Ausstellung
Bethel Fath

Bleibende Momente – Lichtenrade zeigt Gesicht

6. Dezember - 14. Dezember 2017

Was ist Lichtenrade? Auf diese Frage könnte man eine sehr kurze Antwort geben: der südlichste Ortsteil des Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Diese Antwort ist zwar richtig, aber bestenfalls unzureichend. Wer das Berliner Stadtviertel Lichtenrade begreifen will, der muss die Menschen treffen, die hier leben. Die Menschen, deren Persönlichkeit das Bild dieses Stadtteils genauso prägt, wie Straßen, Häuser, der Bahnhof, der Dorfteich oder die Alte Mälzerei.

Die Fotografin Bethel Fath hat sich Ende 2016 im Auftrag des Aktiven Zentrums Lichtenrade Bahnhofstraße mit ihrer Kamera aufgemacht, um Lichtenrade durch seine Bewohner sichtbar zu machen. Dabei folgte sie absichtlich keinem vorgegebenen Plan oder geradlinigen Wegen. Perlentauchen nennt sie diese Art kreativer Spuren- und Motivsuche. Der künstlerische Prozess ist dabei nur scheinbar vom Zufall geleitet. In Wirklichkeit offenbaren sich auf diese Art und Weise Strukturen, die wie ein Pilzgeflecht unter der Oberfläche wirken.

»Wir kommen ursprünglich aus Rumänien. Heute lebt meine ganze Familie hier. Mein Sohn hat eine Naturheilpraxis gleich ums Eck.« – Irina L., Seniorin. Foto: Bethel Fath
»Wir kommen ursprünglich aus Rumänien. Heute lebt meine ganze Familie hier. Mein Sohn hat eine Naturheilpraxis gleich ums Eck.« – Irina L., Seniorin. Foto: Bethel Fath

»Es ist wie in der Stadtplanung. Man entwirft einen Weg von A nach B. Dann sieht man aber, dass die Leute viel lieber eine Abkürzung oder Trampelpfade nehmen. Mir geht es darum, diese sozialen Trampelpfade zu nutzen und sichtbar zu machen.« Die sozialen Trampelpfade, denen Fath nachspürte, führten die Fotografin nach unten und nach oben, nach drinnen, draußen, an den Rand und in die Mitte, kreuz und quer durch Lichtenrade. Überall traf sie auf Leute, die mit großer Offenheit und meist ebenso großem Selbstbewusstsein von sich und Lichtenrade erzählten. Die spontan und meist gleich an Ort und Stelle entstandenen Porträts zeigen Menschen mit einer eigenen Geschichte – Individuen, die dennoch ein Teil des großen Ganzen sind.

Das Bild dieses großen Ganzen, das Lichtenrade ist, begann sich schon im Verlauf dieses intuitiven Streifzugs vor der Kamera von Bethel Fath abzuzeichnen. Es zeigt einen Stadtteil, der just aus einem Dornröschenschlaf erwacht ist und sich gerade merklich verändert. Veränderungen, die den Lichtenradern Sorge bereiten. Aber auch Veränderungen, die Lichtenrade zu einem noch besseren Ort machen könnten. Dazu gehören ein wachsendes Zusammengehörigkeitsgefühl, Lust auf Experimente, Eigeninitiative und ehrenamtliches Engagement.

»Für meinen kleinen Imbiss mit Tex-Mex-Küche ist die zentrale Lage am Bahnhof ideal. Zu mir kommen alle möglichen Leute mit kleinem und großem Hunger.« – Manik Q., Koch. Foto: Bethel Fath
»Für meinen kleinen Imbiss mit Tex-Mex-Küche ist die zentrale Lage am Bahnhof ideal. Zu mir kommen alle möglichen Leute mit kleinem und großem Hunger.« – Manik Q., Koch. Foto: Bethel Fath

Die meisten Lichtenrader haben einen besonderen Bezug zu ihrem Stadtteil. Hier suchen sie einen Ort, wo sie ihre Kinder großziehen, ihrer Arbeit nachgehen und ihre Leidenschaften leben können. Hier finden sie, was es andernorts in Berlin so nicht gibt – dörfliches Idyll in der Großstadt, viel Grün, kleine Läden und besondere Räume der Begegnung.

Was ist also Lichtenrade? Lichtenrade ist das, was die Menschen aus diesem Ort machen. Deshalb wäre die eigentliche Frage auch: Wer ist Lichtenrade? Einige Antworten auf diese Fragen gibt diese Ausstellung, die nicht nur Menschen in Lichtenrade zeigt, sondern auch das Leben im Stadtteil und die verschlungenen und zugleich verbindenden sozialen Pfade ihres Zusammenlebens sichtbar macht.

Vernissage am 6. Dezember 2017 um 17 Uhr.

Alte Mälzerei Lichtenrade
Steinstraße 37-41
12307 Berlin

Öffnungszeiten
6., 11. & 13. Dezember 2017, 17 bis 20 Uhr,
12. & 14. Dezember 2017, 11 bis 14 Uhr