zunächst harmlos erscheint, heute aber zu einem profitablen Geschäft herangewachsen ist.

Arne Piepke (*1991, Fachhochschule Dortmund) plant für sein Projekt »Anekdoten aus einem fremden Land« einen Roadtrip in die deutsche Provinz. Die Jury überzeugte vor allem Piepkes Bildsprache, die das vermeintlich Vertraute fern und fremd erscheinen lässt. Seine tragikomischen Bilder verdichten Situationen und Ereignisse und geben so einen tiefen Einblick in Orte, an denen vielleicht die deutsche Identität sitzen könnte.

Die fünf Fotograf*innen haben ihre Konzeptumsetzung gestartet, bis zur Projektpräsentation mit feierlichem Rahmenprogramm gibt der Freundeskreis den Talenten in seinen sozialen und digitalen Medien eine Bühne. Zur Realisierung ihrer Projekte erhalten sie eine finanzielle Starthilfe in Höhe von 2500 Euro und eine Talentförderung im Rahmen des FUTURES-Programms. FUTURES ist eine Initiative der European Photography Platform, die die Ressourcen und Talentprogramme führender Fotografie-Institutionen in ganz Europa bündelt, um die Kapazität, Mobilität und Sichtbarkeit der ausgewählten Fotograf*innen zu erhöhen. Die Fotokonzepte werden in einer »follow up-Publikation veröffentlicht. Eine feierliche Auszeichnung mit einem Rahmenprogramm, in der die Fotograf*innen ihre Projekte präsentieren werden, ist ebenfalls geplant. Außerdem ist die Zeitschrift PHOTONEWS Kooperationspartner von »follow-up.