Ausstellung
GAF Hannover

»Lockdown Corona«

14. Juli - 22. August 2021

Die GAF in Hannover zeigt vom 14. Juli bis 22. August 2021 Bilder zum Thema Corona. Warum sie das in einer Zeit, in der uns Covid-19 seit über einem Jahr noch immer in Atem hält tut, begründen die Betreiber der Galerie wie folgt:

»Zum einen haben wir uns dazu entschlossen, weil sich Corona in die Geschichte der Welt unauslöschlich eingeschrieben hat und mit seinen tragischen und existenziellen Auswirkungen zu einem historischen Ereignis geworden ist. Zum anderen, weil viele damit verbundene Geschehnisse und Situationen unserer Alltagssicht auf die Pandemie verborgen geblieben sind. Denen haben sich unsere Fotograf:innen auf ganz eigene Art genähert. Sowohl was die Themen ihrer Bilder betrifft, als auch die fotografische Handschrift, mit der sie Corona fotografiert haben.«

Die Ausstellung »Lockdown Corona« zeigt Arbeiten von Peter Turnley, André Lützen, Helena Manhartsberger & Rafael Heygster, Niklas Görke und Ingmar Björn Nolting. Zusätzlich hat Florian Müller eine Sammlung aus Bildern, die während der Corona-Pandemie in vielen Ländern der Welt von Überwachungskameras gemacht wurden, zusammengestellt.

Der Amerikaner Peter Turnley zählt zu den bekanntesten Fotojournalisten der Gegenwart. Er hat in über 90 Ländern der Welt 40 Jahre lang die wichtigsten Ereignisse von internationaler geopolitischer und historischer Bedeutung fotografiert. In der GAF wird ein großer Ausschnitt seines Buchprojektes »A New York-Paris Visual Diary-The Human Face of Covid-19« gezeigt. In klassischem Schwarzweiß fotografiert, betrachtet Turnley dieses frei finanzierte Projekt, das er in seinen Wohnorten New York und Paris fotografiert hat, als eine visuelle Hommage an die Menschlichkeit aller Held:innen und Opfer des Weltkrieges gegen den unsichtbaren Feind Covid-19.

»A New York-Paris Visual Diary – The Human Face of Covid-19« von Peter Turnley ist eine visuelle Hommage an die Menschlickeit aller Held:innen und Opfer des Weltkrieges gegen den unsichtbaren Feind Covid-19. Foto: Peter Turnley

»Restricted Area« lautet der Titel der Arbeit des Hamburger Fotografen André Lützen. Darin zeigt er Bilder öffentlicher Räume, die normalerweise Orte der Kommunikation, der Begegnung und der Konfrontation sind. Die Pandemie hat den Blick auf diese öffentlichen Räume verändert. Begrenzungen und Abstandsregeln bestimmen unsere Bewegungen. Absperrbänder, Schutzfolien, Abstandsmarkierungen sind die neuen Zeichen und Bilder dieses Teils unsere Geschichte. Nur in der Dunkelheit mit künstlichem Licht fotografiert, wirken seine Bilder wie polizeiliche Tatortfotos.

Die Fotografin Helena Lea Manhartsberger und der Fotograf Rafael Heygster betrachten ihre Arbeit »Corona Rhapsody« als einen Diskussionsbeitrag zu der Frage, was sich in unserer Gesellschaft durch die Pandemie verändert. Ihnen erging es wie den meisten von uns, sie fühlten sich am Anfang der Pandemie »wie in einem surrealen Traum«. Dem haben sie mit dem Fotografieren vieler verschiedener Aspekte und Szenarien der Pandemie Rechnung getragen. Obwohl dokumentarisch fotografiert, wirken ihre mit Blitzlicht beleuchteten Fotos wie theatralische Inszenierungen.

Der distopischen Wirkung der Arbeit »Tin City« des Frankfurter Fotografen Niklas Görke, aufgenommen während der Corona-Pandemie in Frankfurt am Main, kann man sich kaum entziehen. Geschuldet ist das auch der ungewöhnlichen Technik des Fotografen. Ausgerüstet mit einem Lastenfahrrad, das er als ein mobiles Labor umgerüstet hat, sind seine Fotografien in dem uralten Kollodiumverfahren aufgenommen worden. Dafür musste er die Aluplatten kurz vor der Aufnahme mit einer lichtempfindlichen Schicht überziehen, in feuchtem Zustand mit einer Großbildkamera ca. 5 Minuten lang belichten und umgehend unter Rotlicht entwickeln. Die Spuren des Prozesses, Verunreinigungen der Chemie und Staub bilden sich ebenfalls auf der Platte ab, die so den Schmutz und Staub der Stadt in sich trägt und den Corona-Lockdown geradezu endzeithaft abbildet.

Helena Lea Manhartsberger und Rafael Heygster betrachten ihre Arbeit »Corona Rhapsody« als einen Diskussionsbeitrag zu der Frage, was sich in unserer Gesellschaft durch die Pandemie verändert. Foto: Helena Lea Manhartsberger & Rafael Heygster

Kaum jemand hat in Deutschland das Leben während der Corona-Pandemie so breit dokumentiert wie der junge Leipziger Fotograf Ingmar Björn Nolting. »Measure and Middle«, so der Titel seiner Arbeit, bezieht sich auf ein Zitat der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die sprach sich am Beginn der Pandemie in Deutschland für ein Vorgehen mit »Maß und Mitte« aus. Seit März 2020 verfolgt der Fotograf die Pandemie in Deutschland, um ein umfassendes und persönliches Dokument zu schaffen. Dabei sind ihm viele hintergründige Bilder mit sehr großer Tiefe gelungen.

Die letzte ausgestellte Arbeit hat keine klassische Autorenschaft. Sie besteht aus Fotografien, die während der Corona-Pandemie in vielen Ländern der Welt von Überwachungskameras gemacht wurden. Mal unscharf, oder mit Farbrauschen und Farbverschiebungen. Aufgenommen an öffentlichen Plätzen, in Unternehmen, Schulen, Häusern. Auch sie vermitteln einen Aspekt des Corona-Alltags. Gesammelt und für den Bildschirm aufbereitet hat sie der hannoversche Fotograf Florian Müller.

In seiner Serie »Restricted Area« zeigt André Lützen öffentliche Räume, die normalerweise Orte der Kommunikation, der Begegnung und der Konfrontation sind. Die Pandemie hat den Blick auf diese Orte verändert. Foto: André Lützen

»Lockdown Corona«
14. Juli bis 22. August 2021
Vernissage am Mittwoch, den 14. Juli um 19 Uhr.

Galerie für Fotografie (GAF)
Seilerstraße 15d
30171 Hannover
gafeisfabrik.de

Öffnungszeiten
Die Galerie ist donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.