Ausstellungen
GAF Hannover

»Flussgeschichten«

1. September - 9. Oktober 2022

Der Fluss im 21. Jahrhundert hat sich in seiner Bedeutung stark gewandelt, die weltweiten Hauptströme  sind mittlerweile vor allem wichtige Transportwege ökonomischer und imperialer Macht und von hoher geopolitischer Relevanz. Und dennoch, im Kleinen befördern sie, egal ob man an der Leine oder der Elbe steht, auch unser Fernweh, bergen Mythen und versprechen Abenteuer. Gerade diese ambivalente Kraft hat für Fotograf*innen schon immer einen großen Reiz ausgeübt. Dem Lauf eines Flusses zu folgen, das verheißt Begegnungen und immer wieder neue Bilder. Je länger der Fluss, desto abwechslungsreicher in der Regel die ihn umsäumenden Landschaften.

Eine kleine Auswahl von Geschichten tragen fünf Fotograf*innen in einer gemeinsamen Ausstellung zusammen. Ihre Flussgeschichten sind so unterschiedlich fotografiert, wie es die fünf Flüsse sind, ihre Hauptdarsteller*innen:

Nur 295 Kilometer lang ist die Isar und sie ist in ihrem ganzen Lauf nicht schiffbar. Der Fotograf Martin Friedrich hat sie über mehrere Jahre hinweg zu jeder Jahreszeit analog mit einer Großbildkamera fotografiert. Ohne dabei Menschen abzubilden, hat er sich ganz auf ihre Physiognomie beschränkt. Der Mensch tritt in seiner Serie nur als Schöpfer*in urbaner Spuren in Erscheinung.

Autowracks, Spuren menschlicher Zivilisation am Ufer der Isar. Foto: Martin Friedrich.

Zehn Jahre lang hat der italienische Fotograf Giulio Di Sturco den indischen Fluss Ganges für sein Projekt »Ganga Ma« auf einer Länge von 2.500 Kilometern in größtenteils quadratischen Bildern fotografiert. Der Fluss bildet die Lebensgrundlage für 400 Millionen Menschen, die an seinen Ufern leben. Die Vergiftung des Flusses und der gesunkene Wasserstand bedrohen ihren Lebensraum. Basierend auf den Traditionen der Dokumentarfotografie bemüht er sich in seiner Bildsprache, die durch eine ganz eigene Farbigkeit der Ganges-Bilder dominiert wird, um eine Mischung von Realität und Fiktion.

Ein Kuhtransport auf dem Ganges in Indien. Aus der Serie »Ganga Ma« von Giulio Di Sturco.

Die Fotografin Tamina-Florentine Zuch hat gemeinsam mit der Reporterin Bettina Sengling fast die gesamte Wolga bereist, der mit 3.500 Kilometern längste Fluss Europas. Dabei hat sie von Kamelzüchter*innen über Fischer*innen bis zu der Zukunftsstadt Innopolis das enorm unterschiedliche Leben am Strom fotografiert und versucht, seinen Mythos zu ergründen.

Ein Mann, badend an der Wolga. Foto: Tamina Florentine Zuch.

In einer spannenden Mischung aus Landschaften, Porträts und szenischen Bildern hat der deutsch-amerikanische Fotograf Jasper Bastian in seiner Arbeit »Across the River« den Fluss Ibar an dem Abschnitt fotografiert, wo er die nord-kosovarische Stadt Mitrovica seit 22 Jahren in einen serbischsprachigen und einen albanischsprachigen Teil spaltet.

Der Ibar in der Stadt Mitrovica im Kosovo. Aus der Serie »Across the River« von Fotograf Jasper Bastian.

Mit enorm impressiven Sichtweisen, die dem Fluss eine ganz besondere Ästhetik verleihen, hat der polnische Fotograf Mikolaj Nowackis Polens größten Fluss, die Oder, fotografiert. Sie ist der Fluss seiner Jugend in Breslau und an ihren Ufern hat er viel Zeit verbracht und seinem Fernweh Nahrung gegeben. Ab der Neißemündung ist die Oder bis nördlich von Schwedt Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen.

Eine Demonstration auf einer Brücke über der »Odra«, dem größten Fluss Polens. Foto: Mikolaj Nowacki.

Martin Friedrich, Giulio Di Sturco, Jasper Bastian, Mikolaj Nowacki, Tamina-Florentine Zuch
Flussgeschichten
Vom 1. September bis zum 9. Oktober 2022
Eröffnung am 31. August um 19 Uhr.

Fotogalerie GAF in der Eisfabrik
Seilerstraße 15d
30171 Hannover
www.gafeisfabrik.de

Öffnungszeiten
Donnerstag bis Sonntag 12-18 Uhr