Ausstellung
Bernhard Schurian

Nachtschwärmer

3. Mai - 17. Mai 2018

Schon das deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm kennt den Nachtschwärmer in seiner heutigen zweiten Bedeutung und beschreibt den noctivagus nach Stieler als »nachtschwärmer, die den tag in nacht, und die nacht in tag veränderen«.

Der Berliner Fotograf Bernhard Schurian bildet Nachtschwärmer der ersten Bedeutungsebene ab, nämlich Insekten (eigentlich Schmetterlinge), die in Dämmerung und Dunkelheit fliegen. Ihn interessieren weniger die kleinen Quälgeister Berlin-Brandenburgischer Seen, sondern Prachtexemplare aus den Naturkundemuseen der Welt. Taxonomisch hören sie auf so illustre Namen wie Sataspes tagalica und gehören zu den Sphingidae, den Schwärmern, oder Exaerete frontalis, die grüne Orchideenbiene und Phytalmia alcicornis, eine Fruchtfliege mit Hörnern. Geografisch stammen sie nicht aus unseren Breiten, sondern aus dem fernen Osten, aus Indien, Nepal, China und Thailand, aus Papua und Nordaustralien oder aus Mittel- und Südamerika.

»Exaerete frontalis« aus der Ausstellung Nachtschwärmer. Foto: Bernhard Schurian

Schurian porträtiert die Insekten so schillernd und glamourös wie die Nachtschwärmer der goldenen Zwanzigerjahre, die noch heute als Sinnbild des ausschweifenden Berliner Nachtlebens gelten. Groß rückt er sie auf schwarzem Untergrund ins Bild, zeigt sie in Frontalansicht oder Dreiviertelprofil, als säßen ihm Menschen gegenüber. Das changierende Grün der Orchideenbiene hätte damals sicher für Aufregung gesorgt, ebenso das haarige Samtblau des Schwärmers mit der lateinischen Bezeichnung Sataspes tagalica.

»Sataspes tagalica« aus der Ausstellung Nachtschwärmer. Foto: Bernhard Schurian

Riesengroß schauen uns die unterschiedlichen Insekten an, ein Maßstabssprung, mit dem der Fotograf nicht zuletzt auf deren Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht der Welt hinweist. Zugleich ist die Abbildungsgröße dieser zum Teil sehr kleinen Insekten das Merkmal der Fotografie von Bernhard Schurian, denn mit herkömmlicher Fototechnik ist es nahezu unmöglich so kleine Lebewesen vom Fühler bis zur Schwanzspitze scharf abzubilden. Um die gewünschte Tiefenschärfe zu erreichen nutzt Schurian die Stacking-Technik, bei der aus zum Teil vielen hundert Einzelbildern nur die jeweils scharfen Bereiche herausgetrennt und am Rechner zu einer neuen im gesamten Bildraum tiefenscharfen Aufnahme zusammengesetzt werden.

Die Vernissage findet am 3. Mai 2018 um 19 Uhr im Rahmen der Eröffnung des p: photography unlimited berlin e.V. statt.

Bernhard Schurian
Nachtschwärmer
4. Mai bis 17. Mai 2018

p: photography unlimited berlin e.V.
Wilhelminenhofstraße 68a
12459 Berlin
pberlin.net

Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag: 16 bis 20 Uhr
Freitag bis Sonntag: 12 bis 20 Uhr
Der Eintritt ist frei.