Auszeichnung

Andrea Diefenbach erhält den Dr. Erich Salomon-Preis der DGPh

Wir gratulieren FREELENSerin Andrea Diefenbach, die am 12. Oktober 2024 mit dem renommierten Dr. Erich Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie ausgezeichnet wurde. »Diefenbach zeichnet sich durch einen empathischen Blick auf die Welt aus. Sie erzählt ruhig und unaufgeregt Geschichten von Menschen und ihren Schicksalen, ohne modische Effekte zu bemühen. Es gelingt ihr, ein tiefgründiges, humanistisches Werk zu erschaffen«, begründet der scheidende Vorsitzende der DGPh, Michael Biedowicz, die Entscheidung.

Die DGPh würdigt die besondere Hinwendung Andrea Diefenbachs zu wenig beachteten prekären Lebenssituationen in östlichen Ländern, speziell in dem kleinen Land Moldawien, und deren Vermittlung in unaufgeregten Bildern.

Natascha. Foto: Andrea Diefenbach
Natascha. Aus der Serie »Aids in Odessa«. Foto: Andrea Diefenbach

1974 in Wiesbaden geboren, wurde die Fotografin bekannt durch ihr 2008 erschienenes Buch »Aids in Odessa«, basierend auf ihrer Diplomarbeit an der Fachhochschule Bielefeld. Im Frühjahr 2006 hatte sie einzelne HIV-positive Frauen und Männer in Odessa begleitet und die Besorgnis erregende Aids-Epidemie in der ukrainischen Millionenstadt dokumentiert, die in der westlichen Öffentlichkeit bis heute kaum wahrgenommen wird.

In zwei weiteren Fotobüchern, »Land ohne Eltern« (2012) und »Realitatea« (2022), geht es um Moldawien. »Auf der Suche nach der sozialen Identität der Republik Moldau bin ich für beinahe zehn Jahre immer wieder durch die ländlichen Regionen des kleinen Landes gereist, das seit seiner Unabhängigkeit vor 30 Jahren in einer Identitätskrise steckt. Es ist ein zwischen EU und Russland, Stillstand und Fortschritt, Korruption und Rechtsstaatlichkeit hin- und hergerissenes Land«, erläutert Andrea Diefenbach.

Aus der Serie »Land ohne Eltern«. Foto: Andrea Diefenbach
Aus der Serie »Land ohne Eltern«. Foto: Andrea Diefenbach

In ihrer Serie »Land ohne Eltern« beschreibt sie die Lebenssituation von Arbeitsmigranten. Ihre Fotografien verdeutlichen geradezu schmerzhaft die Distanz zwischen den in der Heimat zurückgelassenen, auf sich gestellten Kindern und den Eltern in der Ferne. Die Publikation »Realitatea« versammelt nicht nur fotografische Vignetten aus einem Land im Schwebezustand, sondern verbindet diese durch Faksimiles moldauischer Zeitungen und Texte mit den politischen Ereignissen der vergangenen zehn Jahre.

Andrea Diefenbachs Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet und international ausgestellt. Von 2016 bis 2022 war sie Senior Lecturer an der Hochschule Luzern. Seit 2022 ist sie Professorin für Fotografie an der Hochschule für Künste in Bremen.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der DGPh Foto-Gala, einer geschlossenen Abendveranstaltung im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, am 12. Oktober 2024 statt.