Ausstellung
Hans-Jürgen Burkard

An Tagen wie diesen

15. Mai - 26. Juni 2022

In »An Tagen wie diesen« entdeckte Hans-Jürgen Burkard seine Heimat neu, kombinierte Fotografien mit Songtexten jüngerer deutscher Musik und schuf so ein poetisches Deutschland-Bild von verzaubernder Kraft.

Hans-Jürgen Burkard hat eine außergewöhnliche Deutschland-Reise unternommen: eine Reise, bei der ihm deutsche Liedertexte die Vorlage und der Assoziationsstoff für ein fotografisches Porträt deutscher Zustände und Befindlichkeiten waren. Die deutsche Popmusik, kritisch, ätzend, aber auch liebevoll und selbstbewusst: Was verrät sie über das Land, was zeigt sich in ihr? Hans-Jürgen Burkard hat Liedtexte wie »Mädchen von Kreuzberg« von Prinz Pi, »Rotlichtmilieu« von Haftbefehl, »Eppendorf« von Samy Deluxe , »Hinterland« von Casper und über 100 andere Songs in große Bilder übersetzt: frei, schräg, verstörend, fröhlich, rätselhaft.

35 Jahre lang zunächst für GEO, dann ab 1989 für den Stern überwiegend im Ausland, vor allem in den Ländern der früheren Sowjetunion tätig, war es eine Heimkehr für Burkard.

Gestrandete Pottwale im Nationalpark Wattenmmer vor Dithmarschen. Foto: Hans-Jürgen Burkard

Mit einem dicken Stapel ausgedruckter Songtexte auf dem Beifahrersitz »erfuhr« er im Sinne des Wortes auf Tausenden von Kilometern die Republik. Suchte dabei, inspiriert von der Musik, nach Stimmungen und Situationen, die zu ihr passten. Fand sie zwischen gestrandeten Walen an Dithmarschens Nordseeküste und dem urbayrischen Gäubodenfest in Straubing, umflogen von Alpendohlen am Zugspitzgipfel und zwischen den Hinterlassenschaften der »Rock am Ring«-Besucher. Momente, die eine Stimmung wiedergeben, eine Situation dokumentieren, ein Gefühl einfangen: Widersprüche und Extreme, Aufschreien oder Verstummen, ein zärtlicher Blick auf eine fremd und zugleich vertraut empfundene Welt.

So, wie Liedermacher und Texter ihre Erzählungen aufbauen, so selektiert und fotografiert Hans-Jürgen Burkard gezielt seine Motive und baut sie mit den Songtexten zusammen. »Ordnend ins Geschehen eingreifen« nennt er das. Sich die Welt erklären, oder es zumindest versuchen: fragmentarisch, wie sie sich zeigt, keine zusammenhängende, logisch sich fortschreibende Geschichte, ein Mosaik aus Blicken, Sekunden, Ewigkeiten.

Zugspitze. Foto: Hans-Jürgen Burkard

Nach langen Jahren als Fotograf in Russland kehrt er zurück, fährt mit dem Auto durch Deutschland. Fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn. Er hört Radio, sammelt Hooklines wie andere Postkarten, hört Bilder und sieht Songtitel. Das Rastlose des Herumfahrens, die sinnfreie Abfolge von gesungenen Kurzgeschichten, die aus dem Lautsprecher tönt, all diese Zufälligkeiten ergeben durch Burkards Kombinationen plötzlich Sinn. Sie bilden nichts ab, sie schaffen etwas Neues: Ein Dazwischen, was in der Zwiesprache von Text und Bild entsteht. Als Reporter sucht er nach Wahrheit, als Fotograf weiß er, dass es sie nicht gibt.

Hans-Jürgen Burkard
»An Tagen wie diesen«
15. Mai bis 26. Juni 2022

Horbach Stiftung
Wormser Str. 23
50677 Köln

Öffnungszeiten
Montag und Freitag von 15:30 bis 18:30 Uhr
Sonntag von 11:00 bis 14:00 Uhr