166A – On the path of my past
Der Düsseldorfer Stadtteil Flingern war in den 80er Jahren eine Mischung aus rauem Arbeiterviertel und sozialem Brennpunkt, in dem die Polizei öfter patrouillieren musste. Wir wohnten in einer Sozialwohnung in der Nähe des Herrmannsplatzes, der sich nachts in einen Treffpunkt von Drogenabhängigen und Alkoholikern verwandelte. Nicht bezahlte Stromrechnungen, ein leerer Kühlschrank und ein Mangel an elterlicher Fürsorge waren in meiner Kindheit Normalität. Mit der Zeit hat der Stadtteil sich zu einem Szenebezirk mit Design Shops, Galerien und trendigen Kaffees entwickelt, in dem in der Sonne unter Olivenbäumen Caramel-Fleur-de-Sel-Eis gegessen wird.
Nach dem Abitur, dem Fotografie-Studium und einigen Jahren im Ausland, besuchte ich die Orte meiner Kindheit, um mich meiner Vergangenheit fotografisch zu stellen. In dieser autobiografischen Arbeit stelle ich Originalfotos mit gegenwärtigen Bildern und Texten gegenüber. Fragen, die mich im Prozess begleiteten: Wie kann ich die Erlebnisse und Glaubenssätze meiner Vergangenheit bearbeiten, damit sie meine Gegenwart nicht mehr negativ beeinflussen? Wie kann ich die Verantwortung für die Erfüllung meiner unbeantworteten Bedürfnisse übernehmen? Wie kann ich eigene Lebensperspektiven unabhängig von den Vorgelebten kreieren?
Gezeigt wird die Arbeit von Yolanda vom Hagen im Rahmen der Gruppenausstellung »Parallelwelten – Kinderarmut in Deutschland». Laut dem Kinderarmutsberichts 2017 des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung sind 19,7 % der Kinder in Deutschland und laut einer UNICEF–Studie von 2017 35% der Kinder im Ruhrgebiet von Armut betroffen. Wenn man genauer hinsieht, sind manche Stadtteile insbesondere in der Emscherregion davon noch wesentlich härter betroffen. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung (2019) gibt es in Gelsenkirchen besonders viele Kinder, die von Armut und deren Folgen betroffen sind. Ein jedes Kind hat ein Recht auf eine eigene Perspektive und gleiche Chancen. Die Ausstellung versucht, durch Fotoarbeiten unterschiedlicher Bildautor*innen auf die Situation dieser Kinder hinzuweisen und ein politisches Klima, das eine Hinwendung zur Sicherung von Lebensperspektiven für alle Kinder fordert, zu fördern.
Eröffnung der Ausstellung am 6. Februar 2020 um 18:30 Uhr.
Yolanda vom Hagen
166A – On the path of my past
6. Februar bis 9. Mai 2020
Parallelwelten – Kinderarmut in Deutschland
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
www.wipage.de
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr
Samstag 8 bis 15 Uhr
Der Eintritt ist frei.