Ausstellung
Lorenz Kienzle

Die Ruinen von Peenemünde – Vom Werden und Vergehen einer Rüstungslandschaft

2. Februar - 31. März 2023

Die Versuchsstellen Peenemünde – eine ehemalige Großforschungseinrichtung mit hunderten Labor- und Bürogebäuden, Werkstätten, Prüfständen, Fertigungsanlagen, 80 Kilometern Schienennetz, Straßen, Häfen, Flugplatz, Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Siedlungen und Lagern. Im Zweiten Weltkrieg konnten Heer und Luftwaffe dort unbemannte Fernwaffen mit neuartigen Antrieben zur Einsatzreife bringen. Gleichzeitig machte es diese Infrastruktur möglich, dass im vormals kaum besiedelten Norden der Insel Usedom gleichzeitig bis zu 12.000 Menschen lebten, arbeiteten und höchst ambitionierte Vorhaben realisierten.

Doch in Peenemünde wurde der Krieg nicht nur vorbereitet, er kam durch vier Luftangriffe der Westalliierten auch genau an diesen Ort zurück. Nachdem die Wehrmacht Peenemünde zum Kriegsende hin aufgegeben hatte, besetzte die Sowjetarmee die Anlagen, nutzte sie kurzzeitig weiter, brachte Maschinen und ganze Gebäudeteile ins eigene Land und sprengte den Großteil der verbliebenen Einrichtungen. Was noch brauchbar war, wurde zum Neuaufbau zerstörter Orte in der Region verwendet – oder von der Natur zurückerobert.

Zempin, Feldstellung II, Schleuder. Foto: Lorenz Kienzle

Die Ausstellung »Die Ruinen von Peenemünde – Vom Werden und Vergehen einer Rüstungslandschaft« zeigt 47 großformatige Bilder des Berliner Fotografen Lorenz Kienzle, der den Zustand der Ruinenlandschaft Peenemünde 2018/19 und 2022 festgehalten hat. Diesen stehen Fotos vom Bau und Betrieb der Anlagen gegenüber. Auf einer dritten Ebene sind Objekte zu sehen – sowohl bauliche Relikte als auch Bodenfunde aus der Umgebung dieser Anlagen, wie beispielsweise technische Geräte, Werkzeuge, Alltagsgegenstände oder materielle Zeugen des Kriegs. Die Kombination dieser Exponattypen weist auf die Bedeutung der historischen Landschaft Peenemündes für das Verständnis der Geschichte hin und macht das Arbeiten und Leben der tausenden von Menschen sichtbar, die an nicht-exponierten Stellen – viele von ihnen unter Zwang – arbeiteten. Zudem stellt die Ausstellung die kulturwissenschaftliche und archäologische Herangehensweise an die Geschichte Peenemündes vor, welche die historiographischen Methoden ergänzt.

Werk West Hochbunker (Truppenmannschaftsbunker 750), 2019. Foto: Lorenz Kienzle

Wie erforschen Archäolog*innen einen Ort der Moderne? Welche Fragen ergeben sich aus einem materiellen Ansatz, und welche Antworten liefert er, die Schrift- und Bildquellen nicht liefern können?
Die Fotografien der Ruinen regen zu Reflexionen an, wie der Mensch die Landschaft umgestaltet hat und wie überheblich und auch vergänglich der Anspruch war, mit fortschrittlicher Waffentechnik den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen. Die Ausstellung möchte gleichermaßen einen wissenschaftlichen wie einen ästhetischen Zugang zum historischen Ort Peenemünde schaffen.

Brunnenhaus und Wasserwerk , 2019. Foto: Lorenz Kienzle

Lorenz Kienzle
Die Ruinen von Peenemünde – Vom Werden und Vergehen einer Rüstungslandschaft
Vom 2. Februar bis zum 31. März 2023
Eröffnung am 2. Februar um 11 Uhr

Historisch-Technisches Museum Peenemünde
Im Kraftwerk
17449 Peenemünde
www.museum-peenemuende.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10-16 Uhr