Crossing Frontiers – North Korea’s Great Unknown
Nordkorea, 10. August 2014: Gegen Mittag erreicht die Reisegruppe den Gipfel des Paektusan im nordkoreanisch-chinesischen Grenzgebiet. Der Paektusan wird von allen Koreanern als mystischer Ort verehrt, als Gründungsstätte der koreanischen Nation.
Hier gelingt Martin von den Driesch ein Foto, das bis heute zu einem Lieblingsmotiv seiner Korea-Expedition zählt: Die Soldatin auf dem heiligen Berg Paektusan, schüchtern vor der Kamera stehend, den direkten Blick vermeidend. Sie hat erstaunlicherweise nicht ablehnend auf den Vorschlag des Fotografen reagiert – mehr gestikulierend denn per Sprache vermittelt – ihm einige Meter zu folgen, um den perfekten Hintergrund (Himmelssee und China!) zu haben. Schnell eine Handvoll Bilder gemacht, bevor es wieder von Seiten der Regierungsaufpasser tönt: »No more photos, Martin. Come on, let’s go!«.
Fünf Wochen vorher ist der Fotograf als einziger westlicher Teilnehmer einer russisch-koreanischen Reisegruppe in Moskau aufgebrochen, um per Auto durch verschiedene ehemalige Sowjetrepubliken und dann durch Sibieren bis nach Vladivostok zu fahren. Von dort geht es weiter in die russische Grenzstadt Hassan, wo die Autos auf eine Art Autoreisezug geladen werden, um einige Kilometer weiter, dann in Nordkorea, für die Weiterreise entladen zu werden.
Alles unter ständiger Beobachtung durch Genosse Tso von der Nordkoreanischen Botschaft in Moskau, der uns vor Grenzübertritt nochmals einbläut: Wenn ein Expeditionsteilnehmer ein Problem macht, bedeutet das Probleme für die ganze Gruppe, einschließlich der Regierungsaufpasser. Gesellschaftskritik muss also außen vor bleiben.
Den einzigen Ausfall diesbezüglich leistet sich der Fotograf an einem feucht-fröhlichen Abend in der nordkoreanischen Provinz, wo auf die russisch-koreanisch-deutsche Freundschaft angestoßen wird – Anlass der Reise ist das 150jährige Jubiläum der ersten koreanischen Ansiedlung in Russland: Auf die Beliebtheit von Hyundai und Kia in Deutschland verweisend, erntet er tödliche Blicke und eisiges Schweigen von seinen nordkoreanischen Begleitern. Nord und Süd verwechselt. Nicht immer ist Wodka vorteilhaft als Zungenlöser.
Weitergehende Konsequenzen scheint dieser Ausfall aber nicht zu haben: Kurz vor Ende der Reise kreuz und quer durch Nordkorea gibt es für jeden Expeditionsteilnehmer in Pjöngjang eine Anstecknadel mit Porträts des Ewigen und des Großen Führers, also von Staatsgründer Kim Il-Sung und seinem Nachfolger Kin Jong-Il, überreicht vom Parlamentssprecher persönlich.
Und am letzten Tag in der nordkoreanischen Hauptstadt gibt es sogar noch grünes Licht für eine historische Aktion: Die Reisenden dürfen als erste Gruppe überhaupt direkt mit den Autos von Pjöngjang über die Demilitarisierte Zone (DMZ) nach Seoul reisen – wo sie mit rotem Teppich, dutzenden Kameras und einem weiteren besonderen Geschenk empfangen werden: einer Uhr mit der Aufschrift »By the Prime Minister of Korea«.
Martin von den Driesch zeigt vom 3. bis zum 23. März 2017 seine Fotos und Videos aus Nordkorea im »Atelier für Photographie« in Berlin. Vernissage am Donnerstag, 2. März 2017, um 19 Uhr. Am Samstag, den 18. März 2017, ist ab 19:30 Uhr eine koreanische Party geplant. Alle Fotointeressierten sind dazu herzlich eingeladen.
Außerdem ist eine Publikation der Fotos geplant, die mit Hilfe eines Crowdfundings finanziert werden soll. Mindestens 6.750,– Euro sollen dabei zusammenkommen, als Dankeschön gibt es z.B. das Buch (auch als Sonderedition), Postkarten und Prints. Die Kampagne läuft noch bis zum 22. Februar 2017 auf Kickstarter und kann hier unterstützt werden: https://www.kickstarter.com/projects/1306726166/crossing-frontiers-north-koreas-great-unknown
Martin von den Driesch
Crossing Frontiers – North Korea’s Great Unknown
3. bis 23. März 2017
Atelier für Photographie
Christburger Strasse 18
10405 Berlin
www.photographieberlin.de
Öffnungszeiten
Täglich von 10 bis 18 Uhr