Ausstellung
Brigitte Kraemer

»Im Pott« in der GAF

4. Mai - 12. Juni 2022

Die Nähe zum Menschen war schon immer das, was die Fotografin Brigitte Kraemer interessierte und da war ihr das Ruhrgebiet, aus dem sie stammt und dessen Sprachkolorit die 67-jährige bis heute nicht abgelegt hat, als Arbeitsfeld viel gelegener als andere, vielleicht fotogenere Gegenden. Denn hier kennt sie sich aus und hier fühlt sie sich den Menschen nahe, die sie fotografiert.

Und noch eines kam ihr bei der Konzentration auf das Ruhrgebiet entgegen. Im Ruhrgebiet, wo sich die Orte mit ihren insgesamt 5,1 Millionen Einwohner*innen aneinander drängen wie Urlauber*innen am Badestrand, da gibt es so viele Museen, Galerien, Kommunen, Kultureinrichtungen, Stiftungen usw., dass Sie immer Abnehmer*innen für ihre zumeist frei produzierten und selbstgewählten Themen findet.

Familie in Bottrop, 2002. Foto: Brigitte Kraemer

Man kann die Art und Weise, mit der Brigitte Kraemer ihre Bilder fotografiert, mit Fug und Recht »klassisch« nennen. Zumeist mit der Leica aufgenommen und einem 35mm-Objektiv. Und immer nahe dran, gemeint im doppelten Sinn des Wortes. Dabei ist ihre Nähe zu den Protagonist*innen aber nicht nur eine Frage räumlicher Distanz, sondern vor allem emotionaler Verbundenheit. Dafür investiert sie viel Zeit, denn vertrauensvolle Beziehungen, die Basis ihrer fotografischen Arbeit, entwickeln sich nicht im D-Zug-Tempo. In ihren Bildern wird deutlich was Annie Leibowitz meinte, als sie sagte: »Fotografie ist eine Liebesaffäre mit dem Leben.«

Und das fotografiert Brigitte Kraemer, wo es sich anbietet, auch mit einem Augenzwinkern. Immer darauf bedacht, die notwendige Balance zwischen Distanz und Nähe zu behalten, um den richtigen Augenblick für den Druck auf den Auslöser nicht zu verpassen.

Autowäscher im Ruhrgebiet. Foto: Brigitte Kraemer
Büdchen in Gelsenkirchen. Foto: Brigitte Kraemer

So entstanden ihre bekanntesten Arbeiten wie Mann und Auto, Am Kanal, Die Bude oder Camper im Ruhrgebiet, von denen Bilder in der GAF gezeigt werden. In ihnen gelingt ihr eine treffende Visualisierung der Menschen im Pott.

Brigitte Kraemer, geboren 1954 in Hamm, hat nach ihrer Ausbildung zur Steuergehilfin an der Folkwangschule für Gestaltung, Gesamthochschule Essen im Studiengang Visuelle Kommunikation studiert, u.a. bei Willy Fleckaus (Layout) und Angela Neuke (Fotografie). Von 1983 bis 1991 war sie mit Michael Wolf, Wolfgang Staiger und Marc Izikowitz Gesellschafterin der Fotografenagentur »Antrazit«. Seit 1982 ist sie als freie Fotografin im Ruhrgebiet tätig. In ihrem langen Berufsleben erhielt sie für ihre Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen, u.a. zwei LeadAwards in Gold und Silber für die stern-Reportage »Auf ein neues Leben« im Jahre 2005 und für »Mann und Auto« den Fotobuchpreis 2008.
Außerdem wurden ihre fotografischen Projekte mit zahlreichen Stipendien unterstützt.

Brigitte Kraemer – Fotografin des Ruhrgebiets
Im Pott
5. Mai bis 12. Juni 2022
Vernissage am 4. Mai um 19 Uhr.

Galerie für Fotografie (GAF)
Seilerstraße 15d
30171 Hannover
http://gafeisfabrik.de/

Öffnungszeiten
Donnerstag bis Sonntag 12-18 Uhr