Auszeichnung
Der Neue BFF-Förderpreis 2020

Ausgezeichnete Nachwuchsfotografie zu elementaren Themen der Gesellschaft

Der Neue BFF-Förderpreis kürt 2020 zum dritten Mal die besten jungen Nachwuchsfotograf*innen. Das praxisorientierte Förderprogramm für Studierende, das der BFF wieder gemeinsam mit Olympus und dem Umweltfotofestival »Horizonte Zingst« ausgelobt hat, steht diesmal unter dem Motto »elementar«.

Die Auszeichnungen, die erstmals in drei Kategorien verliehen werden, gehen gleichrangig an Tamara Eckhardt für »Children of Carrowbrowne«, Laura Stromp für »Origin« und das Fotografinnen-Duo Marina Cordes & Signe Heldt für »ebenda«. Die Arbeiten der Preisträgerinnen wurden der Öffentlichkeit aufgrund der Coronavirus-Pandemie in digitaler Form vorgestellt. Die Preisverleihung findet voraussichtlich Anfang Oktober in der Ausstellung »Ausgezeichnet! Der Neue BFF-Förderpreis 2020« mit allen zwölf Fotoserien der Finalist*innen in Zingst statt.

Insgesamt hatten sich mehr als 130 Studierende der Fotografie mit ihren Ideen zum Thema »elementar« um die Teilnahme am Neuen BFF-Förderpreis 2020 beworben. Den Gewinnerinnen ist die Umsetzung des Leitgedankens in besonderer Weise gelungen. Ihre fotografisch herausragenden Bildstrecken visualisieren gesellschaftlich relevante Fragestellungen und laden ein, die Sichtweisen und Gedankengänge der Fotografinnen nachzuvollziehen. Die Auswahl der Siegerinnen fiel der Jury nicht leicht, denn die Serien sind ausnahmslos von hohem Niveau.

»Da alle Teilnehmer*innen nach einer intensiven Jurydiskussion annähernd gleich viele Stimmen gewinnen konnten, wollen wir jede Arbeit angemessen präsentieren«, sagt Frank Stöckel, BFF-Vorstandssprecher. »So sehr die Corona-Krise die Preisverleihung beeinflusst, so wenig spiegelt sich die Pandemie in den Fotoarbeiten wider. Denn zum Zeitpunkt der Ausschreibung war Covid-19 noch kein Thema. In diesem Kontext zeigen die zwölf entstandenen Fotostrecken eindrucksvoll, dass Corona nur eine von vielen elementaren Herausforderungen ist, die unser Zusammenleben gegenwärtig prägen. Die hohe Qualität der Bildstrecken ist dabei auch das Ergebnis des
intensiven Austauschs der Studierenden mit ihren BFF-Mentor*innen. Auch hierbei kam das diesjährige Förderpreis-Thema zum Tragen: Das intensive Miteinander während der Workshops, die gemeinsame verdichtende Arbeit an den Fotoserien war elementar für uns alle.«

Aus der Serie »The Children of Carrowbrowne«. Foto: Tamara Eckhardt

Ungeschönt und trotzdem ästhetisch sind die Porträts der »Children of Carrowbrowne«, die FREELENS Mitglied Tamara Eckhardt am Stadtrand von Galway in Irland aufgenommen hat. Neben einer Mülldeponie haben die Traveller ihre Siedlung aus Wohnmobilen und Behelfsbehausungen errichtet. Gesellschaftlich stigmatisiert leben die Menschen hier unter einfachsten Bedingungen. Einfühlsam begegnet die Fotografin den Kindern, bildet Momente der Nachdenklichkeit ebenso ab wie Spiel und Interaktion. Die Perspektive auf die Figuren im Raum und ihre Positionierung auf der Bildfläche sind schlicht und spannungsvoll. Durch alle Aufnahmen zieht sich als roter Faden die Frage des Erwachsenwerdens, die hier mehr noch als anderswo auch Unsicherheit bedeutet. Gerade die absolut menschlich gesehenen Porträts aber deuten auch hoffnungsvoll in die Zukunft.

Aus der Serie »Origin«. Foto: Laura Stromp

Die Zukunft – vielleicht sogar die Gegenwart? – von Dating und Partnerschaft in virtuellen Welten beschäftigt Laura Stromp in ihrer Arbeit »Origin«. Als erzählerische Tableaus inszeniert die Fotografin Figuren in seltsam ungelenker Haltung an hochartifiziellen Orten. Obwohl physisch anwesend, scheinen die Personen – oder sind es Androiden – ihre Aufmerksamkeit ganz auf ihre Existenz in alternativen Realitäten zu konzentrieren. Viele von ihnen tragen Accessoires wie VR-Brille, Smartphone oder Selfiestick, die sie als mediale
Nabelschnüre mit ihren Onlineprofilen und Avataren verbinden – oder ist es andersherum? Die Arbeit mit den Models, reale und virtuelle Locations, die Requisite, das Licht und die Post Production greifen perfekt ineinander, brechen mit unseren Sehgewohnheiten und lassen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Virtualität verschwimmen.

Aus der Serie »ebenda«. Foto: Marina Cordes & Signe Heldt

Die Serie »ebenda« von Marina Cordes und Signe Heldt gibt Einblick in das Leben der Großwohnsiedlung Steilshoop in Hamburg. 1969 als Plattenbausiedlung für mehr als 20.000 Bewohner*innen konzipiert, ist das Viertel bis heute geprägt vom Gegensatz zwischen der Bevölkerungsstruktur mit niedrigem Durchschnittseinkommen und überdurchschnittlich vielen Bewohner*innen mit Migrationshintergrund einerseits und den planerischen Idealen der Architekten andererseits, die von urbanem Wohnen umgeben von parkähnlichem Grün träumten. Sie verknüpft situative Porträts von Menschen verschiedener Kulturen und Altersgruppen in ihrem häuslichen Umfeld mit Außenansichten, die die Betonarchitektur ins Gesamtbild holen.

www.foerderpreis.bff.de